Labbihalterin hier.
Mein Labbi ist mein insgesamt sechster Hund, also "nix neues". Aber: ich bin trotzdem bei ihr in die Erwartungshaltung-Falle getappt.
Bei uns bezog sich das aufs Dummytraining - Lilli hat natürlich von klein auf angeboten, Dinge zu tragen und zu apportieren, und sie hat es toll gemacht, und ich habs gefördert. Auf "was gemeinsam machen" springen ganz viele Labbis sofort an, es sind immer noch Arbeitshunde. Geblieben ist uns davon bis heute Aufregung, die sich bis heute im Zweifelsfall in Quietschen äußert, und für die sie ein klares Handlungsgerüst braucht. (Sie ist ein wunderbarer Hund geworden, das sind eher Feinheiten, die z.B. in der Dummyarbeit selbst ein paar Hindernisse aufwerfen.) Aber das wäre der eine, große Punkt, den ich mit dem heutigen Wissen mit einem Labbiwelpen anders machen würde.
In diesem Sinne: ich lese recht viel von Dingen, die ihr mit dem Welpen macht. Z.B. abends, um ihn runterzubringen. Oder auch tagsüber, damit alles in Euren Zeitplan passt. Ich würde Euch wünschen, dass Ihr diesen Zeitplan anders gestalten könnt, nämlich mit mehr Freiheiten rund um den Hund. Er ist noch zu klein, um in ein so starres Schema zu passen. Wenn morgens die Zeit nicht reicht, könntet Ihr z.B. früher aufstehen, usw.
Ziel könnte in meinen Augen sein, viel Freizeit mit dem Hund zu verbringen, aber weniger zu interagieren. Momentan bekommt er Eure Aufmerksamkeit mit Dingen, die er nicht tun soll. Auf die Couch fetzen, Rosen rupfen, im Garten rumdödeln, wenn er eigentlich pullern soll. (Ich kann total falsch liegen! So liest es sich für mich einfach.) Ihr bietet ihm Dinge an, mit denen er sich dann beschäftigen soll (Spielzeug, Leberwurst in Kauknochen,...). Könntet Ihr Euch vorstellen, den Spieß mal umzudrehen? Mal angenommen, das was der Hund gerade tun will, ist genau richtig. Mit dem Programm kommen Welpen nämlich praktischerweise vom Züchter an.
Sie wachen auf, sie spielen, sie fressen, sie schlafen. Glücklicher Welpe.
Als Mensch muss man nur dafür sorgen, das in richtige Bahnen zu lenken. Aber angenommen, es wäre genau das, was der Hund gerade braucht. Abendliches Aufdrehen auf der Couch: okay! Energie rauslassen richtig, ist ein Hundebedürfnis. Couch blöd, ist in dem Fall ein Menschenbedürfnis. Also "verbiete" ich ihm nicht das Energie rauslassen, oder versuche, ihn da möglichst ruhig zu bekommen, sondern lenke das nur an einen Ort, der mir nicht wichtig ist. Z.B. Garten - könntet Ihr bei solchen Energieanfällen nicht nochmal ein den Garten gehen? Ohne Stoppuhr, dafür mit Buch für Euch, damit Ihr auch draußen beschäftigt seid?
So nach dem Motto "oh, gute Idee! Lass uns schnell zusammen rausgehen!" Das ist einfach eine andere Energie als "nein, nicht Sofa!" Es liest sich, als hättet Ihr schon genug nein-Momente. Manchmal ist weniger Diskussion einfacher für alle Beteiligten.
Ihr legt jetzt vor allem die Grundlage, wie Euer künftiges Zusammenleben gestaltet ist. Im Sinne von zugewandt, verlässlich, vertrauensvoll. In diesem Alter Eures Hundes legt Ihr noch nicht fest, in welchem Zeitplan das stattfindet, und wie er Ruhe zu halten hat. Vergesst solche Pseudo-Ruheübungen wie "ich locke, der andere hält den Hund fest" bitte ganz schnell. Das hat mit Ruheübung wirklich gar nichts zu tun. Ruheübung heißt: es passiert nichts. Es ist Ruhe. Du, Hund, hast gerade keine Aufgabe. Und bevor Ihr das mit Eurem Hund übt, würde ich das erstmal mit Euch selbst üben. Klingt komisch, oder? Ist aber manchmal wirklich nicht einfach, sich selber zurückzunehmen, keine Aufgabe für den Hund zu basteln, ihn nicht zu kontrollieren, ihn nichtmal zu beachten. Einfach dazusein. Ich würde mich ja freuen, wenn Ihr diese Menschenaufgabe mal ausprobiert und berichtet, wie es Euch damit ergeht! ![]()