Beiträge von WorkingDogs

    Ich bin mir sicher, dass eine gesündere Variante (brauchen wir nicht drüber diskutieren, was geht und was nicht) ebenso grossen Absatz finden würde.

    Aber die wären dann halt vermutlich nicht mehr reinrassig.

    Ich glaube es nicht. Gab es doch nun auch schon alles. Vom Retromops, über Sportbullys und nichts hat sich da durchgesetzt.

    Was aber daran liegen wird, dass es in Bereich kaum Hunde aus sinnvoller Zucht gibt, sondern überwiegend Vermehrerhunde, denen das nun auch nicht wichtig ist, ehrgeizige Ziele zu verfolgen.

    Gekreuzt wird ja munter, was die Palette an beliebten Sonderfarben beweist.

    Im VDH sind 2022 69391 Welpen gefallen. Davon waren 118 französische Bulldoggen dabei.

    Die französische Bulldogge ist absolut nicht repräsentativ für die Rassehundzucht. Sie ist ein Extrem und macht einen super kleinen Bruchteil aus. Bei rückläufigen Welpenzahlen.

    Dagegen stehen alleine 10.723 Neuregistrierungen bei Tasso in 2022.

    Ja, das Ausstellungswesen dort ist Extrem, aber sicherlich nicht die Ursache der Problematik und der Grund für die Beliebtheit der Rasse.

    Ich weiß ja nicht, wie viele vereinslose Züchter ihr so im Bekanntenkreis habt, aber bei mir orientiert sich da niemand an irgendwelchen Ausstellungen. Sondern am Welpenpreis in den Kleinanzeigen. Da wird der blaue Franzose angeschafft, weil man die Welpen so toll loswird und sich damit gut Kasse machen lässt. Der Rüde steht möglichst dicht dran und darf nicht zu viel kosten.

    Also ich sehe auch bei allen Komponenten den Halter als am wenigsten schuld.

    Die Züchter und alles um Zucht herum (zB Ausstellungen etc) sind die, die letztendlich am informiertesten im Thema Gesundheit sind oder zmd sein müssten und bedienen lieber den Bedarf, statt auf Tierwohl zu setzen. Damit sage ich nicht, dass Halter unschuldig sind, sondern dass sie von allen Beteiligten am wenigsten schuld sind.

    Man kann sich jetzt über Angebot und Nachfrage streiten aber mal ehrlich: wenn in einer perfekten Welt die Züchter einfach ungesunde Ideale nicht verfolgen würden und man schlicht keine dieser Hunde bekommen würde, wäre auch keine Nachfrage mehr da.

    Und für mich sind die Züchter stelle Nummer 1. die für Hundegesundheit stehen sollten. An 2. Stelle sehe ich ehrlich gesagt den Staat.

    Und deshalb muss man sich jetzt bei 400 Hunderrassen ausgerechnet für die Qualzuchtrasse entscheiden, weil irgendwer züchtet die ja und deckt meinen Wunsch nach einer blauen französischen Bulldogge?

    Wo liegt denn da nun das Problem, einfach eine Rasse zu wählen, die keine Qualzucht ist?

    Hier geht es doch nur darum, Qualzucht auszuklammern und nicht darum, dass all unsere Rassen 100% perfekt gezüchtet werden und Züchter niemals nie Schuld sind. Natürlich sollten sie mehr WIssen innerhalb ihrer Rasse haben und sich entsprechend besser auskennen. Die gesetzliche Gewährleistung sieht das ja genauso.

    Es geht ja nicht darum, irgendwelche besonderen Erbkrankheiten und Inzuchten sowie Fallstricke zu kennen, sondern darum zu sehen, dass ein Hund offenbar nicht vernünftig atmen kann.

    Das ist sehr richtig und gibt dieser ganzen Diskussion immer wieder so ein ermüdetes, verzweifeltes Ende, wenn man sich das bewusst macht.


    Plus der oben verlinkte Artikel, der ebenso ernüchternde Schlüsse zulässt: alle wissen es, dass die Hunde krank sind. Keinen interessiert es.

    Ja, das ist es. Im Grunde ist man gegen diese ganzen Trends ziemlich machtlos.

    Das ist sicherlich bedauernswerterweise so. Nur, wenn man nicht züchtet, oder nicht schnell genug züchtet, weil man das nicht mit seinem Gewissen und der Rassegesundheit vereinbaren kann, passiert ja nichts. Dann wird die Nachfrage eben nicht bedient. Natürlich ist das utopisch, zu denken, dass da nicht jemand schnell das große Geld machen möchte und sich Menschen finden, die den Markt fluten. Aber das ist ja genau der Punkt: Verantwortung bedeutet eben nicht nur, den Plattnasenbulli nicht zu kaufen, sondern auch, ihn gar nicht erst zu züchten.

    In Organisierten Vereinen hängt da ja ein ganzer Rattenschwanz hinter. Das betrifft nicht nur die Hundezucht. Stichwort Selektion der Zuchttiere. Veranstaltungen müssen Organisiert werden, Sichtungen durchgeführt werden, man braucht die Richter, die ganzen Helfer. Das ist für Vereine in der Regel nicht machbar, wenn die eigene Rasse plötzlich in Visier der Nachfrage gerät.

