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Du hast mal geschrieben, dass Dein Hund diese Eigenschaften haben sollte:
Bubukas Fragen hierzu kann ich nur zustimmen...
Enge Bindung, aber fast keine Zeit für den Hund. Überdurchschnittlich intelligent und enge Bindung, aber den ganzen Tag alleine rumhängen lassen können. Wach- und Schutzhund, aber ausdauern und schnell - die eierlegende Wollmilchsau? Und dafür dann als Dank noch Dir die Einsamkeit am Abend vertreiben.... Bisserl viel verlangt für meinen Geschmack.
Wach- und Schutzhund, aber keine Aggressivität gegenüber Fremden? "Wasch mich, aber mach mich net naß", oder wie stellst Dir das vor?
Also, ich weiß nicht, wenn ich das lese, überkommt mich so der Gedanke (korrigier mich, wenn ich falsch liege, will hier keinem was Böses unterstellen!), daß Du gar nicht weißt, was Du überhaupt willst vom Hund. Ein Wach-/Schutzhund hat ganz andere Eigenschaften als z.B. ein Gesellschaftshund, der Dir die Zeit vertreiben kann. Ein überdurchschnittlicher Hund will arbeiten - und zwar das, was er will - bist Du in der Lage, Dich darauf einzustellen und zB. Agility zu machen, weil´s dem Hund gefällt, oder (zeitaufwendige!) Sucharbeit, wenn er das mag?
Wann willst Du die 30 km am Rad fahren, wenn Du ihn unter der Woche mit Dingen beschäftigst, die seine Intelligenz fordern? Um Mitternacht, im Anschluß? Der Hund möchte früh Gassi gehen vor der Arbeit, gefüttert werden, Du mußt nebenbei mal was einkaufen, oder zum Doc, oder willst Freunde treffen - das könntest Du dann alles nur sehr eingeschränkt machen, und diese Zeit geht von der Zeit mit dem Hund ab. Sprich, der ist in der Realität dann oft ungeplant weitaus länger als 10 Std. am Tag alleine.
Und "Einsamkeit vertreiben" klingt eher nach abends auf der Couch nicht alleine rumhocken, aber nicht nach Arbeiten mit dem Hund.
Eine enge Bindung entwickelt ein Hund, wenn man dafür sorgt, sprich mit ihm viel arbeitet. Nicht dadurch, daß er 8 Std. und länger am Tag alleine ist.
Hast Du überhaupt Zeit, den Hund ans so lange Alleinbleiben zu gewöhnen? (sprich, wochenlag Urlaub) Nicht jeder Hund lernt es überhaupt, längere Zeit alleine zu bleiben. Was machst Du, wenns nicht klappt?
Hast Du schon etwas Hundeerfahrung, um Dich gleich mal mit nem arbeitswütigen Belgier einlassen zu wollen?
Und Schutzhund: richtige Schutzhunde darfst meines Wissens nach in Deutschland gar nicht ausbilden. Bestenfalls "Schutzdienst" im Verein, und das ist eher ein Beutespiel, wenns richtig ausgebildet ist, aber ne richtige Beschützer-Ausbildung, wo die Aggressivität Menschen gegenüber ausgebildet wird, ist in Privathand verboten, wenn ich das richtig im Kopf habe. Oder arbeitest Du im Schutzdienst, wo der Hund mit zur Arbeit könnte und dort ausgebildet würde? Dann hätte er gleich eine Auslastung während der Arbeitszeit und wäre mit Dir zusammen.
Wie lebst Du (Platzangebot für den Hund), was möchtest Du an Ausbildung mit dem Hund machen? Was sagt ein evtl. Vermieter zur Hundehaltung? Hättest Du ein "Backup" für den Fall, daß Du mal nicht daheim bist, sei es geschäftlich unterwegs oder selbst krank (auch das kommt ja meist unverhofft!), oder im Stau nach der Arbeit, oder sogar im Urlaub ohne Hund (ich mach keinen Urlaub ohne meinen Hund, das wär für mich kein Urlaub, aber das ist natürlich Geschmackssache)?
Das sind also tausend Fragen und Punkte, die zu berücksichtigen sind bei solch einer Entscheidung. Und ganz ehrlich, so spontan aus dem Bauch raus, wenn jemand nur schreibt "ich brauch nen Hund, ich geh sonst ein vor Einsamkeit", und nicht "ich liebe Hunde, wollte schon immer einen, habe xy Erfahrung und möchte ihm dies und jenes bieten", sondern einfach nur Hund soll ..... können (also nur Forderungen an das Lebewesen), und das noch mit solchen Ansprüchen, da stellt sich mir eben die Frage, ob derjenige überhaupt weiß, was er möchte, und sich mit dem Thema Hund überhaupt mal richtig auseinandergesetzt hat, und ob ich selbst dort einen Hund sehen würde - eher nein.
Nun kenne ich Dich aber nicht, und kann nur beurteilen, was Du hier geschrieben hast, nicht aber Deine gesamte Situation, ich weiß nicht, ob Du schon mal Hunde hattest, welche Erfahrung Du mitbringst, oder warum genau Du einen Hund willst (kann ja recht privat sein und muß nicht jeder wissen), oder ob Du Dich einfach nur etwas ungeschickt ausgedrückt hast mit all den Forderungen ;-) Somit kann ich nur das beurteilen, was ich hier lesen kann!
