Beiträge von victorian

    Bevor ich auf´s Dorf gezogen bin, hatte ich mich auch in der Innenstadt der Kreisstadt eingerichtet.

    Kino, Theater, Stadtbücherei, alles innerhalb von Minuten zu Fuß errreichbar. Fand ich toll. Hab ich auch oft genutzt.

    Meine Messi-Nachbarn, die gröhlenden Besoffenen (es gab in der Nähe meiner damaligen Wohnung einige Kneipen), die in die Ecken kotzen, die Typen, die in die Büsche auf der Gassi-Runde geschissen haben (Ginger hat das mal gefressen- :face_vomiting: ) Fand ich nicht toll.

    Der Almabtrieb am Wochenende bis zur Freilaufzone (furchtbar, diese ganzen Tut-nixe! Seit dem weiß ich das ich standfest bin. Wie oft da ein Tut-nix in mich reingebrettert ist, konnte ich irgendwann nicht mehr zählen. Fand ich eher semi.

    Als ich erfahren habe das ich die Möglichkeit bekomme, wieder in mein Heimatdorf zu ziehen. War ich sehr, sehr glücklich, weil: die Leute und die Gegebenheiten noch fast genau so sind, wie in meiner Kindheit, als ich dort die glücklichste Zeit meines Lebens verbracht habe.

    Die heutigen Kinder und Hunde sind fast genauso wie meine Freunde und ich damals.

    Sie sind oft zu mehreren unterwegs oder sogar allein (ist ja auch kein Problem für die Eltern, jeder kennt hier ja jeden, natürlich dürfen die Kinder da ganz selbstverständlich alleine den ganzen Tag im Dorf rumrennen. Für den Notfall haben ja alle heute ein Smartphone)

    Zwei Hunde mögen sich nicht und giften sich an. Das höchste der Gefühle ist ein Kommentar a la ,,Das sind halt (hier Rasse einfügen) die sind so. Der/die (Name des Hundes) ist eben so, das war schon immer so." Auf die Idee einen Hundetrainer einzuschalten kämen die Ur-Dörfler hier nie im Leben. Weil Hunde sind halt Hunde. Die streiten und raufen sich halt mal. Wie die Kinder auf dem Schulhof. (Ich spreche hier allgemein, meine Hunde meine ich da nicht. Mir fällt kein anderes Beispiel ein, um den Pragmatismus und die laissez-faire Haltung Hunden gegenüber treffend zu beschreiben.

    Das Alles und vor allen Dingen, dass sich in meinem Mikro-Kosmos fast gar nichts verändert hat (sogar unser alter Tierarzt bei dem mir damals 1998 mit unserm Ersthund waren) praktiziert noch! ist einfach extrem beruhigend für mich (ich komme nicht so gut mit vielen Veränderungen klar und finde durch Dinge deswegen, die noch genauso sind wie ich sie seit über 30 Jahren kenne, sehr viel Halt, Geborgenheit und Sicherheit. An Veränderungen muss ich mich erst langsam rantasten, sonst komme ich nicht gut mit ihnen zu recht und sie überfordern mich dann. Fühle mich dann wie ein reizüberfluteter Border Collie)

    Deswegen bin ich mit meinem neuen zu Hause auch so glücklich, und die Nachteile unseres Dorfes sind mir schließlich auch seit über 30 Jahren bekannt.

    Genauso wie du es beschreibst sieht es bei uns aus. sehr nette, hundefreundliche Nachbarn und Umgebung. Ansonsten wirklich Klischee-Landleben, mit allen Vor und Nachteilen. Morgens wird man vom krähenden Hahn geweckt, direkt um die Ecke (Fußweg 1 Minute) liegt der nächste Bauernhof.

    WENN hier mal Autos fahren (ca. 2-5 an Wochentagen) sind das Jeeps oder SUVs mit Pferdeanhängern. Selten, das hier mal ein normaler PKW rumfährt. Sonst fahren hier Traktoren, Mähdrescher und sonstige Landmaschinen rum.

    Es tummeln sich hier mehr Kinder und Labradore als ein Igel Flöhe hat. Auch die Dichte an ,,Garten-Hunden" sowie freilaufenden Hunden und Zwingerhunden ist hier sehr hoch. Gerne gehen einige Hunde auch mit sich selbst Gassi. Ist die Hoftür auf oder Hof offen hat man auch desöfteren mal einen fremden Hund bei sich auf dem Hof stehen.

    Macht aber nicht, jeder kennt hier jeden Hund (und dessen Besitzer seit Ewigkeiten) und weiß das der ,,Besuchshund" auch wieder nach Hause geht.

