Alles anzeigenIch gebe es zu:
Ich war Balous Mama. In unseren eigenen vier Wänden und er war mein Baby. Baby Balou bis zum Schluss. Mein Mann und ich haben für ihn eine eigene Stimme gehabt, manchmal für ihn gesprochen und Lieder gesungen. Weil er so ein Mamahund (Eine-Frau-Hund) war, haben wir oft gescherzt, er würde denken, er wäre wirklich in meinem Bauch gewesen.
Balou hatte einen sehr ausgeprägten Charakter und war mein erster Hund. Er ist als Kinderersatz eingezogen, da wir mit 24 noch keine Kinder haben konnten und wollten und das gebe ich schamlos zu. Meinen Mann habe ich Papa genannt und Balou ist auf Aufforderung „Such den Papa!“ immer glücklich losgelaufen und hat meinen Mann gesucht. Er hat irrwitzig viele Wörter verstanden und da hat sich das Ganze so ergeben und verselbstständigt. Ich habe viel mit Balou gesprochen, auch am Ende und ich bin sicher, er hat viel davon verstanden. Habe ich ihn vermenschlicht? Ja. Hat das ihm nicht gut getan? Nein. Er war der beste Hund der Welt und es ging ihm so gut, wie es ihm mit seinen Krankheiten und Besonderheiten gehen konnte. Ich habe alles gegeben, immer, mich aufgeopfert und gekümmert und das gern.
Wenn ich schlimme Tage habe, weine ich und frage meine Nelli, die mein Hund ist: Wo ist mein Baby? Ich möchte mein Baby zurück.
Weiß ich, dass Balou ein Hund war? Ja. Dennoch war er mein Baby. Und ich finde nicht, dass das jemand zu bewerten hat und das hat auch nie jemand getan. Ich empfinde so, dass Balou nicht nur mein Hund war.
Nelli ist mein Hund. Sie hat keine eigene Stimme und ich habe wohl eine normalere Bindung zu ihr. Sie zog aber auch nicht als Welpe bei uns ein und nicht als Kinderersatz. Meine beiden Hunde habe ich oft als altes Ehepaar bezeichnet.
Ich tu für sie ebenfalls alles, aber sie ist nicht wie ein Kind für mich.
Ich habe tatsächlich auch ein Kind, das kurz nach Nelli kam. Liebe soll man nicht vergleichen, aber mein Kind hat einen anderen Stellenwert als meine Hunde. Auch als Balou, obwohl meine Hunde direkt nach meinem Kind kommen.
Balous Tod hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen und ich gebe es schamlos zu: der Tod eines mir nahe stehenden Verwandten oder einer guten Freundin, die ja alle nicht bei mir leben, würde mich nicht auf die gleiche Art treffen.
Daraus könnt ihr machen, was ihr wollt. Ihr könnt das auch als pathologisch ansehen. Für mich ist es aber so und ich schäme mich nicht dafür. Ich binde mich sehr stark und würde mich wohl für alle, die mir nahe stehen, aufopfern. Aus diesem Grund arbeite ich bewusst nicht als Lehrerin, was ich eigentlich studiert habe. Ich muss mich bewusst von vielen abschirmen, mich nicht zu sehr involvieren, weil ich schlecht Grenzen ziehen kann. Sonst würde ich alle Kinder der Welt adoptieren, die ein liebendes Zuhause brauchen, alle Hunde und Hühner, die in Not sind und na ja das ist nun einmal unrealistisch.
Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Ich habe zu Ares ebenfalls eine nicht ganz "normale" Bindung gehabt, nur in einer anderen Form, von daher habe ich beim Lesen etwas Pipi in den Augen gehabt. Ich bewundere deine Offenheit und teile deinen Schmerz über den Verlust. ![]()