Wir waren vor Jahren, damals ohne Hund, in England. In der Gegend, in der wir waren, war es total üblich, dass nahezu sämtliche Weiden "begehbar" waren und auch offiziell anmutende Wanderwege (waren beschildert) über diese Wiesen führten. Es gab da an den Weiden diese klassischen Holzstiegen, die man auf der einen Seite hoch und auf der anderen Seite wieder runter steigt.
Ich habe mich da auch gefragt, warum man das so macht. Also warum man den Weg über diese Weide führt. Tatsächlich standen bei uns nur ein einziges Mal tatsächlich Kühe (waren wohl Jungrinder) auf der Wiese, jedoch weit weg vom Trampelpfad, der mittig drüber führte und sie nahmen auch nicht groß Notiz von uns. Rein grundsätzlich hätte ich aber erwartet, dass man die Tiere nicht unnötig mit "Fußvolk" behelligt. Wären die Tiere vorne gewesen oder gar Jungtiere mit auf der wiese, ich hätte einen anderen Weg gewählt.
Als Abkürzung für Einheimische versteh ich es noch, aber als offizieller Weg hat mich das schon verwundert.
In England war „immer schon“ sämtliches Land in Privatbesitz. Gleichzeitig gibt es viele alte Wege der unterschiedlichsten Kategorien (Fußweg, Reitweg, „Fahrzeugweg“), die teilweise über mehrere Jahrhunderte in den Karten vermerkt sind. Da ist es halt zwangsläufig so, dass die Wege oft über Weideland verlaufen. Man führt also nicht absichtlich irgendwelche willkürlichen Routen über die Weiden, sondern die Wege und die Weiden existieren da beide schon seit Jahrhunderten gemeinsam.
In der Gegend meiner Schwiegerfamilie ist das auch Alltag - man leint dann halt den Hund an und lässt die Weidetiere in Ruhe. Es gibt für die Landwirte Regeln, z.B. dürfen soweit ich weiß keine Bullen von Milchkuhrassen auf Weiden mit Wegerechten stehen. Als Fußgänger passt man halt auf und geht notfalls einen Umweg.
Die Alternative wäre ja, dass entweder alle Fußgänger, Radler, … nur noch die Straßen und die wenigen „staatlichen“ Wege (z.B. alte Eisenbahntrassen) nutzen dürften, damit käme z.B. meine Schwiegermutter nur noch unter Lebensgefahr zu Fuß in den nächsten Ort (laufen auf der stark befahrenen Landstraße), oder man müsste massiv in das Eigentum der Bauern eingreifen, um die Weiden von den historischen Wegen „abzutrennen“.