Beiträge von pinkelpirscher

    Das habe ich allerdings so auch nicht gesagt.

    Dass die Hormonausschüttung, ua. von Oxitocyn, das eine maßgebliche Rolle dabei spielt, warum man Zuneigung empfindet oder die eigene Brut nicht bei erstbester Gelegenheit aussetzt, auch im engen Umgang mit Haustieren passiert, ist aber recht unstrittig.

    Unsere emotionale Reaktion auf Haustiere, das was an Schaltungen im Gehirn passiert und uns als Hormone umwabert, spielt sich in sehr ähnlichen Regionen und Ausprägungen ab, wie Partnerbindung und eben Eltern-Kind Bindung.

    Wir sind so gebaut, dass wir so empfinden können und das auch für andere Spezies.

    Also ja, wir neigen sehr wahrscheinlich dazu, für unsere Hunde irgendwie ähnlich zu empfinden, wie für unsere Kinder.

    Ohne dass die vergleichbar wären.

    Ganz unromantisch: unser Hirn sortiert halt einfach beides in ähnliche Regionen und kriegt Gefühle, die machen, dass man die einen oder die anderen nicht sofort wieder verkauft.

    In Hundeangelegenheiten ist häufiger die Bindung Hund an Mensch im Fokus. Aber auch der Mensch bindet sich an den Hund. Und das funktioniert halt in Wahrheit weniger über "Weil ich das so will", sondern über biologische Schablonen sozusagen.

    Das ist ja nicht schlecht. Sondern die Voraussetzung, dass man so nah zusammen und miteinander lebt. Sonst täte man es nämlich nicht.

    (Persönlich glaube ich, dass es sehr wohl auch bissl übersteigerte Formen annehmen kann, wie man fürs Haustier empfindet. Aber so ganz grundsätzlich: ja sicher lösen Haustiere in Menschen was aus. Und ja sicher ist das mit anderen sehr engen Bindungsformen des Menschen vergleichbar. Mich wundert eher, dass es wen wundert.


    Das Wort "Ersatz" scheint vorallem zu sein, was vielen so sauer aufstößt oder irgendwas auslöst, was gar nicht gemeint ist. Darum geht es genau gar nicht. Wer will, wer will nicht. Völlig egal. Interssiert mich persönlich auch nicht.

    Ich kann mir allerdings lebhaft vorstellen, dass der Aufwand, die Hingabe, die Energie die in Haustiere gesteckt wird, insofern auf Außenstehende (es gibt erstaunlicherweise echt Menschen ohne Tiere oder die nicht so eng mit ihnen zusammen leben) befremdlich wirkt und so nach "Aber das macht man für ein Kind, nicht für den Hund", weil die das selbst nicht haben und kennen. Da kommt das, vermutlich, sehr wohl als "ersetzen" an.

    Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass diese enge Bindung ans Tier insgesamt in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat.

    Wer jetzt welche Lebensplanung hat ist dabei aber eigentlich echt wurscht. Nur die Tatsache, dass solche engen Bindungen möglich sind, werden halt von ähnlichen körpereigenen Mechanismen bedient.

    Is halt so. Sagt die Wissenschaft. Und sag ich jetzt, weil ich es für völlig plausibel und normal halte.

    Meine Hunde sind nicht meine Kinder, nur dass sie überhaupt meine Hunde sind, mir mehr bedeuten als Deine Hunde, ihre Hunde, seine Hunde und ich sie bisweilen verzückt lächelnd betrachte und mir ein Oxytoxi Shot durchs Gebein fährt, auf der neuronale Autobahn kannst mit dem Bobby Car auch fahren.

    Das liest Du so rein, das ich das getan hätte.

    Ich sag nur, dass es mich ein bisschen amüsiert (wie vermutlich wieder andere, wenn man bei "Hundemama" Ekelschauer kriegt), dass der Punkt so vehement auf Ablehnung stösst.

    Dabei ist es ja just beim Menschen relativ spezielles Ding. Wir können unser soziales Gefüge auf mehrere Arten ausweiten. Andere Arten umsorgen, päppeln, haben Mitleid etc.

    Die Bereitschaft für die andere (oder die eigene) Art etwas zu tun, hängt aber meistens davon ab, wie nah man sich steht. Wieviel Beziehung zueinander sich entwickelt hat.

    Stirbt der Nachbar 2 Straßen weiter, den ich in Leben 7 mal gegrüßt hab, wird mich das tendentiell deutlich weniger treffen, als wenn mein Nachbar stirbt, bei dem ich öfter auf einen Kaffee war war.

