Ich hab außer dem Dogforum überhaupt keinen Bezug zu Social Media. Bekümmert ich also weder noch beeinflusst es mich. Ich kriege es schlicht nicht mit
Was ich lese, rekrutiert sich aus dem, worüber ich stolpere und was aus irgendwelchen Gründen mein Interesse weckt. Das kann gleichermaßen „intellektuelles Interesse“ (Gott, ich hasse das Wort) oder Wohlfühlinteresse sein.
Aus dem Bereich „Wohlfühlinteresse“ gerade gelesen, weil ausleihbar bei Skoobe: Genoveva Dimova „Tage einer Hexe“. Hat mir Spaß gemacht, obwohl es vermutlich übersetzungsbedingt einige stilistische Schwächen hatte. Und mir persönlich zu rasant erzählt wurde, ich mag ausgefeilte Hintergrundschilderungen
. Urban Fantasy, slawischer mythologischer Hintergrund. Kein verstörender und nichtmal nichtverstörender Sex, Romanze dezent angedeutet. Auch wenn ich weiterhin die Preise bei Hobbitpresse zum Abgewöhnen finde, werde ich mir den zweiten Band wohl kaufen. Ich mag slawische Mythologie sehr.
Und im anderen Bereich bin ich gerade mitten in „Okkultes Denken“ von Nick Land. Harter Tobak und man braucht schon profunde Grundkenntnisse in Philosophie, um auch nur ansatzweise mitzukommen. Darüber gestolpert bin ich auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für meinen Mann, der Dietmar Dath sehr mag. Er hat diese Schriftensammlung eines der ethisch widerwärtigsten Denkers unserer Zeit gemeinsam mit Philipp Theison herausgegeben und kommentiert. Ich weiß zum Einen nur recht wenig über den rechtsgerichteten Akzelerationismus und wüsste gerne mehr und zum Anderen hat mich das Zitat aus der Inhaltsangabe des Buchs neugierig gemacht: „Weil er etwas extrem Seltenes in der Geschichte der letzten 250 Jahre ist: ein Mensch, der denkt und argumentiert, wie das Allerschlimmste und Allerfalscheste denken und argumentieren würde, wenn es überhaupt denken und argumentieren könnte.“ (Quelle Buchbeschreibung „Okkultes Denken“, Website Verlag Matthes & Seitz, Berlin)
Aus dieser Ecke sehe ich sehr viel Gefahr auf uns zurollen und ich möchte wissen (und gewappnet sein), wie Menschen argumentieren, die menschenverachtenden Ideologien den theoretischen Unterbau liefern. Auch dieses Buch habe ich mir ausgeliehen, gekauft hätte ich es trotz Neugier nicht. Es ist für mich eine sehr zwiespältige, problematische und schwierige Frage, ob man solche Denker - die man liest, um sich gegen ihr Denken zu wappnen - mit dem Kauf eines Buchs unterstützen sollte.
Für mich ist die Beschäftigung damit, wie Menschen denken, also wie sich Denken herausbildet, tatsächlich ein Hobby. Diese Frage fasziniert mich seit Jahrzehnten und es gibt dazu immer wieder etwas Neues zu entdecken. Das hat aber tatsächlich sehr wenig mut eigenem „intellektuellem“ Anspruch oder gar Social Media zu tun. Es ist einfach der Bereich, in dem ich wirklich richtig, richtig neugierig bin
.