    Aber du hast natürlich Recht, dass man solche Hunde auch gar nicht erst züchten sollte. Ich könnte das gar nicht mit meinem Gewissen vereinbaren und habe Bewusst weder Widderkaninchen, noch Haubenenten, oder irgendwelche Ziertauben. Genauso wenig französische Bulldoggen, natürlich.

    Aber diese Rassen sind in der seriösen Vereinszucht auch kaum Präsent. Die Frage ist, woher kommen diese ganzen Welpen? Und oft steckt dann doch Welpenhandel dahinter und etwas im Ausland kontrollieren zu wollen, nunja. Es gibt halt nicht nur gute Menschen auf der Welt und da kann man nur an die Käufer appellieren, die Finger von solchen Hunden zu lassen. Hier sind keine Züchter vor Ort greifbar.

    Ich würde sogar sagen qualitativ ist ein leichter Angebotsüberhang, wie er bei Gebrauchsrassen oft der Fall ist, besser. In dem Moment wo ein Nachfrageüberhang bis zum Boom entsteht, geht es qualitativ bergab und man sollte sich im Verein so gut es geht davor schützen dort irgendwas befriedigen zu wollen.

    Aber was kommt zuerst (in der großen Masse!), das Produkt, das Begehrlichkeit weckt (also der Wunsch nach dem Extrem auf Seiten der Züchter) oder der Wunsch nach dem Extrem auf Seiten der Käufer?

    Ich denke hier finden wir uns eher im Bereich Marketing wieder. Wie es die Vergangenheit nach Filmen oder Werbung ja auch zeigt, explodiert hier gerne die Nachfrage.

    Einer der Nutztierrassen die ich züchte hat zum Beispiel abgelehnt Rasse des Jahres in der GEH zu werden, weil man dafür auf die grüne Woche muss und anschließend die Nachfrage schier explodiert, zeigt die Erfahrung. Weil die Rasse plötzlich in aller Munde ist. Was züchterisch nicht leistbar und auch nicht das Ziel dieser Rasse ist.

    Die ganzen Vermehrer kommen oft erst nach der Nachfrage. Wechseln dann auch gerne mal auf die Rasse, die momentan im Trend der Nachfrage liegt. Da gibt es gar kein Zuchtziel, sondern es gilt die Nachfrage zu decken, schnellstmöglich für hohe Gewinne. Da geht dann jede Hündin in die Zucht die irgendwie verfügbar ist. Das ist dann Vermehrung, die Zahl der Population erhöht sich massiv.

    Planvolle Zucht kann mit dieser Nachfrageexplosion gar nicht umgehen. Züchterisch ist eine konstante Nachfrage wesentlich besser. Und das sorgt für einen massiven Qualitätsabfall innerhalb der Population. Weil nicht mehr selektiert, sondern nur noch vermehrt wird.

    Ich habe den Ausgangspost als Hinweis darauf verstanden, dass Übertypisierung auch durch immer extremere Zuchtbestrebungen passiert und nicht nur, weil man einen Markt bedient, der ausschließlich immer extremere Hunde möchte. Da sich Übertypisierung ins Extrem oftmals im Ausstellungswesen abspielt (sieht man ja bei manchen Rassen an der Kluft zwischen Show- und Arbeitslinien), finde ich den Hinweis jetzt nicht grundsätzlich falsch, dass dem Zuchtgeschehen generell ebenso Verantwortung zugeschoben wird, wie dem "typischen Begleithundekäufer". Züchterisch wird das Extrem doch erst ausgelotet und an der Stelle könnte man sich — ebenso wie auf Seiten des Käufers — gegen Qualzucht sperren und tierwohlorientiert handeln.

    Sicher, im Schauwesen gibt es auch viele Trends die nicht gut sind. Da fallen mir zum Beispiel die ganzen Spaniel-Ohren ein.

    Aber bei den Extremen Qualzuchten gilt das doch nun nicht wirklich. Die Welpenzahlen sind im Vergleich zum Absatzmarkt absolut bedeutungslos. Sonderfarben gibt es im VDH auch gar nicht, daher ja auch der Name.

    Beim Shih Tzu reden wir von um die 100 Welpen im Jahr. 20-30 Würfe also. Der Trend ist rückläufig.

    Meine Vermutung wäre, dass hier der Welpenhandel aus Osteuropa boomt.

    Das sagt hier auch keiner. Aber es gibt einen Grund für "nette" Begleithundrassen.


    Und bei den coolen Mischlingen, die ich kenne, wäre es schade, wenn der Shih Tzu unrettbar ist. OB es gut gesunde VDH-Shih Tzus gibt, kann ich nicht beurteilen - und wenn alle wie die extremen Rassevertreter aussehen (oder der Pool an anderen Tieren zu klein ist) dann ist es eben so, dass auch diese Rasse verloren ist.

    Der Ausgangspost war, dass die Begleithundehaltung am wenigsten dafür kann, dass es Qualzucht gibt und die Leute da doch alles kaufen würden. Bullis mit langen Nasen zum Beispiel.