In der Verhaltensforschung ist es ganz normal, sowohl Populationen innerhalb einer Art als auch zwischen den Arten zu vergleichen. Aus Gemeinsamkeiten und Unterschieden werden Hypothesen abgeleitet, wie und warum ein Verhaltensprogramm im Verlauf der Evolution als Anpassung an die Umwelt entstanden ist.
Eine Haustierart dabei zuerst mit der Wildtierart zu vergleichen, der sie entstammt, ist selbstverständlich.
Im Alltag nutze ich den Vergleich Hund-Wolf z.B., wenn ich meinen Hund beschäftige.
Aus der Verhaltensforschung weiß ich, wie Wölfe jagen, welche Phasen so eine Jagt durchläuft, wie sie zusammen arbeiten, welche Entscheidungen sie treffen.
Ich biete meinem Hund im Training Beschäftigungsmöglichkeiten aus allen Bereichen an, wie Nasenarbeit, soziale Kooperation, körperliche Bewegung usw. Dabei gehe ich nicht davon aus, dass mein Hund ein Wolf ist, sondern dass alle seine Verhaltensprogramme in der Evolution zum Wolf entstanden sind (nicht in der kurzen Phase der Haustierwerdung). Durch die Zucht kann eine Selektion bestimmter Verhaltensprogramme entstanden sein, das merke ich durch Beobachtung meines Hundes und passe mein Training entsprechend an.
Mir macht das Spaß, Erkenntnisse der Verhaltensforschung in meinen Alltag mit dem Hund einzubringen.
Nötig ist das aber nicht. Verhalten und Bedürfnisse des Hundes wurden in den letzten Jahrzehnten (auch durch Vergleiche mit der Wildform) grundlegend beschrieben. Heute kann man Hunde sicher artgerecht halten und verstehen, ohne irgendetwas über Wölfe zu wissen.