Ich kenn das Meiden nach doofen Erfahrungen so ähnlich von meinem Hund hier. Wenn der einmal eine einzige doofe Erfahrung gemacht hat, braucht das mitunter sehr, sehr lange, bis er das wieder raus hat. Und mit was er das verknüpft (Menschen, Hunde, Situationen, Uhrzeiten, Körperhaltungen, Gegenstände usw.), ist hier auch sehr vielfältig. Der Hund hat es schon geschafft, 2 Wochen lang sein eigenes Frühstück zu meiden, nachdem er einmal (!) nach dem Frühstück Augentropfen bekommen hat
und ja, der hat auch schon mich gemieden, nachdem ich was an seinem Körper rumhantieren musste, was er doof fand. Gut, ist auch ein Tierschutztier ohne jegliches Grundvertrauen in Menschen, aber gerade bei so blöden Vorfällen in prägenden Entwicklungsphasen wie der Pubertät kann ich mir das auch bei einem gut aufgezogenen Junghund mit einer eigentlich guten Bindung zu seinen Haltern vorstellen, dass da erstmal kurzzeitig das Vertrauen etwas angeknackst ist.
Was ich tun würde:
Es drinnen ignorieren. Kein Gewese drum machen, kein Bemitleiden, keine besondere Aufmerksamkeit schenken, nicht locken, nicht ansprechen - schlicht und ergreifend nichts (Ungewöhnliches) tun. Zumindest habe ich bei meinem die Erfahrung gemacht, dass jegliche zusätzliche Aufmerksamkeit erst recht als "da stimmt was nicht, da muss was im Busch sein" verstanden wurde, was das Meiden natürlich nochmal verstärkt hat. Also einfach ganz normal den Alltag leben wie ihr es immer gemacht habt, dann wird euer Hund schon früher oder später wieder auf euch zukommen.
Was hier auch ganz gut funktioniert hat, um zumindest die erste Hürde zur Kontaktaufnahme zu überwinden: Man fahre zum goldenen M, kaufe sich ne 20er Packung Chicken Nuggets und setze sich damit aufs Sofa. Selbstverständlich ohne das Hundekind weiter zu beachten. Spätestens bei Nugget Nummer 7 hat hier bislang noch immer eine neugierige Hundenase gegen mein Bein gestupst. Und wenn es dann noch nen kleinen Snack für den aufgebrachten Mut gab, war Frauchen plötzlich doch gar nicht mehr soooo gruselig.
Was das Auf-die-Decke-schicken angeht, würde allerdings auch ich etwas Druck rausnehmen. Ein beunruhigter Hund (und das ist er halt gerade in eurer Gegenwart) kann einfach nicht so gut Kommandos umsetzen und erst recht nicht gemütlich auf seinem Platz liegen bleiben. Oder könntest du dich entspannt ins Bett legen und dösen, während im Zimmer nebenan jemand rumläuft, der dich vorgestern plötzlich aus dem Nichts überfallen hat? Nee, da hättest du den potentiellen "Feind" sicher auch gerne im Blick. Gib eurem Hund die Zeit, bis er wieder Vertrauen aufgebaut hat - dann klappt das mit dem Deckentraining bestimmt auch wieder viel besser.
Um das etwas zu beschleunigen, würde ich vielleicht zusätzlich draußen auf den Spaziergängen Vertrauen aufbauen. Macht Spiele, erlebt gemeinsam tolle Dinge, Hauptsache Hund hat Freude an der Aktivität mit euch und es passiert ganz viel Schönes mit euch zusammen.
Um sowas zukünftig zu vermeiden, würde ich außerdem jegliches Anfassen für aus Hundesicht doofer Dinge zukünftig immer ankündigen. Ich sage zum Beispiel immer "Achtung", bevor ich irgendwas am Hund rumhantiere. Führt zwar einerseits dazu, dass Hund, sobald ich "Achtung" sage, maximal unentspannt ist, aber andererseits hat er dann wirklich nur noch Angst, wenn ich "Achtung" sage. Das ist zwar auch nicht optimal, aber mir persönlich lieber als ein Hund, der mich wochenlang meidet, weil er nie weiß, wann der nächste Überfall kommt.