Zum Thema Hunderassen muss ich sagen, dass ich am Anfang nicht verstanden hatte, wie stark da tatsächlich die Rolle der Genetik ist.
Wir haben einen Pudel, die ja seit bestimmt 200 Jahren als Begleithunde gehalten werden. Trotzdem steckt da noch ein Jagdhund drin, der bestimmte Verhaltensweisen mitbringt, ohne dass jemand das mit ihr trainiert hat. Pudel waren vor den Retrievern die Retriever. Sie bietet z.B. das Apportieren so an, dass die Trainerin in der Hundeschule uns gefragt hat, ob wir das schonmal professioneller trainiert haben. Haben wir nicht, und wir haben auch keine Ahnung davon. Wir hatten nur im Garten und im Haus ein bisschen spielerisch apportiert.
Sie zeigt Wild an, kann Gegenstände im Wald suchen und anzeigen, ohne dass das trainiert wurde, kann versteckte Familienmitglieder im Wald über die Spur finden...
Genauso stecken andere Eigenschaften bei anderen Rassen drin und damit muss man umgehen können, bzw. das in sozialverträgliche Bahnen lenken können. Mit letzterem ist man als Anfänger schnell überfordert.
Wachtrieb ist ziemlich ätzend. Pudel haben den wohl oft nicht ausgeprägt, aber unsere muss man bei Besuch erstmal wegsperren, weil sie sonst bellend und knurrend dorthin schießt, und die Leute sogar stellt. (Das wollte ein abenteuerlustiger Besucher dringend ausprobieren.) Das macht sie auch bei Leuten, die sie kennt. Das heißt nicht, dass die eine dauerhafte Betretungsgenehmigung für unser Haus haben.
Das Verhalten kam schon ab Werk. Und, obwohl wir das schnell gecheckt hatten und sie weder mit an die Tür, noch irgendwo Wachposition beziehen oder alleine in den Garten durfte, ist das immer noch drin. Restaurants und so sieht sie zum Glück, was Menschen angeht, mittlerweile als öffentliche Orte an. Andere Orte nimmt sie nach einer Weile Aufenthalt in Besitz. Das Auto ist ihr transportables Revier. Ein Büro oder der Laden, wo ich arbeite, ginge mit ihr nicht.
Zu Hause lassen wir sie erstmal in der Küche motzen. Irgendwann gibt sie auf und hat dann akzeptiert, dass wir den Besuch genehmigt haben. Dann begrüßt sie den freundlich und möchte gestreichelt werden. Der darf sich dann auch frei bewegen. Bei einem "richtigen" Wachhund kann es sein, dass der Besuch zwar auf einem Stuhl sitzen, aber nichts anderes darf.
Und jetzt stell Dir vor, Du hast keinen 38 cm Pudel, sondern einen Schäferhund oder einen Cane Corso, der den Menschen fressen will, der es wagt, Dein Büro zu betreten oder dem Hund anderweitig nicht genehm ist. Den muss man erstmal halten können, wenn der durchstartet. Der reißt Dir auch den Tisch mit, wenn er daran festgebunden ist. Außerdem haben die Leute (verständlicherweise) richtig Angst, wenn so ein großer Hund sich so aufführt. Wenn Du Pech hast, dreht der sich noch um und schnappt nach Dir, wenn Du ihn aufhalten willst. Gerade als Anfänger hat man bei solchen Hundetypen das Problem, dass die einen für unfähig halten und selbst das Kommando übernehmen. Das macht ein Begleithund oder ein Retriever eher nicht.
Was Anfänger auch gerne unterschätzen, ist die Kraft, die große Hunde haben. Ich würde Dir raten, mal einen Labrador oder Goldie von Bekannten an die Leine zu nehmen und die Bekannten wedeln aus der Ferne mit der Leberwursttube. Da wirst Du Probleme haben, auf den Beinen zu bleiben, wenn der losrennt. Ein Carne Corso oder eine Dogge reißt Dich um, wenn Du keine Strategien hast, wie man damit umgeht.
An Deiner Stelle würde ich kleine Hunde nicht automatisch ausschließen. Kleine Hunde sind viel sportlicher, als die Leute so glauben. Ich finde es schade, dass alle Welt meint, ein Hund zum Laufen oder für Hundesport müsste mindestens 50 cm groß sein. Die Kleinpudel-Mama unserer Hündin läuft am Pferd (Araber) und das auch im Galopp.
Kleine Hunde, die wachen, einen nicht ernst nehmen oder an der Leine pöbeln, sind einfacher zu händeln als große Hunde. Außerdem kann man sie mal ein Stück tragen, falls nötig. Ich habe unsere gestern nach Hause getragen, weil sie eine Biene ins Bein gestochen hatte. Große Hunde brauchen viel Platz im Auto und auf dem Sofa, und sind teurer, was Futter und Tierarzt angeht.
Deine Frau, mit mehr Hundeerfahrung, wird ja auch Gründe haben, warum sie lieber einen kleinen Hund möchte.