Inzwischen gehen wir auf den Platz, ohne zu kreischen, und der Hund konnte sich letzte Woche, als ich mich zu den Andren gestellt hab mit etwas Abstand, sogar von sich aus hinsetzen und mich erwartungsvoll angucken a la "Was machen wir jetzt?" Ich war ganz erstaunt.... Und arbeiten tut er schon ganz gut, trotz Anwesenheit anderer Hunde, was ihn ja anfangs nur noch zum Kreischen gebracht hat, das ist sein größtes Problem, weil er mit Fremdhunden nicht weiß, wie umgehen, also dreht er hohle und kreischt und hüpft. Anfangs war er nicht in der Lage, auch nur ein SITZ auszuführen. Inzwischen ist er nach ein paar Übungen so weit, daß er sich von selbst ablegt, während andre Hundehalter jeweils die Übungen durchführen mit ihrem Hund, einer nach dem Andren. Bei ihm fang ich halt echt auf unterster Stufe an mit dem Training, das war eben erstmal das Herstellen eines ansprechbaren Zustands -
Wie hast du das gemacht?
Gute Frage :-) Austesten, weil bei jedem Hund hilft was Andres. Hat mich so ziemlich das ganze erste Jahr mit ihm gekostet....
Mein erster Gedanke war: Kontakte meiden, damit er merkt, er kann mir vertrauen. Aber wenn man dann im Alltag doch eine Begegnung hatte, ist er trotzdem ausgerastet. Weil er hat damit ja nicht gelernt, wie man so ne Begegnung aushält.
Also ging ich dann in die Hundeschule mit ihm, in der ich auch mit Faro bin, in der Stunde vorher halt, schauen, ob er Hunde auf Entfernung aushält, und die Entfernung dann verringern. Da ist er mir beim Gucken allein zu sehr hochgedreht. Aber ein bissel besser wurde es scho. Dann hab ich mir aber gedacht: er sieht Hunde, steigert sich rein, dreht hoch. Mit dem Gucken hatte er ja die Möglichkeit, sich angesichts der Hunde hochzuschaukeln. Versuch´s anders. Und habe versucht, mit ihm zu arbeiten, in Anwesenheit der andren Hunde. Und das hat dann den Durchbruch gebracht. Er war dann beschäftigt, konnte sich net so hochspulen, hat aber die Hunde durchaus wahrgenommen. Aber auch gemerkt, da kommt keiner her, wenn er bei mir ist und mit mir was macht.
Dann wurde es Winter, und ich hab erstmal nix in der HuSchu gemacht, weil im Winter in der Halle trainiert wird. Das ist mir zu eng mit ihm. Und wenn ein Hund seinem Halter abhaute, kam der immer frontal auf Nova zugeschossen, ohne große Ausweichmöglichkeit. Echt doof. Also über Winter nur Gassi gegangen, und bei Hundesicht beschäftigt. SITZ und Leckerlies. Mit mir ausweichen. Was halt die Situation zuließ.
Dann kam ich auf die Idee, hier vor Ort die Jäger zu fragen - die machen auch BH-Kurse. Der Kurs fing im April an. Und da bin ich jetzt jede Woche mit ihm. Aufgaben wie: wir stehn im Kreis, einer umrundet mit Hund an der Leine die andren Teams. Wir stehen in einer Reihe, einer geht Slalom durch die Leute, jeweils mit Hund. Und das Ganze halt mit 5 Pfund Leckerlies pro Training *gg Große Herausforderung: wir haben eine Hündin, die ihre Halterin immer austrickst. Die soll ohne Leine abliegen. Fraule läßt die absitzen. Läßt die Leine fallen - Hund schnappt die Leine noch im Flug und rast damit wie gestört übern Platz und hat Spaß. Kommt aber gottseidank nicht zu Nova. Beim ersten Mal isser schier ausgerastet. Inzwischen sitzt und guckt er. Beim letzten Mal konnte ich ihn zum Hinlegen bewegen, während die Hündin noch rannte.
Bei ihm geht offenbar ganz viel über Gewöhnung an die jeweilige Situation. Alleine ist er sehr konzentriert bei der Sache, hab ich festgestellt. Bei Hunden ist halt die Ablenkung noch sehr groß. Aber am Freitag, als ich mit ihm wieder in der ersten Hundeschule war, und wieder auf dem Platz in der Gruppe trainieren durfte, hat er erstmal die komplette Stunde mit mir gearbeitet! Hab also nicht nur die Gruppe zur Gewöhnung genutzt, sondern erstmal mitgearbeitet. Ab und an ein einzelner Kläffer, wenn der Abstand in der Reihe beim Warten auf eine Übung zu eng war. Die Nase war oft mal am Boden, und gegen Ende hat man gemerkt, der Kopf war voll, er konnte sich nimmer konzentrieren. Aber er schien es insgesamt cool zu finden, mit mir was zu tun und Leckerlies zu kassieren dafür. Andre Hunde werden also echt immer weniger "schlimm" im Sinne von aufdrehend, hochpushend. Ganz schwierig sind noch kläffende, aufgeregte Hunde - da geht er gern mal mit. Aber das kriegen wir schon noch hin.
Muß aber dazusagen, daß ich die ersten Male, wenn er sich zu Beginn der Stunde so richtig elend hochgespult hatte, schon auch mal ziemlich massiv abgebrochen hatte, um ein Hirn wieder ins Denken zu bringen in dem Moment, und zu ihm durchzudringen. Und ich hab das Gefühl, er is da regelecht dankbar, wenn ich ihn aus diesem Zustand irgendwie raushole. Ist ja auch massiver Streß für ihn selbst.
Aber er arbeitet definitiv mit, merkt sich Dinge und hat ne schnelle Auffassungsgabe. Nur seine Impulsivität steht ihm halt ab und an im Wege *gg
Seit wir zusammen arbeiten, hat sich unsere Verhältnis auch nochmal irgendwie geändert - ich möchte fast sagen, wir kommunizieren jetzt miteinander ;-) Er versteht, was ich von ihm will, versucht sehr schön, das umzusetzen, freut sich, wenn ers richtig hinbekommt und ich begeistert bin - und ich helf ihm, wenn er zu hochgedreht ist, da wieder rauszufinden. Er nimmt es sehr schön an, wenn ich ihm unterwegs etwas als Alternative zum Ausflippen gebe, reagiert da sofort drauf. Egal, ob SITZ oder Ausweichen oder ablegen, er kann das in dem Moment durchführen, und ist dann auch vom Kopf ehr sofort bei mir. Dreht sich z.T. unterwegs schon zu mir um, wenn er nen Hund sieht, was ich ihm vorschlage. Natürlich geb ich ihm dann was, und hab immer Leckerlies in der Bauchtasche griffbereit für sowas.
Entspannt durch Hundebegegnungen ist das immer noch nicht, weil er braucht halt immer noch ne Lösung, die ihm hilft, nicht so hochzudrehen. Ohne gibts noch Geplärre. Aber Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden, zumindest schafft er es jetzt mit dieser Hilfe, nicht in Geschrei auszubrechen unterwegs. Alles Andre ist nur noch ne Frage der Zeit und des Übens, der Gewöhnung bei ihm. Wichtig war einfach, erstmal rauszufinden, auf was er in solchen Situationen am besten anspricht, was ihm da durchhilft. Und das ist eben einerseits ein klarer Abbruch (wenn ich zu spät reagiert hab, oder jemand ganz plötzlich ums Eck kam), und andererseits die Beschäftigung mit Fokus auf mir. Und das hilft ihm eben auch auf dem Platz weiter.