Bevor ich auf´s Dorf gezogen bin, hatte ich mich auch in der Innenstadt der Kreisstadt eingerichtet.
Kino, Theater, Stadtbücherei, alles innerhalb von Minuten zu Fuß errreichbar. Fand ich toll. Hab ich auch oft genutzt.
Meine Messi-Nachbarn, die gröhlenden Besoffenen (es gab in der Nähe meiner damaligen Wohnung einige Kneipen), die in die Ecken kotzen, die Typen, die in die Büsche auf der Gassi-Runde geschissen haben (Ginger hat das mal gefressen- ) Fand ich nicht toll.
Der Almabtrieb am Wochenende bis zur Freilaufzone (furchtbar, diese ganzen Tut-nixe! Seit dem weiß ich das ich standfest bin. Wie oft da ein Tut-nix in mich reingebrettert ist, konnte ich irgendwann nicht mehr zählen. Fand ich eher semi.
Als ich erfahren habe das ich die Möglichkeit bekomme, wieder in mein Heimatdorf zu ziehen. War ich sehr, sehr glücklich, weil: die Leute und die Gegebenheiten noch fast genau so sind, wie in meiner Kindheit, als ich dort die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht habe.
Die heutigen Kinder und Hunde sind fast genauso wie meine Freunde und ich damals.
Sie sind oft zu mehreren unterwegs oder sogar allein (ist ja auch kein Problem für die Eltern, jeder kennt hier ja jeden, natürlich dürfen die Kinder da ganz selbstverständlich alleine den ganzen Tag im Dorf rumrennen. Für den Notfall haben ja alle heute ein Smartphone)
Zwei Hunde mögen sich nicht und giften sich an. Das höchste der Gefühle ist ein Kommentar a la ,,Das sind halt (hier Rasse einfügen) die sind so. Der/die (Name des Hundes) ist eben so, das war schon immer so." Auf die Idee einen Hundetrainer einzuschalten kämen die Ur-Dörfler hier nie im Leben. Weil Hunde sind halt Hunde. Die streiten und raufen sich halt mal. Wie die Kinder auf dem Schulhof. (Ich spreche hier allgemein, meine Hunde meine ich da nicht. Mir fällt kein anderes Beispiel ein, um den Pragmatismus und die laissez-faire Haltung Hunden gegenüber treffend zu beschreiben.
Das Alles und vor allen Dingen, dass sich in meinem Mikro-Kosmos fast gar nichts verändert hat (sogar unser alter Tierarzt bei dem mir damals 1998 mit unserm Ersthund waren) praktiziert noch! ist einfach extrem beruhigend für mich (ich komme nicht so gut mit vielen Veränderungen klar und finde durch Dinge deswegen, die noch genauso sind wie ich sie seit über 30 Jahren kenne, sehr viel Halt, Geborgenheit und Sicherheit. An Veränderungen muss ich mich erst langsam rantasten, sonst komme ich nicht gut mit ihnen zu recht und sie überfordern mich dann. Fühle mich dann wie ein reizüberfluteter Border Collie)
Deswegen bin ich mit meinem neuen zu Hause auch so glücklich, und die Nachteile unseres Dorfes sind mir schließlich auch seit über 30 Jahren bekannt.