    Dass ich für meinen Hund 7 Tage die Woche 2 Stunden früher aufstehe, als ich müsste, täglich schau, dass es ihm gut geht, Zeit, Geld, Energie investiere. Dass ich diesen Aufwand zu leisten bereit bin - das macht man nicht, ohne irgendwie in einer emotionalen Verbindung zu stehen. Wobei ich das für meinen Nachbarn, bei dem ich 3x auf einen Kaffee war, auch nicht tun würde. Dazu hab ich dann zuwenig Bezug zu dem.

    "Ich hab halt Verantwortung übernommen" greift mir bei Haustieren zu kurz. Also warum man das macht Man kann für eine Menge Dinge Verantwortung haben und trotzdem nicht so dran hängen, wie man es an seinen Tieren meistens tut.

    Die Rolle, dass da jemand ist, für den ich "Verantwortung" übernehme, mit dem ich eng zusammen lebe und bereit bin, sehr viel dafür zu tun, die kann ich in einem Einzelleben nicht beliebig oft vergeben. Die geht einher mit "Bindung".

    Soziale Rollen können sich zwar auch verschieben, im Zusammenleben mit Tier werden sie sich aber in ein paar Richtungen nie verschieben. Der Hund wird mir nie die Miete zahlen oder mich im Alter pflegen, sondern wird immer der sein, wo ich verantwortlich bin.

    Und damit es funktioniert, dass wir soziale Wesen in sozialen Gefügen sind, haben wir Rollen, Emotionen, Hormone, letztlich auch eine Genetik, die sagt um wen wir uns kümmern und um wen nicht, wen wir verteidigen und wen nicht, für wen wir viel in Kauf nehmen würden und für wen nicht.

    Was wir für "den engen Kreis" tun, tun wir für Fremde nicht. Wie wir für unser nahes Umfeld empfinden, empfinden wir für Fremde nicht.

    Haustiere sind mittlerweile oft ganz mittendrin, sind unser soziales Umfeld, werden als Familienmitglieder empfunden (Der fremde Hund da drüben auf der Straße nicht, obwohl er ein Hund ist. Weil es eben nicht daran liegt, was jemand ist, sondern wie vertraut er ist, welche Rolle er einnimmt, welche Beziehung man zu ihm hat).

    Menschen reagieren auf Kindchenschema anderer Arten. Wir verspüren biochemische Zustände ähnlich von Verliebtheit wenn ein neuer Hund einzieht. Wir lieben. Wir trauern. Wir führen Leben miteinander. Wir sind emotional gebunden. Sonst tätma das alles nicht.

    Ob jetzt Kind oder Hund keine Miete zahlt, darum geht es gar nicht. Sondern dass es im sozialen Verhalten von Menschen, in seiner ureigenen Definition was Familie ist, die Schiene gibt, dass man andere, abhängigere Lebewesen versorgt, mit ihnen lebt, sich danach ausrichtet - obwohl das nicht für jeden täte. Und dass in cirka die Schiene, die wohl eher für die Rolle des Nachwucheses etabliert war, auch andere Arten hinein passen.

    Also ja, ich persönlich bin für Hund und Kind bereit, in gewissem Sinne ähnliche Dinge zu tun, mich anzupassen (Kind wird die aktuelle Rolle irgendwann verlassen, Hund nicht). Ja, ich finde, sie besetzen jeweils einen Platz, wo es es nicht von der Hand zu weisen ist, dass Parallelen bestehen.

    Ist es das "Ersatz" das so stört? Dann sagt man halt was anderes.

    Ja, was isses denn sonst?

    Ähm ganz einfach: Weil die allermeisten Menschen ihre Tiere NICHT als Kindersatz angeschafft haben. Sondern, weil sie das Tier eben halten möchten, ob nun Pferd, Hund, Katz, Maus, Fische... egal.

    Ich finde es echt nervig, wenn vor allem den Kinderlosen unterstellt wird, sie hätten ihr Tier nur als Kindersatz angeschafft. :muede:

    Ich kann dir sagen: Ich will keine Kinder. PUNKT. Hatte aber schon immer Hunde/Tiere, aber nicht als Ersatz. Wäre ja krank, dann hätte ich die Tiere ja schon im Teeniealter als Kinderersatz gehabt...
    Ich liebe meine Hunde, ja.. Sie gehören zur Familie, ja.. Aber sie ersetzen KEIN Kind. Und das werden dir ganz Viele genauso sagen (Ausnahmen gibt es immer)

    Daher finde ich den Vergleich nicht gerechtfertigt.

