Bereits beim elften Beitrag hat es so in den Fingern gejuckt, dass ich einfach darauf los geschrieben habe. Diesen Beitrag habe ich lieber gelöscht. Nennt sich, glaube ich, Impulskontrolle.
Auch ich gehöre zu den Menschen, die keinen Leinenkontakt haben möchten. Was von den Menschen, die hier wohnen, auch akzeptiert wird. Viele von denen möchten nämlich auch keinen Leinenkontakt. Aus welchem Grund? Die meisten Gründe kenne ich mittlerweile - und es ist mir egal. Unsere Hunde haben genügend Sozialkontakte untereinander und unser Freundeskreis ist ausreichend und sehr nett. Die ganzen Touris und Auswärtigen werden konsequent ignoriert.
Wenn Dein Hund ungebremst auf meinen Kaspar zu brettert, dann würdest Du sehr schnell merken, weshalb Kaspar nicht aggressiv sein muss: den Part übernehme ich für ihn! Ja, Kaspar ist im letzten Jahr von einem freilaufenden Hund, der sich ohne Ankündigungen auf ihn gestürzt hat, gebissen worden. Es war ein schwarzer Schäferhund, der schneller durch die Gartentür als der HH mit dem Anleinen war. Diese Situation habe ich in mehreren Jahrzehnten Hundehaltung nicht erlebt und möchte es auch nicht. Auch ich werde das Schreien meines Hundes nie mehr aus meinem Hirn kriegen. Zum Glück konnten wir die Hunde relativ schnell trennen, aber die Wunde war im Bauchraum mit Biss und Gegenbiss. Wie mir der HH später schilderte, hatte der DSH beim Vorbesitzer gelernt, dass "ungefragt nach vorne gehen" zulässig ist.
Mit Beauregard hat mein Mann jetzt über Monate trainiert, dass er bitte an anderen Hunden einfach nur im Abstand vorbeigeht. Wer ihn nicht kennt, wird kaum Anzeichen von Aggression erkennen. Dabei ist dieser Hund komplett steif, angespannt und die Augen können gerne auch schon einmal einen roten Schimmer bekommen. Wenn da ein Hund auf ihn zukommt, hätte der andere nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit......
Mit Henri, unserem Saint Hubert, haben wir einen putzig aussehenden niedlichen großen Hund an der Leine. Was für manche Menschen wie Spielen aussieht und die es ja schön finden, ist in unseren Augen nichts anderes als hetzen mit Sichtlaut. Das ist nicht akzeptabel. Aus diesem Grund bin ich nicht mehr zu einer sogenannten Spielgruppe gegangen. Und ein Video, das Henri und Beauregard beim Toben zeigt, bringt unseren Tierarzt schon mal ins Schwitzen.
Merlot, der Bruno de Jura, ist ein Angsthund. Bei ihm kann ich mir nie sicher sein, wie er reagiert.
Mit anderen Worten: Wir gehen mit unseren Hunden an der Leine spazieren. Abgesehen davon, dass in S-H so gut wie überall Leinenpflicht herrscht. Zudem sind es jagende Hunde, die ich nicht zuverlässig abrufen könnte. Mit Henri bin ich noch schwer am üben, dass der Grundgehorsam sitzt. Er kommt aus dem Ausland, daher war unsere Zeit in einer supertollen Welpengruppe leider sehr kurz. Gerade weil ich selber Hunde ausbilde, ist mir klar, dass ich nur ein begrenztes Wissen habe. Aus diesem Grund haben wir uns auch einen winzigen Bereich der Hundeausbildung fokussiert und ein Netzwerk für andere Bereiche.
Ich gehöre auch zu der Generation, in der wie selbstverständlich Hunde heran gerufen oder angeleint wurden, wenn ein angeleinter Hund entgegen kam. Wenn der Hund in der Hand ist und bei Fuß gehen kann, habe ich auch überhaupt kein Thema mit abgeleinten Hunden.
Kaspar hat übrigens immer noch Probleme, wenn Hunde schnell auf ihn zugelaufen kommen. Ein Trauma wird wieder getriggert. Er schreit wieder und reagiert panisch. In der letzten Woche hatte ich viel Glück, dass die Straße auf die er gelaufen ist, eine nicht befahrene Nebenstraße war. Die Sicherheit für Einsätze fehlte mir in den ersten Tagen auch.
Bitte nimm die Hinweise, die Dir hier gegeben werden ernst: Nutze die Zeit, um Grundgehorsam so zu etablieren, dass immer und in jeder Situation der Rückruf sitzt! Du wirst merken, dass eine gute und fundierte Ausbildung eine Menge Spaß macht und Du einen anderen Blick auf deinen Hund bekommst und Ihr einen anderen Level der Beziehung erreicht. Zum aktuellen Zeitpunkt wurde ich in Richtung BH und Richtung Obi gehen. Von Mantrailing wurde ich abraten. Hier entscheidet der Hund alleine, auch gegen die Erwartung des Hundeführers. Das wäre für mich jetzt kontraproduktiv.
Ich wünsche mir für Euch, dass Ihr einen guten und entspannten Weg zukünftig gehen werdet.