Deswegen nimm diese Punkte bitte nicht unbedingt als Kritik, sondern eher als Anregung, um für Dich selbst zu bedenken, ob Du das eine oder andere davon dauerhaft zu leisten imstande bist, und auch zu leisten willens bist, oder zu erörtern, ob Du evtl. mit falschen Vorstellungen an die Sache rangehst. Denn die Entscheidung treffen kannst nur Du, Du kennst die genaueren Umstände, und Du mußt mit dem Ergebnis dann leben. Denn ein Hund, der nicht ausgelastet ist (zumal ein Belgier, Border Collie oder der nicht ganz einfache Ridgeback), der kann Dir auch mal eben ganz fix die Bude zerlegen.
Toll finde ich, daß Du Dir offensichtlich schon Gedanken machst, denn sonst hättest Du hier nicht nachgefragt, ob das gut gehen kann bzw. wie es bei Anderen klappt. Das ist auf jeden Fall der beste Ansatz. Deswegen hier dazu meine Erfahrungen:
Bei uns ist es so, daß die Hunde, wenn ich weg bin, zusammen sind, also sind sie jeweils nicht ganz alleine. Ich arbeite ganztags, aber meine Tochter ist jetzt nach der Schule wider Erwarten während des Studiums auch noch daheim, und damit sind auch da die Hunde nicht zu lange alleine. Schon während der Schulzeit hat sie mittags die Gassirunde übernommen und war nachmittags für die Hunde meist da (bin also nicht ganz alleine mit den Hunden). Früh schlafen unsere eh.
Aber ich laste die Hunde auch gezielt aus - die Kleine in der Rettungshundearbeit, die zwei Terrier trailen. Und mit Biene und Bossi hab ich die Begleithundeprüfung gemacht. Meine Freizeit besteht, seitdem ich die Hunde habe, zu 90% aus Hund. Gassi, Rettungshundetrainings (mind,. 1x pro Woche plus Einsätze - auch hier muß der Arbeitgeber mitspielen, wenn Einsätze in der Zeit anfallen), Trailen, Füttern, Pflegen etc. pp. Das muß man berücksichtigen und auch wollen. Aber man trifft natürlich auch viele nette Leute über die Hunde, und schließt neue Bekanntschaften, was ja auch helfen kann, Einsamkeit zu vertreiben ;-) und man geht zusammen Gassi und befriedigt beider Bedürfnisse - Quatschen und Geselligkeit, sowie Auslauf und Sozialkontakte für den Hund.
Als ich Biene geholt hatte, hab ich mir erstmal 4 Wochen frei genommen, damit ich sie eingewöhnen und ans Alleinbleiben gewöhnen kann. War blauäugig vom sehr kurzen Zeitraum her, aber hat geklappt - aber nur, weil eben alles gepaßt hatte (würde ich das heute wieder tun, ich würde wesentlich mehr Zeit einplanen!):
erst Urlaub, dann Homeoffice, der Arbeitgeber hat also mitgespielt. Und meine Tochter hat ihre Osterferien "drangegeben", sodaß der Hund (erstmal) versorgt war. Wenn wir ganztägig unterwegs waren (Tochter hatte ja auch mal nachmittags Unterricht), waren die Hunde beim Hundesitter - das kostet auch. Und finden mußte auch erstmal einen, dem Du den Hund auch wirklich anvertrauen möchtest.
Und: wenn Du nen Welpen nimmst, hast ja erstmal das Stubenreinheitstraining, und wenn der ganztags alleine ist, kannst Du ihm nicht zeigen, was Du möchtest und was nicht. Sprich, Fehlverhalten wie Sofazerlegen oder Müllsortieren oder Auf-den-Teppich-Pieseln kannst Du in der Zeit, in der Du nicht da bist, nicht korrigieren oder verhindern (außer mit geschlossenen Türen natürlich. Aber dabei lernt der Hund halt nicht, daß er das nicht tun soll, er kanns nur einfach nicht machen!). Will heißen, der Hund hat ständig Erfolg mit von Dir nicht gewünschtem Verhalten und damit verstärkt sich dieses Verhalten unter Umständen. Das wiederum bedeutet, irgendwann verstärkt daran zu arbeiten. Schwierig, weil man sich dabei mehr Arbeit macht als nötig, ein Welpe ist so schon genug Arbeit ;-)
Und jetzt hat es sich bei uns eben, wie oben geschrieben, ergeben, daß meine Tochter daheimbleiben kann während des Studiums, d.h. die nächsten 5 Jahre bis zu ihrem Abschluß sind die Hunde weiterhin tagsüber gut mit Gassi versorgt. Das war aber mehr Glück als Verstand *gg und ich hätte ansonsten eben einen Hundesitter/Gassigänger suchen oder eine andere Lösung finden müssen (hätt ich auch gefunden, aber so ist´s halt schöner).
Du siehst, gehen kann alles, aber man muß eben über Vieles nachdenken und Etliches berücksichtigen (wie die Frage, auf die ich hier noch keine Antwort von Dir gelesen habe, was nach diesen 2 Jahren sein wird), wenn man die Entscheidung für oder gegen einen Hund trifft. Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinen Erfahrungen und Anregungen ein bisserl helfen, Deine Entscheidung dann letztlich so zu treffen, wie sie für Dich und den geplanten Hund dann am besten ist. ;-)