Beiträge von Ariodante

    Mir wurde letzte Woche in der Arbeit von einer Kollegin ein von der Kollegin selbstgemachtes Pesto mit von ihr gesammeltem Bärlauch angeboten. Ich habe abgelehnt, die Kollegin weiß aber, dass ich Bärlauch gerne mag, deshalb habe ich ihr ehrlich gesagt, dass das nichts mit ihr persönlich zu tun hat, ich aber grundsätzlich keinen Bärlauch esse, der von Privatpersonen gesammelt wurde, weil ich Bedenken wegen Maiglöckchen und Herbstzeitlose habe. Nun kann meine Bedenken aber kaum jemand nachvollziehen. Wie seht ihr das? |)

    Ich hätte einerseits schon etwas Bedenken wegen Verwechslungen, aber vor allem sehe ich bei uns im Wald, wie die Hundehalter fröhlich ihr Hunde durch den Bärlauch am Wegesrand hopsen lassen, wo sie sich natürlich eifrig verewigen. Ich hätte daher vor allem Bedenken wegen der unbekannten Auswahl des Sammelplatzes und der hygienischen Weiterverarbeitung:hust:.

    Alkoholfreier Wein ist Wein regulärer Herstellung, dem im Nachhinein der Alkohol wieder entzogen wird. Wenn es gut gemacht ist, bleibt Weingeschmack Weingeschmack. Außer, man trinkt Wein nicht wegen des Weingeschmacks, sondern wegen des Alkohols.

    Da muss ich doch widersprechen - so einfach ist es leider nicht. Man muss kein Wirkungstrinker sein, um zu sagen, dass der Alkohol nicht einfach verzichtbar ist im Wein.

    Alkohol hat im Wein einige Funktionen mehr, als das zentrale Nervensystem der Trinkenden zu beeinflussen. Er bestimmt maßgeblich den Geschmack. Ein schlanker Moselwein mit 8 % kommt ganz anders daher als eine Toskana-Bombe mit 15 Umdrehungen; das liegt auch am Alkohol. Der Alkohol balanciert Süße und Säure mit aus. Es macht einen Unterschied, ob der Alkohol spitz heraussticht oder mollig eingebunden ist. Er beeinflusst den Geruch, der die Geschmackswahrnehmung bestimmt. All das (und viel mehr) ist "Weingeschmack". Und das gilt nicht erst für teure Superweine, das kann jeder grundsolide, vernünftige 7 €-Wein. Entzieht man dem Wein den Alkohol wieder, fällt er geschmacklich erst mal auseinander.

    Man muss also für alkoholfreien Wein, einen geeigneten Grundwein finden, die jetzt zu starke Säure mit Zucker ausgleichen und und und. Und dann ist man immer noch lange nicht bei der Komplexität von Wein. "Weingeschmack" nachbauen ohne Alkohol geht über "man muss das halt gut machen mit dem Entalkoholisieren" raus.

    Ist mE wie beim Fleisch. Es gibt mittlerweile super Ersatzprodukte bei Produkten und Gerichten, die auf Gewürzen, bestimmte Konsistenzen und anderen Zutaten basieren, Bolognese, Burger, Würstchen etc pp. Das finde ich manche Sachen megagut und auch echt nah dran am Erleben des Originals. Aber die Ersatzprodukte sind noch weit weit weg von der Konsistenz und vor allem geschmacklichen Komplexität eines guten Steaks. Und der alkoholfreie Wein tut sich noch immer mit der untersten Komplexitätsstufe schwer.

    Ich lese hier interessiert mit, weil ich den Impuls total verstehe. Man will nicht immer (oder gar nicht) den Alkohol, aber den, ich nenn es mal erwachsenen Geschmack des Weins, das Ritual, das Wechselspiel zwischen Wein und Essen (für mich das faszinierendste am Wein). Die Tipps schau ich auch auf jeden Fall näher an, vielleicht ist doch was dabei, was inzwischen etwas näher an das Original heranrobbt. Dennoch: Die Erwartung, die alkoholfreie Variante schmeckt wie Wein, macht Spaß wie Wein, hat aber kein Nervengift, die kann derzeit nicht erfüllt werden. Gibt meines Wissens auch keinen seriösen Winzer/Produzenten/Weinhändler, der das behaupten würde.

    sagt mal, gibt es alkoholfreien Wein, der nach Wein schmeckt? Ich hab es nach zwei verunglückten Versuchen nicht noch mal probiert. Jetzt gibt es scheinbar welchen von Doppio Passo, kann der vielleicht was?

    Habe hier noch einen alkoholfreien Sekt zum Testen rumstehen, der laut meinem Weindealer nicht ausschließlich nach Traubensaft mit Kohlensäure schmecken soll. Hat mir aber eingeschärft, nicht zu erwarten, dass es wie Sekt schmeckt - das ist eben ein anderes Getränk. Wenn du also die Erwartung hast, dass das tatsächlich nach Wein schmeckt (und eventuell gar nach einem

    guten), wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit enttäuscht sein. Alkohol ist eben ein elementarer Bestandteil des Geschmacksbildes. Wenn der was kann, kann er was anderes als Wein.

    Ähm, ja, ich bin ein Freund ehrlicher Worte. Gerade bei Partys sollte man unter Freunden sein und gerade dort schätze ich eine ehrliche Meinung sehr.

    Die Freunde ehrlicher Worte sollten jedoch regelmäßig prüfen, ob sie in mancher Situation nicht doch einfach unhöflich und anmaßend sind. Den Mehrwert, jemanden die Party zu verderben, indem ich ihm sage, dein Hemd steht dir nicht und die Hose sitzt nicht, erschließt sich mir auch nicht. Derjenige kann an dem Look eh nichts ändern für den Abend, und alles, was man erreicht, ist, dass sich der andere unwohl fühlt. Die ehrlichen Worte kann man sich ja aufsparen für den Tag, an dem man als Shoppingbegleitung um seine Meinung gebeten wird.