Positiv war, wie gut der gesundheitliche Effekt, psychisch und physisch, tatsächlich ist. Man liest das ja viel, aber wie viel davon wahr ist, war mir nicht klar. Ich glaube, gerade in der Hochphase der Unsicherheit wegen der Pandemie wäre ich ohne Hund verrückt geworden. So bin ich trotz aller Unsicherheiten immer in ganz guter Stimmung gewesen.
Positiv war, wie unfassbar leicht hier die Grunderziehung war. Es hat zwar lange gedauert, bis sie sich an die neue Umgebung gewöhnt hat, aber die ganze Alltagserziehung war echt ein Klacks, sie macht da sehr gut mit und wir mussten im Prinzip nie gezielt üben (dafür halt immer wieder zwischendurch).
Positiv war, wie still sie ist. Ich hatte mich vorher schon belesen, wie man aberziehen kann, dass der Hund beim Klingeln zu bellen anfängt. Man weiß ja nie, wer im Mehrfamilienhaus da plötzlich keinen Spaß mehr versteht. Die Türklingel, das Telefon, das alles interessiert sie nicht. Sie bellt, wenn es hoch kommt, in der Wohnung einen Wuff pro Woche. Wenn überhaupt.
Positiv war, wie verschmust sie ist. Das habe ich mir natürlich insgeheim gewünscht, wenn sie das aber nicht wollen würde, wäre es eben auch okay, klar. Aber sie fällt direkt vor einem um, wenn sie meint, dass endlich mal wieder Zeit zu schmusen ist. Und das ist häufig. Sie liebt Nähe total.
Positiv war, dass sie nichts kaputt gemacht hat. Sie kam zwar nicht als Welpe, aber man weiß ja nie. Einmal hat sie an Zeitschriftenrücken geknabbert, aber sonst gibt es wirklich nichts, was zu Bruch gegangen ist oder zerbissen wurde.
Positiv war, dass sie schon nach kurzer Eingewöhnungsphase in der Wohnung sehr gut zur Ruhe kommen konnte. Oder, wenn man eine Decke dabei hat, im Restaurant. Ich erinnere mich noch daran, wie ich großspurig sagte, lass uns in den Biergarten gehen und üben, damit sie das kann. Ende vom Lied: Hund legt sich direkt auf die Decke und steht eine Stunde oder so später wieder auf, als wir aufgestanden sind.
Positiv war, dass sie Auto, Fahrradanhänger, Aufzug usw. alles direkt supercool fand. Hier war nie irgendeine Art von Übung notwendig.
Wirklich negativ war hier nichts. Ich nenne das jetzt trotzdem mal so, als Gegensatz zu oben.
Negativ überrascht hat mich, wie die Spaziergänge ablaufen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass wir bei vielen Runden mehr stehen als gehen, außer wir laufen die große Runde, da ist dann die Leine ab und jeder läuft sein Tempo. Ich wollte den Hund auch, weil ich gerne laufe, und am Anfang war ich wirklich überrascht, wie lange man für 100 Meter brauchen kann.
Negativ überrascht hat mich, dass sie nicht spielen mag. Spielen ist blöd. Spielzeuge sind blöd. Ich bin manchmal schon neidisch auf meinen Bruder, dessen Hund mir ein Spieli beim Auspacken schon aus der Hand reißt. Mein Hund guckt kurz, wenn überhaupt, kann aber mit nichts etwas anfangen (außer dem Kong oder so Sachen, aus denen man essen rauspuhlen kann). Was noch irgendwie geht: etwas werfen und sie läuft dann pi mal Daumen in die richtige Richtung.
Negativ überrascht hat mich, wie doof der Hund sein kann. Ja, das meine ich so! Sie braucht unfassbar lange, um Neues zu lernen. In irgendeiner Rassebeschreibung habe ich "klug und gelehrig" gelesen, pff! Ich würde sagen "hübsch, aber doof". Liebenswert ist sie natürlich trotzdem, aber wenn man für kleinste Dinge gefühlt Wochen braucht, und sie checkt es trotzdem nicht, naja, das ist schon entmutigend. Dafür kann sie alles, was sie zufällig mal macht, wenn man nur rechtzeitig ein Kommando dazu einwirft, direkt reproduzieren. Ich steige noch nicht ganz dahinter.
Negativ überrascht hat mich, wie extrem sie an mir klebt und dass Fremdbetreuung oder auch nur mit meinem Mann alleine Gassi gehen wirklich sehr viel Übung bedeutet hat. Damit habe ich nicht gerechnet.
Negativ überrascht hat mich, wie wenig Interesse sie an anderen Hund hat. Am Anfang war sie ängstlich, dann fand sie alle einfach unnötig, unsichtbar. Es gibt sehr wenige Hunde, an denen sie interessiert ist. In meiner Vorstellung haben Hunde irgendwie miteinander gespielt. Sie macht das mit nur sehr, sehr wenigen Hunden. Mit zwei, drei Hunden steht sie auch einfach nur da, sie beschnüffeln sich kurz, und dann stehen sie da und gucken. Das fand ich doch irritierend, weil es dem Bild, was ich so hatte, nicht entsprochen hat.
Negativ überrascht haben mich auch andere Hundehalter, in vielfacher Hinsicht. Man sieht plötzlich überall Hundekot rumliegen, der einem vorher nicht aufgefallen ist. Und wie egal manchen Haltern ihre Hunde zu sein scheinen, also in Bezug auf eine gute Auslastung, wie schrecklich viele, gerade kleine Hunde geführt werden, und wie unerzogen sie sind, weil es keine Rolle spielt.