Hm, ok, dann nehm ich jetzt einfach daraus mit, dass ich ernsthaft erst später anfange, aber von Anfang an Miniübungen ala über einen kleinen Baumstamm springen oder so machen kann o.o"
Über einen Baumstamm springen ist keine Mini-Übung, sondern als "Vorübung" einfach schlecht. Hunde können nicht von Natur aus einfach springen. Klar - wenn Hund nur mal so aus Spass über ein Hindernis hüpfen soll, ist es nicht weiter schlimm, wenn er nicht wirklich weiss, wie es geht.
Nur - wenn ein Hund später mal Agility machen soll, und er einfach nur so just for fun irgendwo drüber hüpfen darf, dann kann er sich da ganz schnell einen völlig uneffizienten, evtl. sogar gesundheitsschädlichen Sprungstil aneignen.
Um sich mal klarzumachen, was ein Hund während eines Sprungs im Agility alles können und leisten muss:
- er muss den Weg zum Sprung erkennen und idealerweise auch den Weg danach (und es ist Sache des HF, dem Hund den Weg rechtzeitig zu zeigen, was nochmal eine ganz andere Schwierigkeit ist
)
- er muss die Distanz dieses Weges einschätzen können um zu wissen, wie er sich seine Galoppsprünge einteilen muss
- er muss den richtigen Absprungpunkt finden
- er muss im richtigen Moment sein Gewicht korrekt verlagern
- er muss den Sprungwinkel erkennen
- er muss die Höhe richtig einschätzen
- er muss den Landepunkt finden
- er muss lernen zu erkennen, ob er in voller Extension springen soll oder in unterschiedlichen Varianten von Kompression
alle diese Einzelteile bedingen einander - denn wenn der Hund den Weg nicht weiss, kann er die Distanz nicht richtig abschätzen und auch nicht den richtigen Absprungpunkt finden. Wenn Hund den idealen Absprungpunkt nicht findet und auch nicht die Höhe korrekt einschätzen kann, dann kann er den Sprungwinkel nicht erkennen und verlagert sein Gewicht zum Absprung auch nicht richtig usw.
In freier Wildbahn beim Rennen und Jagen ist es in den wenigsten Fällen relevant, wenn ein Canide diese Punkte eher nur marginal kennt. Für die Hindernisse, für die die körperliche Kraft ausreicht, gibt es idR genügend Platz und meistens geht es sowieso geradeaus.
Im Agility jedoch hat ein Hund zwischen zwei Sprüngen idR eine Distanz zwischen 5 und 7 m. Das heisst, es folgt Sprung auf Sprung, Hindernis auf Hindernis. Und dazu sind die Wege selten gerade. Der Hund muss lernen, nicht nur in voller Streckung geradeaus zu springen, sondern auch in Bögen, engen Wendungen usw. Dazu muss der Hund lernen, sich im Springen zurückzunehmen, nicht mit voller Streckung springen, sondern sich im Springen auch "biegen".
Deshalb ist gezieltes Sprungtraining sinnvoller, als Hund einfach so über Baumstämme hüpfen lassen.
Ich persönlich bin kein Freund davon, dass der Hund im ersten Lebensjahr "bloss Ruhe" lernt und nicht bereits aktiv gefördert wird. Nicht falsch verstehen: es ist ein absolutes Muss, dass der Hund weiss, wann Ruhe angesagt ist, aber er muss genauso lernen, wann Action gefragt ist und wann es Zeit ist mit seinem Besitzer zu "spielen".
Ich wage mal zu behaupten, dass hier keiner gemeint hat, dass Hund nur Ruhe lernen soll.
Problem ist allerdings - viele Leute vergessen diesen Part schlicht. Deshalb ist es verständlich, dass speziell bei bestimmten Rassen immer wieder darauf hingewiesen wird, dass Hund Ruhe lernen soll.