Beiträge von Airen

    Hier ist zwar momentan nicht so viel los, aber ich würde mich gerne mit einer Fragestellung besonders an die Vorstehhundeleute hier wenden.

    Wir arbeiten mit unserem Quattro (Deutsch Drahthaar, 13 Monate) gerade auf die VJP hin.

    Aktuell machen wir einen Vorbereitungskurs bei einem Nachbarverband mit, da unser Landesverband und auch die Kreisjägerschaften hier leider nichts in Richtung Hundeausbildung anbieten. Heute war die erste Einheit.

    Erstmal das Positive: Schleppe hat gut geklappt, Apport war auch ok und Gehorsam im Auto war super (trotz Locken und Reizangel). Fuß ist noch ausbaufähig und das gelegentliche Jammern beim Zugucken muss besser werden (klappte aber am Ende auch).

    Das große Problem ist die Quersuche. Quattro hat zunächst gut gearbeitet, war flott und hat auf Wendepfiff auch gut reagiert. Er ist generell eher der Typ Fernaufklärer und muss aktiv kurz gehalten werden. “Leider” hat der Hundeführer (mein Freund) dann aber einen Hasen rausgetreten als der Hund gerade im Anflug war, also prompt sichtig dem Hasen hinterher. Ausbilder und Helfer freuten sich über Hasen und Sichtlaut und Frauchen ahnte Schlimmes. Ok, Hund laut GPS dann bis auf 500m dem Hasen hinterher bis hinter eine große Hecke, dann kurz auf dem Rückweg, prompt wieder etwas hochgemacht, wieder kurzer Sichtlaut und weg in die Gegenrichtung. Nach insgesamt etwa 10-15 Minuten kam er wieder. Danach der Hund komplett durch mit dem Kopf und hat bei der nächsten Suche sein eigenes Ding gemacht und sich ausdauernd mit einem Schwarm Lerchen beschäftigt. Ausbilder nur lapidar “Ja geh mal weg und dreh ihm den Rücken zu” und “Deine Pfeife ist zu leise, kaufe mal ne Anständige”. Am Ende kam dann “Führigkeit ist eher bescheiden, der macht sein eigenes Ding. So kommt ihr nicht durch”. Jaoh, das war uns an dem Punkt auch klar, aber Ansätze wie wir daran arbeiten können, kamen leider keine.

    Deswegen wollte ich hier mal fragen, ob ihr mir da weiterhelfen könnt. Wir haben selber relativ wenig Niederwild im Revier und daher ist das tatsächliche Auffinden von Wild in der Suche doch eher eine Seltenheit. Momentan sieht der Hund auch gar nicht die Notwendigkeit auf den Menschen zu achten und beschäftigt sich lieber mit diversen Spuren und den netten Vöglein.

    Bitte nicht gleich draufhauen. Wir sind etwas blauäugig an die DD-Geschichte rangegangen, weil unser Revierpächter die Rasse angepriesen hat und uns zusammen mit einem Verbandsrichter unterstützen wollte. Bisher haben wir eine 30s-Vorführung einer Quersuche sowie die Aussage “Macht bis zur VJP nix außer Grundgehorsam an der Schleppleine, Schussfestigkeit und eine Hasenspur…” bekommen. Ich ärgere mich auch, dass wir überhaupt so lange gewartet haben, um Hilfe zu suchen, aber selbst jetzt war der Revierpächter noch angesäuert, dass wir überhaupt auf so einen Kurs gehen.

    Wie ist das denn mit dem Jagdschein - also wenn der Hund dauerhaft jagdlich eingesetzt werden soll, um ihn auszulasten, dann muss man ja nicht nur einen Jagdschein machen, sondern dann auch regelmässig jagen, oder? Wie und wo und wann?

    Ich hab da überhaupt keine Anung, ehrliche Frage.

    Wenn man den Hund tatsächlich jagdlich auslasten will, braucht man mindestens einen Begehungsschein in einem Revier. Pachten ist grundsätzlich erst nach 3 Jahren Jagdschein erlaubt. Nur über ab und an mal Einladungen für Jagden bekommt man das nicht hin.

