Dieses Königspudel-Beispiel finde ich auch sehr schwierig, ehrlich gesagt.
Zum einen, weil die Leute mit Zeit und Geld das Problem angehen, indem sie mit Hund zum Hundefriseur gehen.
Zum anderen weil sich das Filzproblem durch eine robuste Kurzhaarfrisur problemlos und für ein paar Wochen mindestens lösen lässt.
Der Hund hat ein paar Wochen weniger Aufmerksamkeit - aber das Beispiel finde ich tatsächlich halb so wild und das Handeln der fiktiven Familie komplett nachvollziehbar.
Ich kann mir solche Aussagen (ich hatte heute Mittag eine zweite, ähnliche gelesen, finde sie nur gerade nicht wieder. Fühl dich bitte nicht alleine angesprochen) nur damit erklären, dass vielen gar nicht bewusst ist, was ein Ganzkörperfilz für einen Hund wirklich bedeutet... und zwar nicht nur vor dem Scheren, sondern auch währenddessen und danach.
Solange ein Hund in so einem Filzpanzer steckt, hat er Schmerzen. Das verfilzte Fell zieht an der Haut, jede Bewegung tut weh und ist eingeschränkt, Ungeziefer kommt hinein, aber nicht wieder heraus und bleibt stecken. Genauso wie kleine Äste oder Schmutz, die sich im schlimmsten Fall so tief hineindrücken, dass sie irgendwann in der Haut stecken und vor sich hin eitern.
Beim Scheren selbst wird es nicht besser. Egal wie vorsichtig man arbeitet, der Scherkopf zieht und reißt an der Haut, weil sie durch den Filz überall festhängt. Die Prozedur ist lang, unangenehm und führt nicht selten dazu, dass ein Hundefriseur für den Hund dauerhaft ein rotes Tuch bleibt.
Und auch nach dem Scheren ist der Hund nicht automatisch erleichtert und glücklich. Die Haut, die vorher unter Dauerspannung und Druck stand, beginnt in der Regel stark an zu jucken, manchmal sogar deswegen, weil vorher die Blutzufuhr in der Haut gestört war. Auf einmal kommt Luft an Stellen, die lang keine Luft gesehen haben. Je nach psychischem Zustand kann das zu massiven Verhaltensauffälligkeiten führen.
Es gibt Hunde, die ihren eigenen Körper plötzlich nicht mehr kennen, die Angst vor Wind bekommen oder vor jeder kleinsten Berührung zurückschrecken. Manche geraten regelrecht in Angstzustände und trauen sich tagelang nicht mehr vor die Tür.
Dazu sind auch noch die Ohren super gefährdet. Das neue Körpergefühl dort ist oft so unangenehm, dass die Hunde ununterbrochen den Kopf schütteln. Dadurch fließt Blut in die Ohrspitzen, wird durch die Schwerkraft nach außen gedrückt und innerhalb von Minuten kann ein Blutohr entstehen. Und viele Hunde, besonders die Rüden, lecken sich nach so einer Schur die Genitalien und/oder den After wund bis blutig, weil die Haut plötzlich extrem empfindlich ist.
Und ja, das alles klingt, als wäre es selten oder übertrieben, aber das passiert leider viel öfter, als man glauben möchte.
Das ganze gilt übrigens auch für kleine Filzstellen wie in den Achseln, nur an den Ohren oder nur an den Genitalien, aber das kann der Körper in der Regel gut kompensieren.
Mir persönlich wäre es deutlich lieber, ein Hund würde dauerhaft kurz oder sogar ganz kurz gehalten werden, statt einmal durch so einen Ganzkörperfilz und die ganze Prozedur hindurch zu müssen. Scheiß auf die Optik oder irgendeinen Rassestandard.
Ich möchte niemandem seine Meinung nehmen oder irgendetwas herunterspielen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ihr das trotzdem so seht, das ist mir wichtig zu sagen.
Ich wollte lediglich zeigen, was in und mit einem verfilzten Hund wirklich passiert, damit man die Auswirkungen nicht versehentlich verharmlost. Und vielleicht könnt ihr dann auch besser verstehen, warum ich das eben als so kritisch ansehe.