Ich würde weder mir noch dem Hund den Stress weiter geben und würde kastrieren lassen.
Natürlich wirst du auch dann noch gewaltig an eurer Bindung und Beziehung arbeiten müssen, weil Kastra keine Erziehung ersetzt, aber der Hund ist jetzt zwei, erfahrungsgemäß wird er sein volles Agressionspotential erst mir 3 erreichen und das würde ich nicht abwarten wollen.
Üblicherweise ist immer irgendwo eine Hündin läufig, da ist es für dich und für ihr eine Qual. wenn es soweit geht, dass er sich in so einem Kanal befindet, dass er gar nicht mehr ansprechbar ist, wirst Du weder mit Clicker noch mit Futterbeutelchen was erreichen. Er wird weder den will to please haben, den du für Clicker brauchst, noch wird er überhaupt Futter nehmen. Außerdem hat er das Thema auch in der Wohnung und da kannst du ihn ja nicht ständig bespassen und ablenken. Und für die Durchsetzung eines Abbruchkommandos scheinst Du jetzt nicht unbedingt der Typ zu sein und auch das funktioniert nicht mehr daheim, wenn Du nicht ständig um den Hund rum bist.
Ich würde weder den Hund monatelang an der Schlepp (oder der kurzen Leine, um schnüffeln und lecken zu vermeiden) führen wollen, noch wollte ich ihn so drücken, dass er über Gehorsam und Abbruchkommando auch in dieser Reizlage unter Kontrolle ist. Nicht, wenn es nicht nur kurz auf ein paar Metern ist, wenn er der Läufigen begegnet, sondern wenn für diese Trieblage bereits der Geruch reicht. Das meine Lieben, belastet die Beziehung nämlich auch, wenn man laufend Druck machen muss, sich selbst und den Hund stresst, ungern raus geht, insgeheim den Hund verflucht, den Hund weder auslasten noch ihm gerecht werden kann. Und das, nur um theoretisch zu können, praktisch aber nicht zu dürfen.
Ich bin auch nicht dafür alles immer sofort zu kastrieren. Aber ab nem gewissen Leidensdruck denk ich mir, man muss weder sich noch dem Hund das Leben unnötig schwer machen. Hat der Hund wirklich verdient, zu jammern, nicht zur Ruhe zu kommen, nur noch an der Meterleine geführt zu werden, zu fasten, künftig vermutlich sich alles mögliche über das Geschleck und die Hormonlage einzufangen (Parasiten, Prostataprobleme...), nicht mehr offline zu gehen, vermutlich nicht mal mehr in den Garten zu dürfen, dafür, kaum mehr Sozialkontakt zu haben, dass er seine Klöten behalten darf? Na da hat er aber viel davon, wenn er sonst Sozialkontakt haben dürfte, Spielen, Toben, Rennen dürfte, offline und im Garten wäre, man gern mit ihm raus ginge und was mit ihm unternehmen würde.
Ach ja, weder bei Pferden, noch bei Rindern, noch bei Katzen, wird um Kastra so ein Hype gemacht, da wird immer von ner positiven Verhaltensänderung und nem leichteren Handling ausgegangen.