    Genauso wird es als völlig normal angesehen, dass Hunde bellen (am Gartenzaun oder im Hof.) niemand regt sich darüber auf. Ein bellender Hund ist (mir fällt leider kein anderes Beispiel ein) wie ein wieherndes Pferd im Western (ich gucke sehr gern Western, fast jeden Tag. Deswegen ist das quasi auch ein Stück meines ,,Alltags"-daher diese Beispiele)

    Dieses entspannte, aber auch pragmatische (oft sehr harte z.b. Hunde schlafen nachts im Zwinger/ oder in der Scheune, bekommen das Billig-Futter aus dem Landhandel. Sind, wenn überhaupt über Tag mal in der Küche oder im Flur) Verhältnis zu Hunden und Tieren im Allgemeinen ist sicherlich (für mich) der krasseste Unterschied zwischen dem Leben in der Kreisstadt mit Hund und dem Leben mit den Hunden in meinem Dorf.

    Meine Hunde bekommen z.b. sehr wenig Auslastung (im Sinne des DF) sind aber im RL in meinem Alltag sehr gut händelbare, unauffällige Hunde. Sphinx, z.B. würde mitten in der Kreistadt mit mir nicht leben können. Hier, auf dem platten Land macht es keinem was aus, wenn sie 1x in der Woche bellend an der Leine ´nen anderen Hund anpöbelt aus Angst (ist aber schon viel bessr geworden. Stört hier überhaupt keinen. Auch nicht, wenn Ginger und ein Dackel (beide angeleint) sich lautstark ausschließlich verbal (!) in die Köppe kriegen. Der Dackel hat übrigens angefangen.


    Für mich persönlich und meine aktuellen Hunde ist das Dorfleben bestens geeignet. Es ist für mich viel entspannter und weniger stressig als es für mich in der Stadt je war. Und für die Hunde auch. Sie können/dürfen sich meistens so austoben wie sie es möchten. Ohne jemanden zu gefährenden oder zu belästigen. Das ist für mich absolut selbstverständlich und nicht diskutabel, dass meine Hunde so gehalten werden, dass aktuell geltendes Recht zu jeder Zeit eingehalten wird.

    Es gibt auch bei uns (in der Nähe) eine Hundeschule, die all das anbietet, was man so möchte. (Auch Agi, Hoopers, Obedience etc.) Gut zu wissen, wenn irgendwann bei mir ein Welpe einzieht.

    Vielleicht versteht man jetzt besser, warum ich diese Ansichten über Hundehaltung habe und woher. Ich komme (da kein Auto und Führerschein und auch nicht das Bedürfnis und Notwendigkeit) auch nicht wirklich raus oft (2-3x im Jahr muss ich dann gezwungener Maßen in die Kreisstadt.) aus dem Dorf.

    Alles was ich über Hundehaltung weiß, habe ich entweder so übernommen, weil es mir so vorgelebt wurde und so beobachtet , angelesen ( ich kaufe mir sehr gerne Hunderatgeber, auch moderne, und Zeitschriften) oder aus Trainingssendungen im Fernsehen oder von Hundetrainer wie Dirk Biller, A. Ohligschläger etc. aus Youtube.

    Daher bin ich auch froh Mitglied im DF zu sein, so kann ich mich leicht und ausgiebig mit anderen Menschen über Hunde-Themen unterhalten (so viele unterschiedliche Leute wie hier mit Mitglied sind, würde ich im RL nie treffen.

    Ja, bei uns in der Kreisstadt wo ich mit Ginger halt gewohnt habe, haben die von der Genossenschaft von der ich eine Wohnung gewohnt habe wird wirklich nur ein Hund erlaubt.

    Ich habe sogar als ich (nach etwa 2 Jahren) Ginger so weit hatte, dass ein Zweithund wunderbar ins Leben gepasst hätte) habe ich vorher extra schriftlich nachgefragt- Erst hat mir einer aus dem Büro auch Hoffnungen gemacht, ich hab mich riesig gefreut und gleich direkt um den 20/40 Sachkundenachweis für NRW gemacht, ich hatte gerade den Nachweis in der Tasche und mir schon einen potienziellen Zweithund im Internet ausgeguckt, dann kam jedoch ´ne Absage vom Vermieter. Sie hätten bei der Hausgemeinschaft nachgefragt und die Leute im Haus gefragt und die wollten keine drei Hunde im Haus. Ähnlich wie du´s schilderst, sagte mir mein Vermieter, dass er die Genehmigung zur Hundehaltung jederzeit wiederrufen könne, sollte es Probleme geben.

