Hallo,
ich kenne das Verhalten von meiner Ronja. Ist zwar kein Aussie, aber ich denke, das spielt keine große Rolle.
Spaziergänge sind anstrengend, wenn man nie weiß, ob sie gleich wieder austickt oder eben nicht. Bei uns war es so um den 9. bis 10. Monat auch am schlimmsten, wo wir uns einig waren, daß wir dran arbeiten müssen. Habe hier im Forum viele Tips bekommen, die auch hilfreich sind und gute Ansätze einer privaten Trainerin. Ronja reagiert teilweise aus Angst und Unsicherheit so. Sie meint, die Situation klären zu müssen und verbellt potenzielle Gefahren. Traut sich aber nie ganz nah ran, springt so auf 2Meter Abstand drum rum.
Ich muß also mit ihr super vorausschauend gehen. Muß "gefährliche" Objekte VOR IHR sehen und ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken. Geht bei Ronja mit Leckerchen sehr gut. Außerdem sollte sie niemals vorweg laufen, also eher neben oder sogar hinter mir. So ist sie nicht in der Position, irgendetwas regeln zu müssen. Ich mußte lernen, ihr Sicherheit zu vermitteln. Dazu muß man erstmal seine eigene ablegen. Der Gedanke "Da kommt jemand, gleich geht es wieder los...!" muß verbannt werden. Der Hund spürt das.
Ich füttere Ronja gefährliche Dinge schön und trällere gleichzeitig so Sachen wie "feeeiiiiiner Jogger, Ronja schau mal, feeeiiiinnn...!" Sie soll das "Objekt" ja sehen. Wenn sie es seht (fixiert), pfeife ich kurz oder mache ein "Psst" und sie schaut mich an...ich lobe und füttere. Dabei nehm ich sie kurz neben mich und passiere das Objekt zwischen ihr und der "Gefahr", bilde also quasi ein Schutzschild. Läuft sie frei, muß ich noch schneller sein. Muß sie abrufen, bevor sie fixiert, sonst geht nix mehr. Sie reagiert dann auf mich ebenfalls gar nicht mehr. Kann ich sie noch abrufen, setze ich sie neben mich, kniee mich evtl. noch zu ihr und füttere sie. KEINE BERUHIGENDEN WORTE ODER STREICHELN. Ich will sie nicht bestärken in ihrer Angst oder Unsicherheit. Mit dem Füttern erreiche ich bei ihr die Umkehr ihres Gefühlszustandes. Nicht "Hilfe, da kommt wer, mach was...geh weg...!" sondern "Hey, da ist wer, jetzt gibt's was Leckeres bei Frauchen."
Mittlerweile sind ihr Jogger und Kinderwagen egal und entgegenkommende Leute können wir fütternder Weise auch an engen Gelegenheiten passieren. Es sei denn, die Leute sprechen sie an, dann geht es wieder los.
Ronja zeigt sich auf belebten Plätzen oder in der Stadt, auf Festen auch scheinbar entspannt. Meine Trainerin sagte mir aber, daß sie dolle unter Streß steht. Bei so vielen Menschen weiß sie einfach nicht, wen sie zuerst verbellen soll und ist einfach überfordert. Sie hofft einfach drauf, daß sie es schnell überstanden hat und Frauchen sie da wieder rausbringt. Der Streßfaktor ist für sie dann einfach zu hoch. Merk ich auch teilweise daran, daß sie nicht mal mehr Leckerchen nimmt. Wir üben auch das, gehen öfter mal bei schönem Wetter auf den Marktplatz und drehen ein paar Runden, setzen uns auf ne Bank. Mittlerweile kann ich sie da auch füttern. Sie entspannt sich also.
So, ist jetzt recht lang geworden, aber das ist eben alles das, was mir aus eigener Erfahrung dazu einfällt. Wir arbeiten seit fast 4Monaten dran und perfekt ist es noch immer nicht. Fortschritte sind aber erkennbar und ich lobe sie immer überschwänglich, wenn wir ohne Bell-Konzert an Leuten vorbeikommen.
Liebe Grüße und viel Geduld
BETTY und Ronja