Heute weiß ich mehr über Zahnstein, wie er entsteht, wie tiefliegend die Probleme sind, die er mit sich bringt und das er ganz ganz oft eben nur ein Symptom für ein größeres Problem ist.
Spannend, magst Du mehr dazu schreiben oder kannst Du dazu Literatur empfehlen? (Mein Hund hat schon von Anfang relativ viel Plaque, den ich mit fast täglichem Putzen seit Welpenalter einigermaßen im Griff habe, wobei ich von den großen "Eckzähnen" auch schon mal Zahnstein-Ansätze weggekratzt habe. Die Tierärztin fand es bisher noch nicht notwendig, eine Zahnreinigung durchzuführen, aber wenn da ein größeres Problem dahinterstecken könnte, würde ich dem natürlich gerne auf den Grund gehen.)
aaaalso.
Zahnstein entsteht durch Zahnbelag, der durch Speichel mineralisiert. Und Zahnbelag entsteht durch Futter.
Perfekt wäre: Hund hat eine gute Zahnstellung und bekommt das passende Futter, sodass sich möglichst kein Belag bildet oder der Belag schon durchs Fressen wegge"putzt" wird, plus der Speichel hat von sich aus eine gute Zusammensetzung.
ABER da gibt es eine ganze Menge Faktoren, die das beeinflussen.
Es kann
- eine Zahn- oder Kieferfehlstellung dafür sorgen das an einer oder mehreren Stellen der Belag nicht selbständig abgetragen wird.
- genetisch der Speichel einfach schon eine "miserable Qualität" haben, sodass der Belag viel schneller mineralisiert.
- der Hund ein bestimmtes Futter einfach besser vertragen, was aber für den Speichel nicht gut ist oder was sich mehr an den Zähnen fest setzt.
- der Hund Barthaare haben, die ins Maul wachsen, was die Belagbildung fördert.
- etwas an den Organen nicht stimmen, wodurch die Qualität des Speichels sich verändert.
- der Hund Medikamente bekommen, die die Organe und/oder den Speichel verändern
- unsichtbar unter dem Zahnfleisch etwas vor sich hin gären das kann von Paradontitis bis einem winzig kleinen Rest Milchzahnwurzel alles sein.
- eventuell der Zahnschmelz durch zum Beispiel Abkratzen von Zahnstein verletzt sein, was eine bessere Haftung für den Belag bildet.
Und sicher hab ich da noch einige Punkte vergessen.
Manchmal ist es nur ein Punkt, der für Zahnstein verantwortlich ist, manchmal spielt mehreres zusammen. Der Hund kann das mieseste Futter der Welt bekommen, aber mit einer grandiosen Speichelzusammensetzung gesegnet sein und somit trotzdem keinen Zahnstein bekommen. Anders herum kann es auch sein, das der Besitzer alles richtig macht, hervorragend füttert, der Hund ist von oben bis unten durchgecheckt, aber die Genetik einfach miserabel ist.
Nicht jeder Zahnstein ist direkt schlecht oder eine Katastrophe, ein kleiner brauner Rand ist nun sicherlich kein Grund für Panik und eine Entfernung unter Vollnarkose, aber es ist einfach auch schwierig diesen Punkt zu bestimmen, ab wann es zu spät ist, weil Hunde Zahnschmerzen nicht äußern können. Und Zahnstein kann (!) richtig richtig miese Folgen haben, spätestens wenn das Zahnfleisch entzündet ist. Denn ab da muss der Körper dauerhaft gegen eine Entzündung ankämpfen, das Zahnfleisch bildet sich zurück, Zahnhälse werden freigelegt, Eiter kann entstehen, der wiederum ist schlecht für die Organe, irgendwann ist der Kieferknochen dran,.....
Der Irrglaube "solange der Hund noch frisst, tut ihm nichts weh" kursiert leider immer noch.
Auch Aussagen wie "der ist alt, da ist Zahnstein ganz normal, da macht man nix mehr" oder "der ist klein, die haben einfach Zahnstein" sind einfach nicht richtig. Ich hab auch schon gehört "mein Hund hat Epilepsie/ein krankes Herz, den legen wir sicher nicht nur für eine Zahnreinigung in Narkose!" Das der Zahnstein aber auch ein Stein in der Mühle der Epilepsie ein könnte oder das schlechte Herz noch mehr beeinflusst, das will dann immer keiner hören.
Woher ich das alles weiß, kann ich dir gar nicht einzeln sagen, weil ich mir das Wissen über Jahre zusammengesammelt habe. Von (Zahn-)Tierärzten, aus Schulungen, von Menschenzahnärzten, aus dem Internet, dazu meine Erfahrung aus dem Salon.
Was ich für mich und meine Hunde daraus gezogen habe ist folgendes.
Ich putze jeden Abend meinen Hunden die Zähne, auch denen, wo es (noch?) nicht nötig ist. Weil ich nicht warten will, bis irgendwann Zahnstein da ist, der entfernt werden muss.
Sollte einmal trotz allem putzen Zahnstein entstehen, wird er vom TA entfernt und das ausschließlich MIT Dentalröntgen. Zähne sind wie Eisberge... Was wir sehen, ist nur ein ganz kleiner Teil und es bringt gar nichts, wenn dieser Teil in Narkose fein sauber gemacht wird und aber unten drunter irgendwas gärt und der Zahnstein im Nu zurück kommt. Ist im Röntgen kein Grund für den plötzlichen Zahnstein ersichtlich, wird halt der Rest auch noch untersucht.
Meinen Bartträgern schneide ich alle Haare weg, die ins Maul wachsen.
Falls einer der Tierärzte hier mit liest und irgendwas ergänzen oder korrigieren will, würde ich mich freuen.