    Meine Nachbarn (richtige Messis) direkt neben mir hatten nämlich schon einen Beagle-Münsterländer-Mix, der immer in die Blumenbeete direkt vor der Haustür gepinkelt hat. Das arme Tier kam kaum raus, vielleicht ´ne halbe Stunde pro Tag. Manchmal auch nur zum Lösen. Dieser Rüde tat mir richtig leid.

    Eine Bekannte von mir hat mir allerdings mal erzählt, dass auch sie in ihren Studienzeiten (müsste so Anfang der 2000er gewesen sein) mit drei Hunden mitten in Leipzig gewohnt hat.

    Heute ist die rechtliche Situation allerdings oft besser für die Mieter die mit ihrem Hund zur Miete wohnen.

    Ja, mich fragt meine Familie auch regelmäßig, ob ich nicht einsam bin.

    Ich war schon immer sehr häuslich und habe mich als Kind immer gewundert, dass Leute (ich musste in der Stadt zur Schule gehen wegen meiner Behinderung) in Mietwohnungen leben könnten. Das kam mir immer vor wie bei Charles Dickens.

    Manchmal muss ich noch in die Stadt (2-3 im Jahr), dann bin ich immer froh, wenn ich wieder ,, auf´m Dorf". GInger auch, sie kommt zwar noch in der Stadt zurecht, ist aber viel aufgedrehter als früher, wo wir beinahe täglich durch die Fußgängerzone gegangen sind.

    Ich glaub wir drei (Sphinx sowieso, Ginger und ich aber auch) haben mittlerweile einen chronischen Fall von Dorf-Krankheit oder auch Landeier-Syndrom entwickelt. Da uns mittlerweile schon eine Kreisstadt überfordert und ich sie als ,,hektisch" bezeichne. Meine Düsseldorf-Cousine lacht sich jedesmal halb tot und schüttelt sich, wenn sie ihre Mutter am Stadtrand besucht.

    ,,Oh Gott, da wo du jetzt wohnst will ich nicht tot überm Zaun hängen, da werden doch um 5 schon die Bürgersteige hochgeklappt!"

    Stimmt, in der Woche ja, am Wochenende werden sie um 3 hochgeklappt, danach kann man auf der Straße Ball spielen wie an den autofreien Sonntagen in den 70ern.

    Das fand ich auch immer total blöd, als ich leider noch in der Innenstadt wohnen musste, dass die Genossenschaften (ich habe auch jahrelang in einer Genossenschaftswohnung mit Ginger gelebt) immer nur einen Hund erlauben.

    Ein Hund ist für mich immer viel zu wenig gewesen. Überhaupt die ganzen Menschen in der Stadt. Ihh.

    Das einzig praktische war, ich konnte zu Fuß zur Freilauf-Zone laufen. Denn Ginger hat schließlich auch das (sie ist nett, absolut nicht bissig, egal in welcher Situation.) Recht mal die Sau rauszulassen. War sie schließlich so gewohnt, wenn wir bei meiner Mutter oder der Verwandtschaft waren.

    Nicht falsch verstehen, ich mag Menschen. Ab und zu. Ich bin eher der Alm-Öhi-Typ. Ich bin absolut nicht der Stadt-Typ. Ich bin auch nur in die Stadt gezogen, weil es praktischer ist, wenn man keinen Führerschein hat.

    Deswegen war ich überglücklich (und weil ich mir dann endlich, endlich den langersehnten zweiten großen Hund anschaffen konnte) als mein Vater letztes Jahr die Gelegenheit hatte, Wohneigentum für mich zu kaufen.

    Jetzt lebe ich (endlich, zu guter Letzt) wieder in meinem Heimatdorf, wo ich bereits als Kind so wohl gefühlt habe wie ein Fisch im Wasser oder John Wayne im Wilden Westen.

    Es ist herrlich, auch die Hunde lieben es hier. ,,Hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht" und eine meiner Cousinen ( ist aus der Provinz in die Großstadt geflüchtet. Sie lebt seit Jahren in Düsseldorf) will ,,hier nicht tot überm Zaun hängen. Unser Dorf hat 600 Einwohner (geschätzt).

    Einen Dorfladen und das Lebensnotwendigste haben wir hier, aber ansonsten ist hier absolut tote Hose. Herrlich.

    Für mich und die Hunde ist das hier perfekt.

    Die Leute um mich rum kennen mich quasi von Geburt an und ich kann endlich richtig ich selbst sein und meine Hunde auch.

    Ich bin richtiggehend erleichert, wieder auf dem Land zu wohnen. Viele Sachen, die mich in der Stadt gestört haben, haben sich in Luft aufgelöst.

