Ich war eine Zeit lang ganz gut mit einem Akita-Halter befreundet. Der Hund wurde damals etwas blauäugig angeschafft, kam aber immerhin aus der Verbandszucht und der Halter hat dann nachträglich ordentlich Zeit und Geld investiert, um seinen Hund zu verstehen und anständig zu führen.
Mein Eindruck war: Toller Hund, wenn man diesen bocksturen eigenwilligen Typ Hund mag und mit dem Potential, das da dahintersteckt, kann.
Kennengelernt haben wir uns, als besagtes Gespann ein mittelschweres Verkehrschaos ausgelöst hat, weil Herr Akita beim überqueren der vierspurigen Straße plötzlich beschlossen hat, dass er gerade überhaupt nichts davon hält, weiterzulaufen. Also gar nichts.
Herrchen hatte gut zu tun, um den an die 50 Kilo schweren, am Boden festgetackerten Rüden zum Weitergehen zu bewegen.
Diese Begegnung war ziemlich bezeichnend dafür, wie ich die beiden in den darauffolgenden Jahren erlebt habe. Als Außenstehende hatte ich verdammt viel Spaß dabei, diverse Meinungsverschiedenheit zu beobachten, das war wie Comedy. Wärs mein eigener Hund, wäre ich aber wohl verzweifelt.
Zum Glück bringt besagter Halter eine elendige Geduld, verdammt viel Gelassenheit und genug Humor mit, um solche Situationen mit Fassung zu tragen. Und ihm ist die Meinung anderer Menschen ziemlich egal, ich denke, das ist auch ein entscheidender Punkt. 
Ansonsten war der Hund mit Menschen total gelassen und unproblematisch und generell eine sehr entspannte Seele.
Mit anderen Hunden war er selektiv verträglich. Er wollte gar nicht prinzipiell jeden Hund weghaben, ganz im Gegenteil. 9 von 10 Hunden waren gar kein Thema. Aber, und das war halt das Problem: Wenn ihm der 10. Hund dann doch nicht gepasst hat, hätte er mit wenig Vorwarnung absolut ernst gemacht.
Geführt wurde der Hund deshalb trotzdem wie ein unverträglicher Hund: mit dauerhafter Umsicht, sehr voraussichtigem Gassigehen, Abstand und Maulkorb. Einfach weil es dem Halter zu risky war, es darauf ankommen zu lassen. Er konnte den Hund schon sehr gut lesen, aber er meinte mal, die Reaktionszeit muss man halt trotzdem erstmal haben, um dann noch 50 Kilo Hund unter Kontrolle zu bekommen, bevor sie zupacken.
Achja, Jagdtrieb war natürlich da. Herrchen hatte es, bevor wir uns kennengelernt haben, wohl mal ne Weile mit ner Schleppleine versucht. Nachdem er sich damit aufgrund des stattlichen Gewichts einmal hingelegt und heftig verletzt hatte, gab’s nur noch kurze Leine oder eingezäunte Freilaufflächen zu unmenschlichen Zeiten (um Fremdhunden aus dem Weg zu gehen).
Inzwischen sind sie etwas weiter weg in eine sehr ländliche Wohnung mit großem, eingezäuntem Garten gezogen. Dadurch hat sich der Kontakt ein bisschen verloren, aber das letzte, was ich so mitbekommen habe, war, dass Herrchen heilfroh um diese Entscheidung war.
Was ich damit sagen will: Akitas sind meiner Erfahrung nach absolut keine Monster. Aber ich glaube, man muss schon ein ganz bestimmter Typ Mensch sein, um mit einem Akita glücklich zu werden.