Heute Nachmittag war ich mir eigentlich schon fast sicher, dass wir das nicht mehr lange so machen werden und ich ihn einschläfern lasse. Ich habe meinen Hunden nicht mal die Leuchthalsbänder angezogen, weil ich mir sicher war, so fertig wie er ist, werden wir nur eine kleine Pipi-Runde drehen.
Und jetzt laufen wir hier und er stapft so munter neben mir her, als wäre nie irgendwas gewesen. Schnüffelt, markiert, pinkelt… als hätte er den ganzen Tag nicht halb tot im Körbchen gelegen.
Vorhin hat er mir eine halbe Schale Nassfutter quasi aus den Händen gerissen, so gierig, dass er mir fast die Finger mit abgekaut hätte. Und von einer Sekunde auf die andere war genau das gleiche Futter wieder eklig. Dann stand er vor mir mit leuchtenden Augen, hat mich sogar mit der Pfote angehauen, weil er unbedingt etwas wollte – und nichts, wirklich nichts von dem, was ich mittlerweile alles im Sortiment habe, war für ihn essbar. Er guckt mich dann an, als würde ich ihm ein Stück Pappe andrehen wollen. Zwei Minuten später frisst er dann wieder zwei Bissen von genau dem Futter, das eben noch eklig war, und schiebt es danach gleich wieder weg.
Vermutlich helfen deswegen auch diese hungeranregenden Cremes und Mittel nicht. Er hat ja Hunger, er hat Appetit, aber die Demenz gaukelt ihm offenbar vor, dass das, was ich ihm anbiete, kein Essen ist. Wenn es hochkommt, sind wir heute bei 200 g Nahrung. Aber nur mit Ach und Krach. Das ist auf Dauer nicht tragbar.
Und trotzdem – wenn ich ihn jetzt so neben mir herlaufen sehe, so munter, so lebendig, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, ihn einschläfern zu lassen.