Wenn du einen Arbeitshund mit Begleithunden vergleichst, wirst du immer unzufrieden sein. Das ist einfach die Krux daran, wenn man solche Hunde niemals arbeitet und da ihre Stärken kennen und schätzen lernt. Die werden im Alltag immer komplizierter und aufweniger sein als Hunde die da Charakterlich für gemacht sind. Ich wäre auf Jagd auch unzufrieden mit einem Havaneser.
Zu argumentieren, dass er das in Sizilien ja auch nicht ausleben konnte ist in sofern unfair, dass du akut unzufrieden mit ihm bist. Wäre es dir einfach egal, wäre es mMn etwas völlig anderes. Wenn du ihn dir ausgeglichener und gehorsamer wünscht, dann wirst du da entsprechend Arbeit reinstecken und dem Hund etwas rassegerechtes bieten müssen. Dann werden die automatisch ansprechbarer und händelbarer. Aber auch dann sind es keine Begleithunde. Oder man lebt einfach damit wie es ist, immerhin hat er Futter, ein Dach übern Kopf und eine Familie.
Klar ist das mit Kind zeitlich schwierig. Deshalb lautet die Empfehlung ja in der Regel auch, dass man sich bei den genügsamen Begleithunden umschaut.
Mal eine Anekdote: Wir haben im Verein einen Rüden der krankheitsbedingt ein halbes Jahr keinen Schutzdienst machen durfte. Er wurde mit etwas Unterordnung beschäftigt und durfte auch recht früh wieder Fährten, normales Gassi ging nach 3 Monaten wieder. Die Besitzerin ist viel in der Natur mit ihren Hunden, also die versauern nicht irgendwo im Zwinger und die Hunde kommen mit ins Büro, fahren in den Urlaub mit.
Am Ende dieser Zeit war der Hund die Pest. Reaktiv, fing das jagen an, fing an die Kollegen im Büro zu stalken und "komisch" zu werden und auch unterwegs wurde er immer ungemütlicher mit fremden Menschen und Hunden, scannte die Umgebung total. Aktiv auf der Suche nach einer Auseinandersetzung, wie die Genetik ihm das vorgibt. Der Hund durfte dann wieder Schutzdienst machen und binnen Tagen war das Verhalten wieder normal und der Hund wieder zufrieden und ausgeglichen. Natürlich weil er genau da anlagentechnisch absolut Gas geben darf und nichts "Falsch" macht mit seinen Eigenschaften. Dagegen hilft keine UO, da hilft keine Fährte, da hilft kein Radfahren, da hilft kein Abbruch und da helfen auch keine langen Gassirunden, bei Hunden die voll im Saft stehen. Das wird natürlich anders wenn sie irgendwann Alt werden. Wenn man da dann anfängt überall Stress zu sehen und immer mehr zu reduzieren und zu deckeln, dann wird das nicht besser. Es wird immer schwieriger. Auslasten heißt aber auch nicht, dass man nun anfängt stundenlang Rad zu fahren und den Hund einfach nur stumpf zu bewegen. Auslasten heißt das zu machen was die Anlagen des Hundes anspricht.