    Du verstehst den Punkt nicht.

    Ich sage nicht."Man hat den Hund statt eines Kindes und gesteht sich bloß Kinderwunsch nicht ein", sondern "Die Rolle, die Haustiere einnehmen, ist durchaus ähnlich der von Kindern".

    Wegen meines Nachbarn gebe ich nicht tausende Euros im Jahr aus, überlege mir was die beste Ernährungsform wäre, ob er genug ausgelastet ist, wie ich ihn fördere und erziehe, bin selten beleidigt, wenn ihm wer die Sandschaufel auf den Kopf klatscht und hänge niemals emotional so dran/drin.

    Zum Nachbarn habe ich diesen emotionalen Bezug nicht, die Bindung. Der nimmt in meinem Leben keine übermäßig große Bedeutung ein.

    Ich habe übrigens n Kind. Und kein Problem damit, zu sagen, dass ich finde, das meine Hunde im Leben eine nicht unähnliche Nische besetzen. Nicht, dass sie meine Kinder sind oder die besseren Kinder oder sonstwas. Sondern dass man sich für Lebewesen, zu denen man keine so starke Bindung entwickelt, nicht emotional so verstrickt ist, nicht so eng zusammen lebt eine ganze Menge gar nicht antun würde. Dass der Platz, den Haustiere im Zusammenleben einnimmt, ähnliche unbewusste Mechanismen anstößt, wie es enge Bindungen zu Menschen tun. Einfach auch, weil wir als Art das so drin haben. Wir sind auch soziale Lebewesen, die nach bestimmten Spielregeln funktionieren und wo in "Menschenrudelleben" verschiedene Rollen existieren. Eine oder mehrere davon können auch von anderen Spezies bedient werden.

    Was ich allerdings auch nicht verstehe.

    Warum das mit dem Kindersatz immer so vehement abgelehnt wird. Ja, was isses denn sonst?

    Ob jetzt real Kinderwunsch ja oder nein ist dabei ja egal.

    Ob Hund Kindersatz oder Kind Hundersatz, die emotionale Bindung und Bedeutung die dem beigemessen wird, halt ich für sehr vergleichbar.

    Wir leben mit unseren Hunden heutzutage in sehr engen Beziehungen, übernehmen Verantwortung für einen "abhängigeren" Part, planen sein Leben und unseres drumrum.

    Ich bin absolut davon überzeugt, dass Haustiere, insbesondere Hunde, in der modernen Art des Zusammenlebens unweigerlich eine Art Kinderrolle einnehmen.

    Wir sind halt eine Spezies, die sich teils bewusst aus den Reproduktionszyklen rausnehmen kann, aber unsere gesamte soziale Interaktion unser emotionales Empfinden ist trotzdem darauf ausgelegt. Wir sind keine Einzelgänger die sich zellteilend genug sind. Wir gehen Partnerschaften ein, bilden Freundschaften, entwicklen Bindungen zu Lebwesen, jeder hat da so seine Rolle.

    Die Bindung Mensch-Hund hat in meinen Augen sehr oft sehr wohl was davon, dass der Hund im Gefüge irgendwo da steht, wo anderswo halt die eigenen Nachkommen stehen. Ob das beim Hund umgekehrt ähnlich ist? Vielleicht?

    Das bedeutet nicht, dass man den Unterschied Mensch Hund nicht sieht.

    Nein. Sage ich nicht.

    Und wär es nicht wichtig gewesen dort zu sein, hätt ich unlängst eine Tierärztin einfach stehen lassen, die den Hund ansäuselte u.a. mit: "Mausi, die Mama ist eh da/gleich darfst wieder zur Mama" oder sie gefragt, wie man auf einem solchen Niveau ein Studium schafft und ob es hier richtige Ärzte auch gibt, die normal sprechen können.

    So hab ich nichts gesagt und meinen Brechreiz unterdrückt.

    Unabhängig von den persönlichen Präferenzen würde ich (dauerhafte) Schmerzen definitiv als schlecht bezeichnen...

    Ja. Nur woher weißt Du, dass sie da sind? Wie kannst Du Schmerz diagnostizieren?

    Ich gehe, ohne es sicher zu wissen, davon aus, dass Schmerzempfinden bei Säugetieren einigermaßen vergleichbar ist, also wohl auch Mensch -Hund.

