ZitatAnmerken möchte ich aber dann, das ich es erstaunlich finde, das bei Haustieren "Zivilisationskrankheiten", wie Allergien etc. zunehmen, wo die Tierhalter mehr auf die Ernährung achten und die Ernährung angeblich artgerechter ist.
Parallelen zu unserem fleischlastigen Essverhalten kommen da schon auf.
Ich denke der Großteil der Hundehalter achtet nicht auf eine möglichst artgerechte (im Sinne von fleischreicher) Ernährung.
Der größte Teil geht sicher danach, was günstig und überall zu kriegen ist.
Die, die aus diesem Käufersegment ihrem Hund was gutes tun wollen, nehmen dann vielleicht nicht die no name Marke, sondern Cäsar oder Pedigree (oder halt Whiskas oder Sheba für die Katze), das bekannte aus der Werbung halt.
Oder, wenn sie ganz gesundheitsbewusst sind, das Futter was der TA empfiehlt.
Allerdings finde ich, dass man es sich etwas einfach macht mit der Behauptung Zivilisationskrankheiten würden "wegen dem Futter" zunehmen.
Ernährung ist EIN wichtiger Baustein der Gesundheit, aber da spielen noch zig andere Faktoren mit rein.
Nehmen wir z.B. die eindeutige Zunahme an Krebspatienten. Hunde werden hier und heute (in den Industrienationen) älter als je zuvor und als irgendwo sonst auf der Welt.
Man hat mehr Hundesenioren als noch vor 50 Jahren und gleichzeitig nehmen diese einen immer höhreren Stellenwert im Leben der Besitzer ein.
So.
Tumorerkrankungen betreffen bei allen Lebewesen bis auf wenige Ausnahmen zum Großteil Individuuen im letzten Lebensdrittel. Und eben diese Hunderentner bekommen in den letzten Jahrzehneten halt auch verstärkt die Aufmerksamkeit der Tiermediziner, da es Besitzer gibt, die für deren Wohlergehen zu zahlen bereit sind.
Vor 50 Jahren noch wäre es alles andere als selbstverständlich gewesen eine Hündin mit Mammatumoren überhaupt zu operieren (nicht nur aufgrund von medizinischen Möglichkeiten), geschweige denn wenn sie bereits über 10 Jahre alt war.
Die Zunahme von Übergewicht... nun, Übergewicht erklärt sich bis auf ganz wenige Ausnahmen ganz simpel aus eoner Differenz zwischen nötiger Ernergiemenge und tatsächlicher, zu üppiger Energiezufuhr. Das Problem liegt da meiner Meinung nach eher im "zu viel" als im "was".
Herz-Kreislauferkrankungen nehmen einerseits mit steigendem Alter zu (siehe oben, steigender Altersdurchschnitt in der Population + Bereitschaft zum Behandeln von Seiten der Tierbesitzer), andererseits sind sie wie beim Menschen auch oft eine Folge von Übergewicht. Wiederum, siehe oben...
Diabetes ist bei Tieren auch fast immer eine Folge von Übergewicht.
Praktisch genauso verhält es sich mit degenerativen Gelenkserkrankungen, wobei da auch erbliche Faktoren und Bewegung wichtig sind.
Bei all diesem Problemem spielt zusätzlich der Faktor Zucht auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Es ist einfach so, sowohl in der gezielten Zucht von Rassehunden als auch beim Zufallswurf kommen heute Tiere zum Zug, die vor einigen Jahrzehnten vielleicht aufgrund weniger idealer Aufzuchbedingungen und bei weniger idealer tiermedizinischer Betreuung gar nicht ins fortpflanzungsfähige Alter gekommen wären oder sich nicht erfolgreich reproduziert hätten.
Gar nicht mal in der extremen Form, nur die harten komm` in Garten... Aber schon allein, dass heute jeder gute Züchter seine Hündin aufs beste ernährt (und das auch ohne Probleme möglich ist), dass jeder Welpe intenstive Pflege bekommt sollte er sie brauchen, dass fast immer eine Wärmelampe über dem Nest hängt (oder zumindest das Wurfzimmer auf eine angenehme Temperatur geheizt ist), dass jeder Welpe von Anfang an geimpft und entwurmt wird...
Das sind alles keine schlechten Sachen, ich würde auf vieles davon nicht verzichten wollen.
Aber so gedeihen halt auch Tiere sehr gut, die vielleicht etwas weniger robust sind als ihre Geschwister, was aber so ihr ganzes Leben lange nie auffällt, weil sie sich nie mit wiedrigen Umweltbedingungen auseinandersetzen müssen.
Mit einem Wort: Unsere Hunde, wie wir auch, sind halt Weicheier.
Auch das kann ein Grund für mangelnde Wiederstandsfähigkeit und Kränklichkeit sein.
Wobei es ja nun nicht wirklich statistisch belegt ist, dass Hunde heute kränker sind als früher.
Bei Menschen sagt man das ja auch so dahin.
Und bestimmte Krankehiten haben auch wirklich zugenommen/spielen ne größere Rolle.
Ander sind dafür aber so gut wie verschwunden und insgesamt haben wir hier eine höhere Lebenserwartung als je zuvor mit einer ziemlich guten Lebensqualität bis ins hohe Alter.
Leben heißt auch krank sein und heißt auch sterben, egal wie gesund man lebt.
Wenn man ein Leiden "besiegt" hat, dann wird früher oder später ein anderes in den Vordergund treten, das sich aus andern Lebensbedingungen ergeben hat oder das vielleicht früher auch "keine Zeit" hatte aufzutreten.
Wer kann zum Beispiel sagen, ob der kränkliche Junghund der mit 6-12 Monaten ständig Demodex, Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten usw hat und ein schlechter Futterverwerter ist, nicht vielleicht vor 100 Jahren schon im Welpenalter einer Infektion zum Opfer gefallen wäre die heute höchstens lästig ist?
Also... ich will gar nicht sagen, dass die Ernährung egal ist, eher im Gegenteil!
Ich tun mich nur sehr schwer damit völlig unkritisch und ohne Beweise dafür, aber im Brustton der Überzeugung diese und jene Krankheit auf diese und jene Ursache zu schieben.
So einfach ist das (leider) nicht mit Krankheit und Gesundheit.
Natürlich kann das sein, aber da hätt` ich dann gern nen Beleg für der über Mundpropaganda aus Foren hinausgeht. Dafür bin ich zu sehr Mediziner...