Was ist schon eine typische Rassedisposition? HD? Das betrifft so viele Hunde, on reinrassig oder gemixt.... Ditto für viele andere Erbkrankheiten. Deine Überlegung trifft nur zu, wenn es um ein wirklich überdurchschnittlich hohes Krankheitsrisiko geht, und als Partner einen anderer reinrassiger Hund mit für die betreffende Krankheit unterdurchschnittlichem Risiko nimmt. Also für die typische F1-Gebrauchskreuzung. Bei F1xF1 sieht es in der Folgegeneration F2 schon wieder ganz anders aus - da machen sich bereits die Defektgene beider Ausgangsrassen wieder bemerkbar, und man hat nun Hunde, die die Rassedispositionen beider Ausgangsrassen weitergeben. Ist das besser? ich bin nicht so Fan davon, den teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.
Es gibt einen grossen Bedarf an mehr oder weniger überlegt produzierten Mischlingen, und ich sähe die auch lieber aus halbwegs minimalen Tierschutznormen entsprechender lokaler Produktion, als aus dem Transporter fliegender Händler. Aber ich bin weit davon entfernt, solches als Mittel zum Erhalt genetischer Vielfalt zu preisen. Es sind einfach Hunde, die meist ohne jedes Wissen über genetisch bedingte Krankheiten verpaart werden. Mit durchschnittlichen Chancen und Risiken.
Typische Sachen wären die ganzen Mutationen, die bisher wirklich nur in einer oder sehr wenigen Rassen nachgewiesen sind, siehe z.B. hier: http://www.dna-test-hund.de/dna-screening/ (es steht jeweils dahinter, bei welcher Rasse die Mutation jeweils zuerst gefunden wurde und nach der sie daher "benannt" ist).
Wenn du z.B. Bedlington Terrier einfach so unkontrolliert, als "reinrassig ohne Papiere" verpaaren würdest ohne auf Kupferspeicherkrankheit zu testen:
http://www.laboklin.de/index.php?link…r_toxikose.html
Dann hätte die Nachkommen ein höheres Risiko daran zu erkranken, als wenn du einen Bedlington Terrier mit einen Whippet oder auch mit irgendeinem x-beliebigen, Bedlington-freiem Mix kreuzt.
Bei Rückkreuzung an die betroffene Ausgangsrasse oder bei Verpaarung der F1-Ergebnisse (nach wie vor ohne testen) trifft das nicht mehr zu, das ist richtig!
Die Maligne Histiozytose beim Berner wäre ein Beispiel für eine sehr typische Rassedisposition auf die man aber leider bisher nicht testen kann (tritt zwar auch bei anderen Hunden auf, aber Berner sind wirklich extrem überrepräsentiert).
Grade HD ist ein eher schlechtes Beispiel, weil man da gar nicht mehr so sicher ist, wie stark das eigentlich erblich ist und es auch eher ein größenbedingtes/anatomiebedingtes Problem zu sein scheint als eine wirkliche Rassedisposition, es haben ja viele große und einige kleine, aber schwere Hunde damit Probleme, ebenso wie viele Kleinhunde quer durch die Rassen und Mixe Probleme mit Patellalux haben.
Genetische Vielfalt erhalten muss man bei Mixen (und Mixen aus Mixen) nun nicht, die ergibt sich da automatisch sofern man keine Inzucht betreibt. Wie du treffend sagst, das ergibt dann, grade in den weiter fortgeschrittenen Generationen, Hunde mit durchschnittlichen Chancen und Risiken!
Genetische Vielfalt erhalten oder überhaupt wieder vergrößern (was nicht da ist, kann man auch nicht erhalten) ist ja eher bei Rassehunden ein Thema.
Ich persönlich bin, auch wenn mir das jetzt hier viele nicht glauben werden, nach allem was ich hier geschrieben habe, ein großer Fan von Rassehunden wegen ihrer vorraussehbaren Eigenschaften. Insofern propagiere ich da auch keine wilde, unkontrollierte Einkreuzung von irgendwas! Ich denke zwar, das eine Blutauffrischung von außen sehr vielen Hunderassen ganz gut tun würde und auf lange Sicht die Zuchtarbeit auch erleichtern würde, weil man sich wieder Raum zum selektieren gibt, aber das muss überlegt und nachvollziehbar passieren, damit man danach immer noch eben jene Rassehunde mit vorraussehbaren Eigenschaften hat.