Wie viel Stress ist okay und wann ist es zu viel?
Braucht ein Hund nicht auch etwas (positiven) Stress?
Dass mein Hund Stress hat, erkenne ich zunächst mal an der Körpersprache.
Das wirkt sich dann auf die Konzentration und Aufmerksamkeit aus, Hund wird allgemein aufmerksamer und wacher, seine Reaktionen sind schneller, er wird mitunter "triebiger" (ich mag das Wort nicht, aber weiß auch nicht, wie ich es anders beschreiben soll). Das ist dann aber kein Stress, den ich bedenklich finde, sondern eher einer, den ich in manchen Situationen gezielt hervorrufen will, um zum Beispiel zu trainieren. Weil, ein gesundes Maß an Stress kann sich durchaus lernförderlich auswirken.
Problematisch wird es für mich dann, wenn die Aufmerksamkeit in Konzentrationsschwierigkeiten, die Wachheit in Unruhe und die Triebigkeit in Reaktivität kippt. Kurz: Wenn es einfach zu viel des Guten ist und Hund sich nicht mehr selbstständig auf ein produktives Maß runterregulieren kann.
Idealerweise schaue ich, dass es gar nicht erst so weit kommt. Man kennt seinen Hund ja irgendwann und kann einschätzen, wann es zu viel wird. Aber immer vermeiden kann man das, wie du an deinem Beispiel ja zeigst, auch nicht unbedingt. Nur halt darauf lernen.
Wenn Hund gerade drüber ist, versuche ich erstmal, die Situation zu verlassen. Im Anschluss helfe ich ihm dabei, wieder runter zu fahren. Heißt hier allerdings nicht zwangsläufig, Hund zur Ruhe zu zwingen. Die Situationen gibt es schon auch (z.B. wenn Hund sich vor lauter positiver Aufregung hochspult), aber wenn der Stress z.B. durch zu viel Impulskontrolle und Situationen-aushalten-müssen entsteht, habe ich speziell mit meinem Hund tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es ihm mehr hilft, nochmal kurz Action zu machen, um sich abzureagieren und die aufgestaute Energie loszuwerden. Heißt, er kriegt ne Beißwurst oder darf im sicheren Rahmen nochmal ne Runde rennen, bevor es dann gemeinsam aufs Sofa oder ins Bett geht, damit Hund ganz viel schlafen kann.
Das mit der Beißwurst funktioniert hier übrigens auch vorbeugend/als Hilfestellung, wenn schon absehbar ist, dass Hund viel Hirnschmalz und Zurückhaltung aufbringen muss, z.B. im Stadttraining. Da machen wir ab und an eine kurze Beißwurst-Pause, damit Hund die zurückgehaltene Energie rauslassen kann. Seitdem hat er da eine deutlich länger andauernde Impulskontrolle und kann das viel besser aushalten. Aber das ist natürlich total individuell und manch anderem Hund würden dann erst recht die Sicherungen durchknallen.