    Schlechte Zähe tun zb sehr vielen Menschen ewig nicht weh. Solang kein Nerv betroffen, keine akute heftige Entzündung und nicht grad heiß-eiskalt gegessen/getrunken wird, rennen viele Menschen mit den absonderlichsten Zahnzuständen herum, freiliegende Zahnhälse, Parodontose des Grauens, nur noch faulige Stummel - und machen: nix und haben auch nicht ständig Schmerzen.


    Ich versteige mich sogar zu der These, dass die Vor1950er60er Jahrgänge ohne regelmäßigen Zugang zu Schmerzmedikation wesentlich weniger schmerzempfindlich ist, als jüngere Jahrgänge. Zumindest beruflich erlebe ich die Generation "Redet mehr über Schmerz" auch als wesentlich wehleidiger und häufiger Schmerzmittel konsumierend. Die einen rennen am rohen Knochen noch einen Marathon, die anderen brauchen 2 Wochen Krankenstand, weil die Zehe angeschlagen.

    Vielleicht nur mein persönlicher Eindruck. Und das soll Schmerz nicht in Abrede stellen. Schmerzbekämpfungsversuche sind so alt wie die Menschheit. Schmerz kann richtig, richtig übel bis zerstörerisch sein.

    Aber insgeheim.frag ich mich, ob beim Hund "Schmerz" nicht das neue "Der hat Angst" ist. Immer tut alles schrecklich weh. Dauernd. Ist das wirklich so? Wissen wir das so sicher?

    Er hat das Dackelhandbuch zumindest auszugsweise sehr genau gelesen.

    Es wird oft und häufig gebellt :upside_down_face: immerhin hat er eine volle Bellstimme und kein hohes Kleinhundgequitsche und es wird konsequent jeder Gang bei Regen verweigert. Also Gassi bei Regen geht gar nicht. Wenn er mal raus muss, sieht so aus, dass ich ihn nach draußen trage und im hinteren Teil des Gartens absetze, er löst sich unter einem Busch und flitzt in Hochgeschwindigkeit ins Haus.

    Danke allen Göttern!

    Man kann auch einen Junghund haben, der nicht nur eine grässliche Kläffstimme hat und gerne kläfft und keinen Regen mag, sondern der Regen auch seine Meinung sagt und den blöden Himmel anbellt, aus dem das Nass kommt. Und der dann nicht weiter geht. Und bellt. Weil es nass ist und der Himmel scheiße. Herum stehen aber auch. Langeweile muss man auch die Meinung sagen. Oder Kälte.

    Mit Mantel ist es zwar besser, aber dann kann er erst recht nicht gehen. Herum stehen ist aber langweilig und muss angekläfft werden.

    Ich kann mir aktuell aussuchen, weshalb mich Passanten wegen Tierquälerei anzeigen. Weil da ein "unterernährter", frierender Hund keinen Mantel anhat und schreit, oder weil da ein Tierquäler einen schreienden Hund 20m weiter zieht, weil ihm mit Zwang dann plötzlich einfällt: "Haha. Ich kann eigentlich eh mit Mantel gehen. Ganz normal". Bis dahin kläfft er aber schrill und steht wie ein Bock.

    Ideael sind per definitionem Vorstellungen davon, was der bestmögliche Zustand von etwas wäre. Aber nicht die Realität. Oder überhaupt erreichbar.

    Wenn es jetzt rein darum geht "Ab wann ist etwas zu spät, wann ist es Verwahrlosung, wann...?", dann hilft es leider nicht, die Latte höher zu legen. Es ist nur nach unten definiert, bis wohin es gehen darf, ohne dass rechtliche Schritte möglich wären. Und das auch nicht überall oder sehr klar ausformuliert.

    Wenn es "Mindestanforderungen an die Haltung von Hunden" gibt und ein Tierschutzgesetz, dann ist das der Rahmen, in dem ich eventuell finde, was wann nimmer okay ist.

    Übererfüllen geht immer, aber definiert ist häufig eben nur "Es muss mindestens so sein." (Könnt man auch ewig drüber diskutieren. Gesetze sind letztlich auch beeinflusst von "Wer ist grad politisch am Ruder und wer berät wen?". Ein Tierschutzgesetz kann manchen nicht weit genug gehen und anderen geht es zu weit. Wie auch immer. Es ist zumindest das einzige Konstrukt, das ich habe, zu einer Beurteilung auf deren Basis auch irgendwas passieren würde, wobei die Auslegung im Detail oder die Durchsetzung dann auch nicht mein Job ist.

