Ich denke tatsächlich, daß das Problem eigentlich ist, daß wegen der enormen Einzelprinz Dichte in der deutschen Hundewelt ein adäquates Hundverhalten aberzogen wird (werden muß?).
Ich frage mich mittlerweile auch, ob manchen Hunden durch ihre unwissenden Besitzer teilweise eher adäquates Hundverhalten aberzogen wird als dass es ihnen beigebracht wird...?
Wir wohnen hier sehr ländlich und ich habe mich am Anfang recht schwer damit getan, dass hier einige (Hof-)Hunde rumlaufen, die ihr Grundstück auch teilweise verlassen und sich halt eben außerhalb des Einflussbereichs ihres Halters frei bewegen - gerade als unsere Hündin noch ganz jung war und alles und jeden anspielen wollte, war das echt kein Vergnügen. Die meisten dieser Hunde kommunizieren aber so sauber, dass ich den Eindruck habe, dass meine Hündin sich da wirklich viel abschauen konnte und menschliche Moderation fast nicht nötig ist. Mittlerweile funktioniert es fast am besten, wenn unser Hund an diesen Stellen frei oder an der Schleppleine vorbei laufen darf. Der alte Border Collie z.B. kommt dann kurz zum gegenseitigen Beschnüffeln vorbei und dann gehen wieder beide Hunde ihres Weges, mit einem Labbi und einer jungen Hündin wird kurz gezockt, wenn wir denen selten mal begegnen, und die drei Hunde, die keinen Bock auf Kontakt haben, zeigen das kurz und deutlich und gehen dann auf Distanz, was auch von den anderen Hunden hier akzeptiert wird. Meine Hündin würde mittlerweile nicht mehr auf die Idee kommen, denen hinterher zu rennen und die zu belästigen. An einer langen Leine oder im Freilauf funktioniert es am besten, dann geht sie in selbst gewählter, eher großer Distanz an denen vorbei und das war's. Jeder dieser Hunde reagiert auf mein Abblocken und Wegschicken und auf die Körpersprache meines Hundes. Wobei das natürlich keine typischen Fremdhund-Begegnungen sind und es hier auch durchaus aggressivere Kandidaten gibt, die dann aber Gott sei Dank nicht unbeaufsichtigt frei rumlaufen gelassen werden.
In belebteren Gassi-Gebieten, Parks etc. sind mir aber natürlich auch schon (zum Glück nur vereinzelt) blöde Begegnungen passiert. Mein Eindruck ist, dass es oft Hundehalter sind, die absolut kein Gespür und Wissen mitbringen und die teilweise zwar versuchen zu moderieren, was aber dann oft nicht so recht gelingt. Meistens sind diese Hunde sehr penetrant (nicht mal direkt unfreundlich, sondern einfach nur sehr aufdringlich), reagieren nicht drauf, wenn meine Hündin signalisiert, dass sie Abstand will und lassen sich auch schlechter wegschicken bzw. blocken.
Ich will damit weiß Gott nicht sagen, dass man alles einfach laufen lassen soll und "die das schon unter sich ausmachen" - bei Gassi-Treffen mit anderen uns bekannten Junghunden greife ich auch öfter mal ein, wenn's ins Mobben kippt oder so - aber ich frage mich echt, ob manchen Hunden die Sozialkompetenz versehentlich irgendwie aberzogen wird?