Wenn Wolf oder Bär ein Schaf reißt, berührt mich das weniger.
Ich denke, das liegt daran, dass die emotionale Distanz größer ist, wenn man keine Weidetiere hält.
Ich mag Hunde, Wölfe, Bären, Schafe. Ich esse aber auch Tiere.
So gehts mir auch.
Möglicherweise mit dem Unterschied, dass es für mich eine Menge ausmacht, wie die Tiere sterben, die ich esse. (Das Leben vorher ist auch wichtig und gehört da auch mit hinein). Ich esse Wild und per Weideschuss getötete Tiere. Meine eigenen Tiere kann ich aber auch nicht essen. Dazu sind sie mir zu nah.
Eins der großen Probleme, die ich mit Wolf/Bär/Sperber und Co habe, ist, dass der Tod durch sie überaus grausam sein kann. Lebendig angefressen, Stress und Panik. Ich hab die Tage erst ein Sperberopfer erlöst, die Bachstelze hat noch gelebt, war aber bereits tödlich angefressen. Wir haben den Sperber versehentlich gestört beim auf die Weide lassen der Rinder, dadurch hab ich mich verantwortlich gefühlt. Nicht das Töten an sich ist dabei das Problem, aber das Wie des Sterbens für die Beutetiere.
Ich sehe mich selbst als weit näher an natürlichen Abläufen als Großteile der übrigen Bevölkerung, aber dieses Mensch-Sein mit der Fähigkeit, Empathie zu empfinden, ist dabei etwas, das mir oft zu schaffen macht. Missen will ich das aber nicht - dann würde ich keine Tiere mehr halten wollen.
Es gab mal ein Video aus Litauen von einem Bärenangriff auf ein Rind.
Da sind Leuts mit einem Lkw drauf zugefahren, haben die Situation erkannt und den Rückwärtsgang eingelegt.
Ich als Rinderhalter habe den kurzen Hoffnungsschimmer beim Rind gesehen, es ist mit dem Bären im Kreuz ein paar Schritte auf den LkW zugetorkelt und als der LkW rückwärts abzischte, konnte ich jede Hoffnung beim Rind entweichen sehen, in diesem Moment hat es aufgegeben.
Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass es die Möglichkeit gegeben hätte, es wenigstens zu erschiessen, damit das Leid und die schreckliche Angst ein Ende hätten. Mir hat das Alpträume gemacht, weil man natürlich automatisch an die eigenen Tiere denkt bei sowas.
Irgendwie ist das einfach ein unendlich schwieriges Thema.
Ja, absolut.
Ich denke, es macht schon viel aus, wenn man sich dessen bewußt ist.
Empathie macht es vielleicht schwieriger, mit all dem umzugehen, aber sie ist auch das, was uns zu Menschen macht.