Was machst du, wenn der Hund nie lernen wird, alleine bleiben zu können und du das Haus nicht verlassen kannst, ohne dass der Hund deine Wohnung zerlegt oder die Nachbarn durchgehend beschallt?
Ob ein Hund gut allein bleiben kann, hängt meiner Erfahrung nach nicht maßgeblich davon ab, ob er aus dem Tierschutz kommt oder nicht. Tendenziell habe ich sogar das Gefühl, dass Hunde, die in ihrer Welpenzeit weniger Zugriff auf Menschen hatten, häufig recht problemlos allein bleiben können. Aber im Allgemeinen gilt: Die Gefahr, dass ein Hund nicht allein bleiben kann, ist genauso beim Welpen vom Züchter gegeben.
Trotzdem finde ich deinen Punkt ganz arg wichtig. Denn falls der Hund nicht allein bleiben kann (und das kann wie gesagt immer mal passieren), hat man mit einem Hund mit diversen Verhaltensauffälligkeiten, Umweltproblemen und einer entsprechenden Größe ganz schnell gewaltige Schwierigkeiten, eine passende Betreuung zu finden, die den Hund ebenfalls händeln und mit ihm rausgehen kann.
Und auch deine anderen Punkte möchte ich am liebsten nochmal ganz dick unterstreichen - insbesondere in Bezug auf die erwartete Größe bzw. das Gewicht.
Liebe TE, hattest du schon mal einen großen, schweren Hund an der Leine, der wirklich gezogen hat? Man unterschätzt ganz schnell, welche Kraft da dahinter sein kann.
Und du wirst eben nicht wie viele andere Großhundehalter, die ihren Welpen jung bekommen haben, auf ne halbwegs solide Erziehung, Grundgehorsam und generelle Umwelt-Gelassenheit zurückgreifen können, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit insbesondere in der Pubertät (also die nächsten 2 - 3 Jahre) nen Hund haben, der bei Reizen schnell steil geht.
Natürlich gibt es bestimmte Methoden und Handgriffe, um schwere Hunde etwas besser halten zu können, und es kommt auch maßgeblich darauf an, wie der Hund zieht, aber es gibt da einfach ne persönliche Grenze, die man doch schnell überschätzt, wenn man noch nie so nen schweren Hund an der Leine hat.
Für mich ist zum Beispiel, wenn der Hund dazu neigt, arg ungünstig zu ziehen, bei spätestens 35 Kilo schon Schluss. Trotz Übung, Erfahrung und Hilfsmitteln hat mich da eine Hündin schon mal ganz schön an meine Grenzen gebracht.
Klar, wenn der Hund z.B. langsam immer mehr Kraft aufbaut, absehbar in dieselbe Richtung zieht, nicht seine gesamte Kraft mit Schmackes einsetzt, sich eher aufbäumt statt sich in den Boden zu stemmen, dann kann ich auch 40+ Kilo händeln.
Aber davon, so nen „netten“ Zieher zu bekommen, kann man ja echt nicht ausgehen, wenn man den Hund noch nie live erlebt hat. Und deshalb finde ich es schon sehr sinnvoll, sich mal realistisch damit auseinanderzusetzen, welches Gewicht man bei einem Hund, der vermutlich größere Schwierigkeiten mit der Umwelt mitbringt, tatsächlich halten kann und will.
Ich finde große Hunde ganz arg toll. Trotzdem würde ich meine Gewichtsgrenze bei einem Direktimport immer eher konservativ ansetzen. Denn die Kombination aus Umweltunsicherheit und übermäßiger Reaktivität (was beides bei einem Direktimport einfach erwartbar ist) mit einem hoffentlich gerade so zu haltenden Hund ist meiner Erfahrung nach einfach wirklich, wirklich extrem anstrengend und zermürbend im Alltag.