ZitatSicherlich, die überdurchschnittlich vorhandene Taubheit ist nicht zu verleugnen,[...] er hat einen etwas anderen Stoffwechsel (daher auch purinarme Ernährung)... wenn man sich in Bezug auf die Ernährung aber informiert, kann man gut entgegen wirken. [...] Ich finde, es gibt Hunde, die aufgrund ihrer Überzüchtung weitaus schlimmer dran sind.
Naja...irgendwo kann ich ja schon verstehen dass man als Rasseliebhaber so denkt. Aber das ist genau die Argumentation die ich (überspitzt!!!) schon gebracht hatte...
ZitatIch mein, da kann man lange erzählen die Leute sollen sich keinen Hund vom Bauernhof holen, das wirkt ein bissel lächerlich wenn man dann sowas hört:
"Ja, die Rasse hat ein paar kleine Probleme. Ja, das könnte man ändern, aber dann wären sie ja um Gottes Willen nicht mehr reinrassig [völlig egal, dass man nach ein paar Generationen davon nix mehr bemerken würde...]. Oder sie wären fehlfarben - wie schrecklich, dann doch lieber einen tauben Hund mit korrekten Flecken, da weiß man wenigstens, dass man nen echten Dalmatiner hat!"
Ich denke auch, dass die Kriterien für eine Qualzucht laut § 11b Tierschutzgesetz nicht erfüllt sind.
Zwar ist das erhöhte Risiko der nicht vollständigen bzw gar nicht vorhandenen Funktionsfähigkeit von Organen (Gehörsinn und Stoffwechsel/Harnbildendes und ableitendes System) bei der Zucht von Dalmatinern definitiv gegeben, aber es werden dadurch keine erheblichen Schmerzen, Leiden und Schäden hervorgerufen.
Das andere Rassen auch Probleme haben macht es in meinen Augen nicht besser. Eigentlich machte es das sogar schlechter.
Denn die Probleme anderer Rassen sind tw noch nicht besonders gut erforscht, selbst wenn die Züchter es wollen, können sie nix dagegen tun als möglichst nur klinisch gsunde Tiere in die Zucht zu nehmen.
So z.B. bei HD und ED bei den Retrivern - da hat man wohl polyfaktorielle Erbgänge (das ganze liegt nicht schön einfach auf einem Genort, sondern viele Gene beeinflussen die Krankheit) und die Krankheiten sind multifaktoriell (außer den Genen spielen auch noch andere Einflusse ne Rolle, z.B. Ernährung und Bewegung im Jugendalter).
Die Hauptprobleme des Dalmatiners dagegen sind relativ einfach zu beheben:
Taubheit ist definitiv bei vielen Tierarten mit dem Weißfaktor gekoppelt (auch wenn das einige hier noch nie gehört haben... es ist so...).
Dalmis sind nicht so überdurchschnittlich oft taub weil das Schicksal es so will, sondern weil sie eine bestimmte Farbe haben.
Diese Farbe ist eine Geschmackssache, eine Modesache, sie bringt dem Hund nix, sie verbessert seine Gebrauchseigenschften nicht und sie verschlechtert definitiv seine Gesundheit.
Denn auch wenn Hunde, die taub sind ziemlich gut klarkommen, normal ist das nicht, das ist ja wohl hoffentlich jedem klar!
Man kann noch so viel untersuchen, wenn man Hunde mit hohem Weißfaktor züchtet (also die Rasse Dalmatiner als ganzes) werden immer vermehrt taube Welpen fallen - auch wenn die Elterntiere beide einwandfrei hören und vom verantwortungsvollen Züchter demensprechend untersucht wurden!
Dann ist die Gefahr geringer als wenn man Hunde die einseitig taub sind einsetzt oder welche mit blauen Augen, aber sie ist immer noch höher als bei andersfarbigen Hunden.
Mal ganz ehrlich und etwas provokant - könnte man Dalmatiner nicht auch einfach in anderen Farben oder zumindest mit höherem Anteil an Plattenscheckung züchten? Ja, dann wäre ihr optisches "Markenzeichen" verloren - aber sie wären dann mit großer Wahrscheinlichkeit nicht öfter taub als andere Hunderassen. Oder zumindest seltener als jetzt.
Das ist ein typisches Beispiel dafür, wie Menschen bei Rassehunden "kleine" Macken hinnehmen, um "große" optische Vorteile zu erreichen. Ein hausgemachtes Problem, dass man beheben könnte, aber nicht beheben möchte, weil die Optik und die Rassereinheit wichtiger ist als die Gesundheit der Rasse. Der Leidensdruck ist halt nicht groß genug.
Link zu Plattenscheckung und Taubheit (auch die anderen Themen zur Vererbung der Taubheit in dem Link sind ganz intressant: http://www.leveste.de/dalmaweb/platten.htm
Und der gestörte Purinstoffwechsel ist keine "kleine Besonderheit", die Dalmatiner halt einfach so haben, sondern genau das:
Eine Stoffwechselstörung.
Ja, unter unseren heutigen Bedingungen ist es relativ leicht möglich die Hunde purinarm zu ernähren. Normal ist das nicht.
Und ja, falls was ist, kann man Probleme mit dem heutigen Stand der Veterinärmedizin relativ gut behandeln.
Normal ist aber auch das nicht.
Hat sich eigentlich irgendwer den Link zum Backcross-Project angeschaut und gelesen?
Ich finde das schon recht bemerkenswert, dass man es schon durch eine einzige Einkreuzung schaffen kann, eine Linie mit normalen Urinwerten zu ziehen, die dieses Merkmal seit den 70er Jahren bis heute vererbt... das wären doch eigentlich ideale Vorraussetzungen was dagegen zu tun.
Was ich bei dem Beispiel schlimm finde, ist, dass es relativ leicht zu behebende Probleme sind. Warum nicht dagegen was tun? Ehrlich, da wirkt es tatsächlich ziemlich lachhaft wenn man Welpenkäufern rät einen Rassehund vom FCI/VDH zu kaufen, die sind ja viel gesünder...
Bevor hier jetzt gleich ein Aufschrei kommt:
Für die meisten Rassen (und wollte ich einen Dalmi wohl auch für die) wäre FCI auch meine Wahl... aber das hat eine Vielzahl von Gründen.
Und moderne Zucht nach populationsgenetischen und gesundheitlichen Erkenntnissen zählt nicht grade zu den Pro-Gründen, da leben eigentlich alle Dachverbände noch im vorletzten Jahrhundert und da ändern auch noch so viel gentests und Screeninguntersuchungen für isolierte Krankheitsmerkmale und rausselektieren der Kranken und Träger nix...
Da muss man sich dann als Verband auch mal unangenehme Fragen/negative Berichterstatttung gefallen lassen.
Ich finde es jedenfalls gut, dass in den letzten Jahren verstärkt über Qualzucht, Inzucht, Erbkrankheiten, genetische Verarmung etc diskutiert wurde (Dokus a la Pedigree Dogs Exposed).
Da würden sicher auch die meisten zustimmen... aber wenn man dann mal von ner bestimmten Rasse spricht schreien die Liebhaber auf: Nein, SO schlimm wäre das doch nun wirklich nicht, die hätten doch kaum Probleme, bei anderen sei das viel schlimmer!
Das ist doch keine Anschuldigung, das ist ne Gelegenheit es besser zu machen.