    Jagdliches Arbeiten in fremden Revieren ohne Erlaubnis ist dann eh Wilderei.

    Zum Thema, falls der DD sich nicht als Rettungshund eignen sollte: Also zum Einen finde ich das sehr sehr unwahrscheinlich. DD werden im Vollgebrauch geführt in Deutschland, d.h. ich geh jetzt mal davon aus, dass ihm somit auch das Suchen im Blut liegt. Alles Andere (Gehorsam, Gewandtheit, etc.) ist bei jedem Hund Fleißarbeit. Dass ein DD nicht so flink über die Trümmer huschen wird, wie ein Springer Spaniel, ist mir klar. Aber es geht ja da eher um eine punktgenaue und zuverlässige Arbeit und nicht ob er sich möglichst alle vier Haxen bricht indem er wie ein Wirbelwind über die Trümmer fegt. und wenn alle Stricke reißen, dann müssen wir halt gucken.

    DD werden als VollgebrauchsJAGDhunde gezüchtet. DAS liegt ihnen im Blut. Einem Drahthaar muss keiner erklären was Wild ist, selbst Welpen stehen schon bei entsprechender Witterung vor. Diese Hunde kommen nicht aus Zuchten bei denen das jagdliches Führen eine Option ist, sondern seit Generationen ein Muss. Ich sehe bei der Rettungshundearbeit kein Problem in der Wendigkeit o.ä. sondern simpel darin, dass der Drahthaar sich daran erinnert wofür er gemacht ist und dann ist ihm die Suche nach einem Menschen ganz schnell wumpe.

    Wir reden hier aber sehr wahrscheinlich von einem DD, da sind Katzen nunmal Raubwild und Raubwildschärfe ist genetisch verankert. Ja, man kann das mit Erziehung kontrollierbar machen, aber das dauert und erfordert Mittel, die man vielleicht nicht bereit ist einzusetzen. Diese Hunde gehen bei Raubwild erstmal ab wie nix. Ich dachte auch meine Hütis mögen keine fremden Katzen, aber das ist nicht zu vergleichen mit der tödlichen Konsequenz, die ein DD, da an den Tag legt. Da sollte man erstmal einige Einzelspaziergänge einrechnen.

    Den Sprung von zwei auf drei fand ich auch enorm. Wir haben es tatsächlich sehr unterschätzt und ich bin heilfroh, dass wir zu zweit sind und dementsprechend auch die Arbeit teilen können. Trotzdem gab es genug Momente, wo der Drahthaar mal wieder über Tische und Bänke ging und wir einfach nicht mehr konnten.

    Zum Thema Rassewahl würde ich normalerweise nicht viel sagen. In diesem Fall hier ist das eher “Been there, done that”. Ich wäre damals froh gewesen, wenn uns jemand knallhart gesagt hätte, was uns da erwartet. Was haben wir für süße Geschichten über den DD und den Dackel gehört. Nachdem es dann bei uns geknallt hat, wurde kleinlaut mit der Sprache rausgerückt, dass der DD den Dackel irgendwann apportiert hat und der Dackel gehen musste. Uns wurde auch gesagt, dass ein Maschendrahtzaun gar kein Problem ist. Ratet mal wer hier gerade für einen 5stelligen Betrag einen Stabmattenzaun bauen lässt, weil der Drahthaar bei Katzensichtung in unter 5s durch den Draht ist. Und dabei haben wir den Welpen genommen, der laut Züchter noch den wenigsten Wumms hat.

    Ich würde nur irgendeinen Plan B haben wollen - der muss ja nicht ideal sein... aber irgendeinen Plan B außer Abgabe, wenn die Dynamik nicht funktioniert. Und der ist schwerer zu finden, wenn es nur ein Mensch ist und drei Hunde.