    Ginger trägt seit Sphinx da ist, 24/7 Halsband. Das ist einfach praktischer für mich, wenn am Terrier ein ,,Griff" dran ist. Sphinx läuft in der Wohnung immer nackig, draußen mit Halsband. Die Hundemarken hab ich am SChlüsselbund, den uch immer an der Hose trage.

    Als ich Sphinx noch nicht hatte, habe ich für Ginger auch oft Retrieverleinen benutzt, da war sie dann zu Hause nackig. Aber jetzt halt nicht mehr. Die Retrieverleinen, die ich noch habe benutze ich dann eben für den nächsten Hund.

    Genau das meine ich: wenn ein 6 kg Jack Russell Mix sich in den 90ern auf dem platten Land mit mehreren 1000 km² Platz (wir hatten damals ,,Ackerbau und Viehzucht" (hat meine MUtter im spaßhaft gesagt), also enorm viel Platz anders als die TE) mit pragmatischen, toleranten Erwachsenen und leidensfähigen, schmerzunempflichen Kindern sind das VÖLLIG andere Verhältnisse als bei der TE.

    Ich habe mir gestern mal die Größe und Gewicht eines Cane Corso durchgelesen, EVER NEVER würde ich mir in einer Mietwohnung im 10.Stock in Berlin, wenn ich ein Baby erwarte, solch einen Hund holen. Wenn ich einen Hund wollen würde, der wacht würde ich mir einen klassischen Hofhund wie Spitz, Zwerg oder Mittelschnauzer oder Pinscher holen. Vielleicht auch (wenn ich Terrier toll finde) einen Manchester oder Fox Terrier.

    Ich weiß nicht, ob ich da richtig liege. Aber ich meine gelesen oder gehört zu haben, dass Foxterrier territorial sind, zum Raufen neigen und auch sehr wachsam sind. Korrigier mich, wenn ich da falsch liege.

    Das, was die TE da vorhat, wird garantiert sehr interessant, anstrengend und ,,sehr sportlich". Ich wünschte mir, sie würde hier im DF zwischendurch berichten, wie es läuft.

    Ich möchte ehrlich gesagt auch nicht live dabei sein, wenn die Genetik des Cane Corso durchschlägt und der Hund auspackt, was der so zu bieten hat.

    Ich kann nur hoffen, dass durch diese Konstellation keine fremden Menschen/fremde Hunde zu Schaden kommen!

    Hatten wir auch, als ich Kind war, einen Welpen vom Vermehrer, meine ich. Jack Russell-Mix-Rüde. Gewicht im Erwachsenen-Alter 5-6 kg. War gelinde gesagt, wie ,,Jekyll und Hyde", hatte der ´,,nen Furz quer sitzen" hat der gebissen (allerdings keine Fremden!) und geschnappt, sich mit Rüden gekloppt, sich unter Zäunen durchgegraben und wie Sau gejagt. Das war unser/mein erster Hund. Der funktionierte in unserm Alltag ganz gut, ich hab den sehr früh händeln gelernt, ohne gebissen zu werden, musste mich aber sehr, sehr schnell von meinen Traumvorstellungen verabschieden, die man als Kind so hat. (Lassie, Rin Tin Tin, etc.) Aber dennoch bin ich diesem Hund dankbar, dass wir ihn geholt haben und nicht den Pudel-Mix, wie ursprünglich geplant. (Diese Welpen waren schon alle verkauft.)

    Seit damals beeindrucken mich Terrier nachhaltig. Dieses enorme Selbstbewusstsein, diese Härte, dieser Mut nötigen mir sehr, sehr viel Respekt ab.

    Es waren halt Zeiten damals, wo das richtige Umfeld (wenn man Glück hatte) meiner nach sehr tolerant gegenüber Hunden war. Das war bei uns auf dem 600-Seelen-Dorf in den 90ern jedenfalls so.

    Wir hatten damals Gott sei Dank die richtige Umgebung für so einen Hund. Wir hatten mehr Platz als alles andere, hatten sehr tolerante, pragmatische Nachbarn (hat der Hund sich z.b. dem Nachbarsrüden in der Wolle gehabt, haben wir sich dier Hunde sich eben kloppen lassen, der Nachbar war da ähnlich entspannt, und kannte meinen Vater von Kindheit an)

    Hätten wir diesen Hund allerdings in einer Mietwohnung gehalten, wäre das für alle Beteiligten die Hölle gewesen.

    Man kann Hundewelpen sicherlich beim Bauernhof um die Ecke kaufen (ich meine jetzt wirklich den klassischen Bauernhof-Wurf, beide Elterntiere vorhanden, etc. kein Vermehrer) aber dennoch bleibt es, ohne Frage, ein Roulette-Spiel. Ist halt die Frage, ob man das will.