Ich denke wie man Freilauf übt, hängt auch davon ab, wie sich Freilauf gestaltet.
Bei normalen Begleithunden ist Gassi gehen ja in der Regel die Aktion des Tages, man trifft andere Hunde und Hundehalter, es gibt Interaktion mit fremden Hunden und verhältnismäßig viele Ereignisse für den Hund, die mit einer hohen Erregungslage verbunden sind.
Hohe Erregungslage = erhöhter Trainingsaufwand und Schwierigkeit.
Bei mir ergibt sich Freilauf aus dem Einhalten gewisser Regeln und dem Durchsetzen von Gehorsam im Allgemeinen. Grade bei sehr jagdaffinen Hunden trainiere ich viele Dinge von Anfang auch aversiv auf, um später gegen einen starken Jagdtrieb gegenan zu kommen. Vor allem bei Hunden, die jagdlich geführt werden sollen. Dann kommt es natürlich auch drauf an, wie viel Impulskontrolle die Rasse sowieso schon mitbringt, da bist du mit einem Labrador-Mix aber eigentlich besser gestellt, als viele anderen Rassen. So als Spezialist nach dem Schuss, da gehört es eigentlich zum täglich Brot sich zurüclzunehmen und abwarten zu müssen um dann auf Kommando 120% zu geben.
Regeln hier wären: Leinenführigkeit, Wege nicht verlassen, Abbruchsignal, Ablage und Anbinden, Rückruf, Aushalten und Abwenden von Reizen.
Im Junghundealter wird dann geschaut, was wann geht und entsprechend abgesichert mittels Leine.
Nun ist unser Gassi aber sehr langweilig und meine Hunde nicht großartig daran interessiert, in Fremdhundekontakten aufzugehen. Auch mit Hundefreunden gibt es unterwegs kaum Spiel (und wenn, dann haben meine nach kurzer Zeit kein Interesse mehr), es wird nicht gejagt und ich beschäftige die Hunde unterwegs auch nicht, die sind außerdem ausgelastet. Ich muss eigentlich auch nicht darauf hinarbeiten, unterwegs eine hohe Erregungslage zu kontrollieren. Und dann lege ich von Anfang an meinen Fokus darauf, meine Hunde auf die Interaktion mit dem Menschen zu prägen und sie nicht darauf zu prägen, dass Spiel mit anderen Hunden maximal geil ist. Sondern die Interaktion mit mir.
Ich denke, da kann man dann eher vergleiche zum Sport und der Arbeit ziehen, wo es eben dauert, bis Hunde fertig und kontrollierbar sind. Einen Hund aus dem Spiel abzurufen ist zum Beispiel keine einfache Übung die man so nebenbei übt und für einen Hund, für den die Interaktion mit Artgenossen extrem hoch ist, noch viel weniger. Einen solchen Gehorsam erarbeitet man sich immer mühsam und nicht einfach nebenbei. Und je nach Hundetyp ist man dann auch nicht entspannt unterwegs, sondern muss mental immer zu 100% beim Hund sein und die Situationen entsprechend einschätzen.