    Da stimme ich absolut zu. Ich kann ja aus Erfahrung berichten…

    Wir haben letztes Jahr zu unserem beiden Hütetieren (damals 10 und 7) einen Drahthaar geholt, allerdings als Jagdgebrauchshund für meinen Freund. Der noch absolut fitte Senior war ein wunderbarer Welpenonkel, der viel mit dem Jungspund gespielt hat. Leider haben wir dadurch übersehen, dass es langsam kippte. Als der Drahthaar 8 Monate war, hat‘s das erste mal zwischen den beiden geknallt. Ob wir es wieder hinbekommt hätten, kann ich leider nicht sagen, da der Senior dann eine OP hatte. Da hier gerade eh das absolute Chaos herrschte und auch die Abgabe des Drahtmonsters im Raum stand, habe ich den alten Herren vorerst zu meinen Eltern gebracht. Da er diese heiß und innig liebt und meine Mutter ganztags Zuhause ist, geht es ihm dort wunderbar. Er hat sich super erholt, ist dort der King des Dorfes und becirct sämtliche Damen (Menschen und Hunde). Meine Eltern sind durch ihn auch deutlich aktiver geworden und er genießt es wieder Einzelprinz zu sein. Mir fehlt der Stinker wahnsinnig (obwohl ich ihn regelmäßig besuche), aber es ist aktuell die beste Lösung für alle. Hätte ich diese Alternative nicht gehabt, dann müsste der Junior gehen…

    Ansonsten sind Drahthaar absolute Arbeitstiere, die für ihren Job brennen und ich kann verstehen, dass sie dich faszinieren. Zuhause sind es wahnsinnig menschenbezogene Hund, die einen ganz eigenen Charme haben und trotzdem gibt es genug Momente in denen ich unsere Drahtbürste gerne zum Mond schießen würde. So einem Hund zu verklickern, dass ihr Job eben nicht die Jagd ist, halte ich für sehr schwer.

    Soll es eigentlich wieder ein Rüde werden? Dann möchte ich dir nur mitgeben, dass besonders die Rüden in der Pubertät schon ziemliche Kackbratzen sind und gern mal weniger konsequente Mitbewohner (Mensch und Hunde) in Frage stellen. Uns wurde vorher von einigen Leuten zu dieser Konstellation geraten und genau dieselben Leute haben dann zugegeben, dass der halbstarke Drahthaar am Ende den Dackel apportiert oder sich wilde Beißereien mit dem Cocker geliefert hat. Insbesondere Jäger sind bei solchen “Fehlschlägen” ungern ganz ehrlich.

    Ich kenne es nur so, dass Jagdhunde die über den Landesjagdverband oder explizit als Jagdhund über eine andere Versicherung versichert sind, auch bis 36 Monate ohne abgelegte Brauchbarkeit abgesichert sind. Danach gibt’s u.U. Probleme. So können auch junge Hunde bei Drückjagden mitlaufen. Keine Ahnung, ob Hunde von Nichtjägern bei sowas ausreichend abgesichert sind.

    Ansonsten kennen sich die Jäger hier untereinander gut. Bei uns hat dann eben der Jagdpächter in den Nachbarrevieren Bescheid gesagt, dass bei ihm aktuell 2 junge Drahthaar im Revier ausgebildet werden und daher würden die anderen Jäger kein großes Drama machen, wenn sie unserem Hund begegnen. Zumindest Quattro trägt aber im Freilauf immer Signalhalsung und GPS.

    Für die Entfernung von totem Unfallwild ist im Normalfall der Baulastträger der Straße zuständig, also Straßenmeisterei oder Kommune. Wenn es den Verkehr nicht gefährdet, informieren die dann hier meist nur den Jagdpächter.

    Das Erlösen von Unfallwild ist eine schwierige Angelegenheit. Die Polizeibeamten haben meist nicht die Kenntnisse und Erfahrungen, wie man ein Tier möglichst schnell und schmerzlos erlöst und die Dienstwaffen sind oft auch nicht so geeignet. Zudem stehen die Unfallbeteiligten und Schaulustige in unmittelbarer Nähe und meinen oft das dem Tier ja noch zu helfen wäre. Ich arbeite in derselben Abteilung wie der Stadtjäger und der erzählt da manchmal Geschichten… Leider wird hier aus Kostengründen, trotz zwei angestellter Jäger, keine Bereitschaft für solche Fälle aufrecht erhalten.

