Beiträge von Schäferterrier

    So, mir reicht's. Jetzt hatte ich den Hund grad so weit, dass er wieder freiwillig das Haus verlassen hat, wir sind rausgefahren und haben eine richtig schöne, entspannte Runde auf dem Feld gedreht. Bis ich wieder in unsere Straße reingefahren bin, Hund aus dem Auto gelassen hab - und in dem Moment eine Gruppe verkleideter Kinder mit ihren Fasnets-Peitschen um die Ecke kam :muede:

    Nie wieder Innenstadt, ich sag's euch... Die nächste Bude wird ein Einsiedlerhof in der Pampa.

    Ich schnei hier auch mal kurz rein. Milo hat zwar in der Wohnung Gott sei Dank kein Problem mit Silvester, da schläft er oder guckt höchstens mal. Dafür kämpfen wir jedes Jahr mit dem Gassigehen. Wenn es nach Milo ginge, würden wir nämlich einfach, sobald es böllert, gar nicht mehr die Wohnung verlassen. Und erst recht nicht draußen laufen.


    Das Problem ist, dass das dann eben nicht nur anhält, solange es tatsächlich böllert, sondern auch noch Tage danach. Er haut, seitdem er vor 5 Tagen den ersten Böller beim Gassigehen gehört hat, schon an der Wohnungstür und dann alle paar Meter die Bremse rein. Und wenn er mal läuft, dann schlappt er am hintersten Ende der Leine mit angelegten Ohren in Zeitlupe hinter mir her, schnüffelt nicht, markiert nicht, will einfach nur wahlweise stehen bleiben oder heim. Und da ich die Erfahrung gemacht habe, dass er von allein ewig im Meideverhalten stecken bleiben würde, will ich ihm da gerne aktiv raus helfen. Nur hab ich keine Ahnung, wie. Ich bin den Höher-schneller-weiter-Mudi-Terrier-Mix mit großer Klappe gewohnt, der immer vorne mit dabei ist, dem nichts schnell genug gehen kann und der alles, aber sicher keine Probleme mit Motivation hat. Daumen drauf kann ich, aber dieses unmotiviert-meidige bin ich absolut nicht gewohnt und das lässt mich echt ein bisschen hilflos zurück.


    Was wir schon probiert haben:

    - Verschiedene Gassiorte

    - mit seiner liebsten Hundefreundin spazieren gehen

    - seinen Lieblingsmensch besuchen laufen

    - aus dem Auto heraus direkt Spiel, Schleppfährte, Futterbeutelsuche starten

    - abwarten und ihn gucken lassen (dann stehen wir halt ne halbe Stunde in der Wohnungstür oder irgendwo auf dem Feld)

    - sanfter Zwang


    Gebracht hat es leider bislang alles nichts. Was letztes Jahr nach immerhin ner Woche langsam Verbesserung gebracht hat, war, jeden einzelnen Schritt hochwertig zu belohnen. Mag ich aber ungern nochmal machen, weil Herr Hund damals ganz schnell die Verhaltenskette "stehenbleiben -> laufen -> Leckerlie" gebildet hat und es gute 2 Monate gebraucht hat, bis das wieder raus war.

    Und mehr fällt mir ehrlich gesagt echt nicht ein. Deshalb die Frage an euch: Habt ihr Ideen und Erfahrungen, wie man seinen Gassi-vermeidenden Hund nach Silvester wieder zum Gassigehen motiviert?

    Hier gibt es eine Maulkorb Studie

    Zwar mit diensthunden aber vielleicht trotzdem interessant


    Besonders spannend finde ich ja, dass bei den zivil gekleideten Beamten durchaus signifikante Unterschiede zwischen den Reaktionen auf Hunde mit und ohne Maulkorb erkennbar sind, während das bei uniformierten Beamten offenbar nicht so das Thema ist. Dadurch vermute ich, dass die Ergebnisse - wenn sie auch sehr interessant sind - nicht ohne weiteres auf Privat-Hundehalter übertragen werden können.


    Auch im Alltag erlebe ich es zumeist so, dass der Maulkorb bei Diensthunden gar nicht hinterfragt wird - gehört halt dazu, muss so. Und obwohl es nun wirklich kein Geheimnis ist, dass Diensthunde beißen können, ist da bei vielen Leuten sicher auch das Vertrauen da, dass die Hunde anständig geführt werden - was man von Privatpersonen nun nicht zwangsläufig behaupten kann.

    Und vielleicht spielt da bei den Diensthunden auch ein bisschen der Wunschgedanke von Kommissar Rex mit rein, so nach dem Motto "Hund beißt nur die Bösen und ist ansonsten ein netter Kuschelbär"?


    Edit: Erlebe ich übrigens bei Listenhunden ähnlich. Da wird gefühlsmäßig weniger geschaut, als wenn ich mit meinem Nicht-Listi mit Maulkorb laufe. Scheinen halt doch viele Leute zu wissen, dass es hier für gewisse Rassen nunmal Maulkorb-Pflicht gibt, und dementsprechend wird es vermutlich eher als behördliche Auflage als als tatsächliche Prävention gesehen.

    Wegschicken läßt er sich noch nicht.

    Da geht es nicht darum, langsam ein Signal aufzubauen wie bei "Sitz", "Platz" usw.

    Da geht es um Beziehung, um die Regeln des Miteinanders, um Kommunikation und deine persönlichen Grenzen. Was du nicht willst, willst du nicht, fertig. Hunde sind sehr soziale Lerner, die verstehen das super.

    Die Hundeschule würde so vorgehen. Gefüllten Kong da lassen, sagen dass man geht, 1-2 min raus, wieder kommen, sagen dass man da ist, Kong wegnehmen.

