Genau so wie du diese individuellen Ziele beschreibst, kommt es zu Qualzuchten im weiteren Verlauf; Die extremen Kurzschnauzen sind genau durch diese "Vorliebe" entstanden, indem eben möglichst kurzschnäuzige Elterntiere miteinander verpaart wurden.
Genau diese Orientierung an den Extremen des Standards - und das betrifft eben nicht nur Äußerlichkeiten, sondern auch Wesen und Eigenschaften - sind irgendwann genetisch so verankert, dass sie weitervererbt werden.
Auch hier ist das beste Beispiel wieder die extreme Kurzschnäuzigkeit mit ihren inneren Fehlentwicklungen der Atemwege, die eben nicht garantiert weg sind, wenn die Nachkommen als Elterntiere eine Kurzschnauze und eine Langschnauze haben.
Das Ziel bei Zucht muss Ausgewogenheit sein, nicht in den Randbereichen der Standards, sondern innerhalb eines Spektrums um die MITTE.
"Höher, weiter, schneller - koste es was es wolle!" scheint irgendwie überall im Leben die erstrebenswerteste Devise zu sein (wobei höher, weiter, schneller natürlich ersetzt werden muss durch hündische Attribute, wie "felliger, massiger, aggressiver" z. B.).
Was dabei zu leicht vergessen wird: Die Fokussierung auf eines, oder wenige Merkmale, und das Bestreben diese besonders ausgeprägt zu züchten, hat Auswirkungen auf andere, nicht im Fokus stehende Merkmale.
Das Ergebnis ist Unausgewogenheit des gesamten Organismus, der sich vielfältig zeigt.
Zucht ist eine Nutzen-Kosten-Rechnung: Welchen Nutzen ergibt das Zuchtziel, und welche Kosten entstehen beim Erreichen dieses Ziels?
Auch hier am einfachen Beispiel: Der Nutzen extremer Brachyzephalie ist das für ein entsprechendes Klientel erstrebenswerte Puppy-Gesicht - die Kosten sind Beeinträchtigungen in der Atemfunktion.
Den Nutzen haben Züchter und Käufer - die Kosten "zahlt" der Hund.