    Ist das Unfallwild allerdings flüchtig, dann interessiert es oft niemanden mehr und wenn man Glück hat, wird wenigstens der Pächter informiert. Wir haben letztens erst 2h ein Reh nachgesucht, da war die Polizei aus Überlastung weder am Unfallort noch wurde der Jagdpächter informiert. Es kam nur raus, weil mein Freund hier einen Begehungsschein hat und daher an der Unfallstelle angehalten und nachgefragt hat.

    Nachsuchen während der regulären Jagdausübung gibt es hier im Revier sehr selten. Das meisten sind Totsuchen auf kurze Distanzen. Lange, schwierige Nachsuchen kommen hier eher bei den Drückjagden zustande. Da halte ich mittlerweile ehrlich gesagt auch nicht mehr viel von…

    Mein zwei Border Collies, nur echt mit dem Kringelschwanz. Bin auch ganz beruhigt dass mir der Mensch bestätigt hat dass er selbst "auch" einen Border hatte.

    Bei solchen Rassekennern fragt man sich manchmal…

    Wir wurden auf einem Markt auch schon angesprochen, dass Quattro aber ein sehr hübscher Riesenschnauzer-Mischling wäre. Auf unseren Hinweis, dass das ein Deutsch Drahthaar ist, erzählte uns der Mann dann, dass er Jäger ist und eine DD-Hündin Zuhause hat. Allerdings wäre Quattro’s kupierte Rute viel zu lang und daher wäre er nicht als Drahthaar erkennbar.

    Ein paar Minuten später gesellte sich dann ein weiterer Jäger dazu, der ganz erstaunt war, dass Quattro (hier immerhin ein Drahthaarmix) ihn an den Tisch ließ, sein DD würde das nicht mitmachen. Wir stellten dann fest, dass seine Hündin genauso alt wie Quattro war, also damals zarte 7 Monate…

    Hier wird teilweise wirklich ganz schön pauschalisiert. Ich habe ja drei Hunde sitzen, davon zwei deren Rassen schon mehrfach als Beispiele für sehr führerweiche und eher führerharte Hunde genannt wurden.

    Der Collie reagiert extrem sensibel auf Stimmungslagen, will um Gottes Willen nur nicht meinen Unmut erwecken und kann bei Kritik total in sich zusammenfallen und einfach gar nichts mehr machen. Dabei wurde dieser Hund in seinem Leben nie „hart angefasst“. Mir ist vor kurzem erstmal aufgefallen, dass er nie den Rückruf auf Pfeife gelernt hat, weil bei ihm ein kurzer Laut des Unmuts gereicht hat und er sich vom Objekt der Begierde abwendet.

    Und dann kommt der Deutsch Drahthaar, der Hund der „gezüchtet wurde, um die Erziehung und Ausbildung des deutschen Jägers auszuhalten“. Wir haben hier einen Hund, der für seine Rasse als eher führerweich gilt, was uns sehr wichtig war, da ja besonders die Rüden so ihren Ruf weg haben. Trotzdem brauch er einfach viel mehr Überzeugungsarbeit und auch Druck, um zu akzeptieren, dass wir hier die Entscheidungen treffen. Insbesondere im Trieb ist es erstaunlich was diese Hunde aushalten und da dringe ich definitiv nicht mit einem scharf gesprochenen Wort zum Hund durch. Trotzdem bricht dieser Hund auch bei heftigeren Zurechtweisungen nicht in sich zusammen, sondern schüttelt sich und macht weiter. Für uns war diese Umstellung heftig und wir mussten in den letzten Monaten auf die harte Tour lernen, dass Dinge die selbst unseren Aussie beeindrucken konnten, am Drahthaar komplett abprallen. Ich würde unseren Drahthaar nicht als führerhart bezeichnen, da gibt es bei seiner Rasse ganz andere Kaliber, aber trotzdem liegen zwischen ihm und dem Butterblümchen-Collie Welten.

    Ich finde die Theorie schon sehr gewagt, dass diese beiden Hunde mit dem gleichen Maß an Korrektur und auch Druck erzogen und vor allem ausgebildet werden können und daher die Abstufung nur der Rechtfertigung harter und grober Hundeführer dient…