    Das steigern.

    Solange er es nicht mal aushält, wenn du in nem anderen Raum bist, würde ich an das Alleinbleiben gar nicht denken. Er muss ja erstmal lernen, zu akzeptieren dass er nicht ständig Zugriff auf dich hat und die Welt nicht untergeht, wenn du mal kurz in nen anderen Raum gehst. Erst dann macht es in meinen Augen Sinn, zu trainieren, dass Hund auch ganz allein bleiben kann.

    Kannst du ihn denn von dir wegschicken? Oder auf seinen Platz schicken? Wie grenzt du dich im Alltag von ihm ab?

    Also, ohne Witz - oft gibt es mehr Handlungsmöglichkeiten als einem gerade klar ist.

    Das wäre hier zum Beispiel nicht möglich, weil Auto zu weit weg vom Haus. Aber ja, ich stimme dir schon zu: Da muss man kreativ werden. Und tatsächlich ist "Rückzug antreten" da ein ganz wichtiger Baustein von. Man ist schnell geneigt, zu denken "da muss ich jetzt durch!", dabei ist das oft gar nicht der Fall.

    Was mir außerdem geholfen hat, war, mir vorher einen Notfallplan zu überlegen: Hinter Autos oder Büschen verstecken, Einfahrten im Auge behalten, beim Waldspaziergang merken, wo gute Ausweichstellen sind, zu denen man ggf. zurücklaufen kann usw.

    Nichtsdestotrotz finde ich es sinnvoll, einen Notfallplan zu haben, für den Fall, dass Hund schon ausgelöst hat. Weil dann vollkommen hilflos und überfordert dazustehen hilft auch nicht weiter...

    Das darf nicht vorkommen. Rumdrehen, weggehen, Gassiwege strategisch auswählen etc ... das geht!

    Ich bin auch absolut dafür, zu nahe Begegnungen wenn nur irgendwie möglich zu vermeiden, weil da einfach keine guten Lernerfahrungen entstehen können und das dann im Training kontraproduktiv ist.

    Aber je nach Wohnlage und Wohnsituation ist es tatsächlich nicht realistisch, Begegnungen immer vermeiden zu können. Da reicht ja vielerorts schon der Weg von Haustür zu Auto, dass plötzlich ein Fremdhund um die Ecke kommt. Und ohne Garten 4-5 Mal am Tag rauszufahren ist oft auch einfach nicht umsetzbar.

    Ich würde das Thema allerdings beim Trainer ansprechen, um mir da genaue Handlungsanweisungen abzuholen. Der kennt euren Hund, hat (hoffentlich) einen Plan im Kopf und kann euch darauf basierend erklären, ob und wie ihr reagieren sollten.

    "Blick auf den anderen Hund" (was auch immer sie sich dabei gedacht hat) wird mit Futter belohnt.

    Ich würde mir allein deshalb einen anderen Trainer suchen. Also jemanden, der euch im Einzeltraining gezielt anleitet, euch im Timing unterstützt und euch vor allem auch erklärt, wieso ihr was wann belohnen oder korrigieren sollt.

    Weil "zum Reiz schauen belohnen" kann ein wunderbarer Weg sein, um Reize positiv zu belegen und dann nach und nach ein Alternativverhalten zu erarbeiten. Wenn man an der richtigen Stelle das richtige Verhalten einfängt und belohnt. Einfach nur belohnen ist Mist, weil dann belohnst du im blödesten Fall das Drohen, Fixieren usw., und erziehst dir das Pöbeln erst so richtig heran.

    Ich arbeite zum Beispiel damit, das Abwenden vom Reiz zu belohnen. Das habe ich auch zunächst aufgebaut, indem ich das entspannte (!) Anschauen vom Reiz belohnt habe. Nach und nach hat Hund dann verstanden, dass ein bestimmter Reiz eine Belohnung verspricht - und sich beim Erblicken des jeweiligen Reizes zu mir umgeschaut. Inzwischen sind wir so weit, dass Hund sich, wenn er andere Hunde sieht, direkt abwendet und zu mir schaut, weil da gibt's Leckerlies. So bleibt er ansprechbar und wir können die meisten Hundebegegnungen inzwischen ganz entspannt meistern. Aber man muss halt wissen, was man wieso wann tut und nicht einfach nur machen, weil hat Trainer X so gesagt.


    Und: 4 Monate sind gar nichts. Ihr habt in diesen 4 Monaten scheinbar schon ziemlich viel probiert, aber seid nicht allzu lang bei einer Methode geblieben. Gerade das ist aber bei langwierigen Themen wie Leinenaggression wichtig, eine schnelle Lösung gibt es meist nicht.

    Ich werde das ja nie verstehen. Ein Maulkorb sorgt für mehr Sicherheit, da müssten die Leute doch entspannter sein, stattdessen suggeriert er offenbar Gefahr.

    Ich vermute, das liegt daran, dass in den Köpfen vieler Leute immer noch die Vorstellung herrscht, dass "normale" Hunde nie beißen. Also, dass von den Hunden ohne Maulkorb schlicht und ergreifend überhaupt keine Gefahr ausgeht. Beißen tun in den Augen vieler Menschen nur die Hunde, die einen an der Latte haben, bösartig oder sonstwie gestört sind.

    Bis nicht endlich allgemein anerkannt wird, dass von jedem Hund, egal wie nett, immer die Gefahr ausgehen kann, dass er mal zubeißt, so lange wird wohl auch der Maulkorb für viele Menschen einen Beigeschmack von "gestörter Hund" haben.