Hi,
meine derzeit älteste Hündin hatte vor etwa 4,5 Jahren einen klinischen Ausbruch von Ehrlichia phagozytophila, inzwischen wurden diese Erreger in Anaplasma phagozytophila umbenannt.
Mittwoch abends waren wir noch im Agi-Training, sie war völlig fit, schnell und hoch motiviert dabei. Donnerstag abend hatte sie Fieber, Freitag begannen die ersten ZNS-Störungen mit Kopfschiefhaltung, Manegebewegungen (nicht mehr geradeaus laufen können bis hin zu völligem sich im Kreis drehen), über's Wochenende dann bis Montag traten dann Lähmungserscheinungen pis hin zur vollständigen Lähmung der Gliedmaße auf.
Es gibt ja verschiedene Velaufsformen dieser Erkrankung. Little Yanta hat die Form erwischt, bei der es zur Hirnhautentzündung kommt. Wir hatten dahingehend Glück, dass unsere TA sofort auf Hirnhautentzündung tippte und gleich entsprechend Antibiotika gegeben hat. Wir hatten auch über's Wochenende sofort Blut eingeschickt für einen Mittelmeercheck. Blutbild konnten sie selbst machen. Ergebnis war Ehrlichia canis grenzwertig. Da wir aber nie im Süden waren, kam uns das etwas komisch vor. Unsere TA erinnerte sich dann, gelesen zu haben, dass es sehr selten bei Hunden auch schon zu Erkrankungen mit dem für Menschen gefährlichen Erreger Ehrlichia phagozytophila, heute Anaplasma phagozytophila, gegeben hat. Sie hat dann beim Labor nochmal nachgefragt, ob sie noch Blut übrig hätten um darauf zu testen, bzw. ob sie das auch könnten. Sie konnten und bingo. Eindeutig.
Yanta hatte dann aber Montag hochkonzentriert Kortison bekommen und ab Dienstag abend ging es ihr wieder bedeutend besser. Wobei ich dazu sagen muss, dass wir zwischendurch noch in einer Spezialklinik für Neurologie waren, da unsere TA in der Klinik meinte, sie wisse nicht, ob sie kompetent genug sei für diesen Fall, ihre wäre lieber, wir würden zu den Spezialisten gehen. Deren Kommentar war dann "das wird nichts mehr, am besten EInschläfern, der Hund hätte sowieso noch max. eine Lebenserwartung von 2 Jahren". Ich sollte allerdings dazu sagen, dass die Spezialisten der Meinung waren, das kann keine Ehrlichiose sein, da der Hund ja nie so weit im Süden war, dass er sich mit E. canis hätte infizieren können. Dass es E. phagozytophila war, darauf kamen wir ja erst nachdem wir wieder mit ihr bei uns in der Klinik waren. Sie waren der MEinung, das sei ein tumoröses Geschehen und damit definitiv unheilbar. Allerdings wurden bei der Untersuchung der Hirn-Rückenmark-Flüssigkeit keine Tumorzellen sondern nur Entzündungsanzeichen gefunden.
Wie gesagt, Dienstag abend trat dann eine deutliche Besserung ein. Mittwoch morgens lief sie, mit viel Unterstützung bereits in die Klinik. Donnerstag hat sie dann zum ersten Mal wieder allein gefressen und Freitag wieder getrunken. Und von da an ging es deutlich aufwärts.
Inzwischen sind 4,5 Jahre rum, und wer sie sieht, denkt nicht, dass sie jemals krank war. Sie hatte einige Zeit Probleme mit der Koordination. V.a. beim langsamen Gehen. Man sieht auch heute noch, wenn man genau hinschaut, dass sie etwas Koordinationsprobleme in der Hinterhand hat. Lange ZEit hatte sie Tage, an denen sie reagierte, als hätte sie Migräne. Sprich, sie verzog sich an die dunkelsten, ruhigsten Stellen im Haus und bei Wörtern wie "spazierengehen" zeigte sie deutlich, dass kein INteresse besteht. In Gesprächen mit einer Physiotherapeutin für Tiere, die aber auch lange Jahre eine Praxis für Menschen hatte (und mW immer noch hat), habe ich mitbekommen, dass Menschen, die eine Hirnhautentzündung überlebt haben, auch von immer mal wiederkehrende Kopfschmerzen reden. Das hat sich bei ihr aber inzwischen ziemlich gelegt. Vielleicht mal ein Tag im Monat oder in zwei Monaten, wo sie deutliche Anzeichen von "ich will heute nicht" zeigt.
Was teilweise beschrieben wurde, dass hin und wieder Schübe von Lahmheit, Mattigkeit, usw. auftreten. Das hat sie teilweise auch. V.a. im Winter rsp. wenn es kalt ist. Da kann es auch schon mal passieren, dass sie Schmerzreaktionen zeigt, wenn man bsp. nur ein Bein berührt. Wobei Schmerzreaktion es nicht richtig trifft. Sie schreit dann auf und rennt weg. Da sie aber inzwischen auch komplett durchgeröngt ist und ihre Gelenke trotz ihres Alters absolut TOP sind (würden so die Gelenke aller Junghunde aussehen, bräuchte es keine TAs, die sich auf Gelenke spezialisieren), scheint das eher eine nervale Sache zu sein.
http://home.arcor.de/flyrussell/11.…er_KG_Walldorf/
Die letzten drei Bilder, das ist little Yanta. Als weisser Hund beim A0/Senioren-Mini Jumping in diesem Jahr. Sie liebt Agi und ist nur mit Gewalt vom Parcours zu bringen. Darf aber nur noch Mini/Midi laufen, da sie einfach nicht mehr die Kraft in der Hinterhand hat, über die hohen Sprünge zu gehen. Hin und wieder darf sie ab und an auch mal noch Senioren mitlaufen oder ne Obedience-Prüfung.
Soweit ist sie also recht fit. Und ernsthafte Schübe nach dieser einen Erkrankung hatte sie bisher nicht mehr.
Ich wünsche deiner Kleinen gute Besserung.
Und ja, nach dieser Geschichte gibt es bei meinen Hunden keine Versuche mehr mit Zitrusöl, Knoblauch, Rosmarin, sonstige Kräuter weiss der Geiger biologische Versuche von wegen Zeckenprophylaxe. ExSpot und gut war. Das war der einzige Sommer, in dem wir diesbezüglich Versuche gestartet hatten und prompt fing diese ganze Sch.... im Winter an.
BTW: meine Kleine hat über 3 Wochen hochdosiert Doxycyclin bekommen und etwa 3 Monate lang Cortison.
Viele Grüße
Cindy