    Die Latte liegt nicht einfach nicht höher. Hätte ich sie gern höher, mach ich mich vorallem kaputt damit. Es ist eben nicht alles überall und bei allen ideal. Wird es auch nie sein.

    Was strafbar ist und mir gewahr wird, kann ich anzeigen (Gut, ich kann auch einfach so anzeigen was und wen ich will. Es ist nur ziemlich sinnfrei).

    Dinge, die ich anders täte, gerne anders hätte... mein eigenes Empfinden ist nicht automatisch rechtliche Grundlage.

    Und das muss man manchmal aushalten können. Vorallem in der beruflichen Rolle.

    Beraten wo ich es kann und darf und wo es wer hören will: klar. Aber es muss keiner zuhören oder sich daran halten.

    Ich hab weder bei Mensch, noch Tier wirklich die Handhabe, einfach selbst einzugreifen und es zu ändern, wenn mir was bedenklich erscheint, richtig aktiv ja nicht mal dann, wenn es wirklich bedenklich ist.

    Das ist manchmal schwer zu ertragen, sicher. Aber die Latte ist nicht höher.

    Es spricht nichts dagegen, sich mal auskotzen zu wollen. Oder nach anderen Sichtweisen zu fragen. Aber es ist eigentlich völlig egal, welcher Kunde welche Probleme hat oder nicht hat, oder was er macht oder nicht macht oder wo meine persönlichen Grenzen sind, ab wann was problematisch wird. Den Rahmen gibt die rechtliche Situation vor. Juckt es da niemanden, verlier mich doch nur in meinen eigenen, wohlmeinenden Intentionen und land irgendwann im Burn Out.

    Birtingur

    Und dazu kann man nicht stehen? Zumal in manchen Settings wohl relativ klar is, von woher es kommt.

    Ganz eventuell kriegt eine Anzeige auch mehr Gewicht, wenn sie von einer Fachperson kommt, statt der Kindergartenschiene "Ich sag nicht wer ich bin. Aber es ist ganz schlimm. Echt."

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    Wobei ich, abgesehen von wirklich drastischen Fällen wo ganz akut Handlungsbedarf besteht, ja eher Fan von erst mal ansprechen wäre. Die Dinge, die in meinem Kompetenzbereich liegen jedenfalls.

    Der Kompetenzbereich eines Groomers mit wenig regelmentierter, sehr kurzer Berufsausbildung ist allerdings auch beschränkt. Trainerische, vorallem aber medizinische Ratschläge sind da mindestens kritisch. Genauso wie alles, was auf "Meiner Erfahrung nach" basiert. Gibt es ne wissenschaftliche Basis für "Hunde haben dann Angst vor Wind oder so". Nein? Dann es ist als Argument nur bedingt brauchbar. Jedenfalls wenn es darum geht, zu belegen oder definieren, ab wann etwas Vernachlässigung, Quälerei, zu lang gewartet etc ist.

    Ja, das ist sicherlich oft zermürbend. Weil man es doch selber anders machen würde, weil... Mit Menschen (und deren Ansprüchen und Erwartungen) arbeiten ist fordernd. 10000x das Selbe erklären, nur nicht immer der selben Person. Mühsam. Jetzt hat man es schon so oft gesagt, das muss doch mal irgendwo hängen bleiben? Und jetzt kommt mir der wieder mit so ner Geschichte an. Oder glaubt, ich kann zaubern. Nur muss man sich auch in "Tierberufen" häufig fast mehr mit dem Menschen auseinander setzen, als dem Tier. Aber letztlich ist es auch der Mensch, der einem das Gehalt zahlt, nicht der Hund.

    Wenn etwa massiv verfilzen wirklich so relativ häufig ist, dann ist aber auch relativ wahrscheinlich, dass vielen Haltern gar nicht so klar ist, wo das Problem liegt. (Wäre es mir zb. nicht. Ich hasse lange Haare oder Scherfell. Interessiert mich null komma null. Ein Hund, mit hohem Pflegeaufwand ist nicht funktional. Kann der nicht laufen, wenn ich ihm nicht ständig mit Bürste nachrennen muss, ist der defekt. Für mich. Käme mir nicht ins Haus und falls durch Zufall doch, bin ich sicher nicht sonderlich dahinter. Dass ich zur Aufrechterhaltung von Basisfunktionen scheinbar gleich noch ein dauerhaftes Friseurabo und regelmäßige Wartungstermine brauche, wär zb aus meiner Sicht schon problematisch bis "Wozu züchtet man Hunde, die nicht möglichst selten Untertsützung brauchen, sondern möglichst oft?". Natürlich jetzt extra provokant gesagt. So quasi als Gegenpol. Weil ich garantiert so ein Halter wär, dem zwar der Hund nicht egal ist, der aber Groomers Alptraum wär oder "Wie kann man nur?", einer der auch mal vertrödelt - während ich mich persönlich fragen würd, wozu gibt es Hunde, die Friseure brauchen, außer dafür, dass Friseure einen Job haben? Was läuft denn da schief, wenn man Hunde dauernd baden, schneiden, blowern muss, weil sonst isses tierschutzrelevant? Und das falsche Shampoo macht den Hund kaputt. Ist doch völlig absurd.)

