Ein Mix aus zwei vorbelastenden Rassen wird nur mit viel Glück gesünder als die Ausgangsrassen sein.
Das wäre richtig, wenn es so wäre, wie viele denken: "Krankheiten werden vererbt."
Nehme ich die Krankheiten aus der Gleichung, sind alle gesund.
Das ist aber zu kurz gedacht.
Bei der schwindenden Vitalität von inzuchtbelasteten Populationen (aka "Rassen") geht es um genetische Verarmung.
Hohe genetische Varianz bedeutet, der Organismus verfügt über mehr Mechanismen, um z.B. schadhafte Gene oder Mutationen zu umgehen.
Weniger Varianz heisst: Immunsystem schwächer, Fruchtbarkeit schlechter, Autoimmun-Krankheiten/Krebsrisiko höher.
Es geht also nicht um einzelne Krankheiten, die geerbt werden - es geht um die Fähigkeit des Organismus, sich gegen schadhafte Einflüsse zu wehren und eben nicht zu erkranken. Und das ist ein ganz gesicherter Fakt: Hohe genetische Varianz bringt höhere Vitalität in der Population (auch wenn einzelne Individuen eine Krankheit haben).
Der Blick aufs Individuum bringt obendrein bei Statistik gar nix. Aussagekräftig wird es erst, wenn man größere Vergleichgruppen hat, dann kann man auch Ausreisser rausrechnen usw.
Aber man kann aus einer Statistik keine verlässlichen Vorhersagen über ein einzelnes Individuum ziehen. Das ist einfach Mathematik.
Man kann sich nur die gesamte Population anschauen und daraus eine Wahrscheinlichkeit für das Individuum ableiten. Mehr nicht.
Wenn man eine sehr kleine Population von Mischlingen über Jahrzehnte komplett isoliert (einsame Insel) und nur diese Hunde und deren Nachkommen miteinander verpaart, wäre das natürlich ähnlich wie bei der Rassehunde-Zucht.
Rassehunde haben aber den Nachteil, dass aus der ohnehin kleinen Population immer nur wenige Hunde zur Fortpflanzung kommen.
Das wäre bei der abgeschotteten Mischlingspopulation nicht so. Dort kommt es immerhin zu einer ständigen zufälligen Durchmischung des Genpools, und so bleibt eine erstaunlich hohe Varianz erhalten.
Wäre die Population aber zu klein oder anfänglich zu stark belastet, würde sie aussterben.
Was genau das ist, was wir gerade bei einigen Rassen beobachten können - wenn z.B. eine Vielzahl von Individuen nicht mehr natürlich gebären kann, würde die Population sehr schenll aussterben.
Wens interessiert: In dem populärwissenschaftlichen Buch "Der Gesang des Dodo" ist das ganz toll erklärt, und man versteht die Zusammenhänge, ohne Biologe zu sein.