    Als Fachperson in einem Gebiet kann man häufig feststellen, dass andere nicht am selben Stand sind wie man selbst, etwas weniger ernst nehmen oder gar nicht wahrnehmen, nur bringt das oft halt nix, während man selbst da auch gern so ein bisschen gefangen im "Aber das weiß doch jeder!" ist.

    Mein Langzeitgassihund. Um den wurde sich gekümmert. Immer sofort neuer Termin ausgemacht. 4-6 Wochen Intervall. Schreckliche Krallen. Schreckliches Fell (Und ich hab keine Ahnung von Fell, das man öfter bürsten sollte, mich interessiert Fellpflege genau null - so offensichtlich schrecklich war das). War regelmäßig beim Hundefriseur - der in meinen Augen auch schrecklich war. Aber ich hab keine Ahnung davon, es war nur mein Gefühl. Und für die Besitzerin vom Hund war es: "Aber ich mach und mach und mach und bezahle 100e Euro im Jahr, was soll ich denn noch machen? ". Außerdem "Der hat ja nix gesagt, also muss es doch passen?!"

    Woher sollen etliche Leute manches denn wissen? Sie wissen zumindest, dass man was machen muss. Und gehen zum Profi und lassen machen, aka kümmern sich, in dem sie es gegen Bezahlung auslagern. Und, nunja, es ist jetzt auch nicht so, dass es in diversen Bereichen nicht auch diverse Ansichten der Profis gibt. Oder der Profi mehr Profi ist, als der andere, weil der eine ist ja gar keiner, der hat ja keine Ahnung. Da waren Sie aber bei einem schlechten Tierarzt, Trainer, Ernährungsberater, Groomer, xy. Gehen Sie zu einem guten, weil jetzt ist alles falsch, aber dann wird alles gut. Aha.

    Es gibt so 1000hoch17 Dinge die Menschen über Hunde, Physik, Haselnüsse oder Molekulargenetik nicht wissen, aber irgendwer anderer vielleicht schon. Aus seiner eigenen Special Interest Schiene heraus sieht man vieles, das andere nicht sehen. Kann man ihnen sagen. Fruchtet es: gut, Anspruch darauf hab ich halt nicht.

    Sehe ich etwas, das rechtlich abgedeckt und nicht nur empfunden übel ist, ja, dann kann ich anzeigen. Sollte ich auch. Wegschauen ist auch nicht die Lösung.

    Wegschauen passt noch in genug anderen Situationen, wo andere nicht meine eigenen Standards haben.

    Naja, die werden aber auch so mit anonymen Anzeigen wegen "Der Hund meiner Nachbarin verlässt bestimmt nie die Wohnung. Immer wenn ich um 0:15 von der Arbeit komme, brennt bei denen nicht mal mehr Licht. Und einmal habe ich gesehen, da hatte der einen Beißkorb oben. Der schaute ganz gequält." zugeschmissen, die kommen ja kaum je bis zu den übleren Fällen vor.

    Und dann läuft das da auch nicht so, wie Außenstehende es gerne hätten u.a. wenn es keine rechtliche Grundlage dafür gibt.

    Ich hab einmal einen Klientenhund gemeldet. Rottweiler. Ungefähr 25kg, statt 40. 10cm vom Darm hingen hinten raus.

    Da wird nicht einfach beschlagnahmt. Es gab die Auflage, ihn zum Tierarzt zu bringen (und Hundesteuer zu zahlen und Hundeführschein nachzubringen). Und das wär eine Woche später kontrolliert worden, wenn der Hund lebend vom Tierarzt zurück gekehrt wäre.

    Also die Aktionen, die Ämter überhaupt setzen können, sind mitunter sehr unspektakulär.