Ich würde lieber Artgenossenunverträglichkeit in Kauf nehmen als die Bandbreite an Erkrankungen, die mit Inzuchtsdepression einher gehen
Welche denn zum Beispiel? Die Frage ist nicht provokant gemeint, aber in meiner Collie-Blase kenne ich da halt keine, genauso wenig wie eine Frühsterblichkeit (die ja auch genauer betrachtet werden müsste, in Hinblick auf Lebensbedingungen, speziell Ernährung usw.)
Hat einen Moment gedauert, ich hab Quellen gesucht:
Am aktuellsten:
The effect of inbreeding, body size and morphology on health in dog breeds (2021)
Hier wurde darauf geschlossen, dass sowohl Inzuchtsgrad (als auch Körpergröße) Auswirkungen auf die Lebenserwartung und allgemeine Gesundheit (aka Menge an Tierarztbesuchen, so wie ich das verstehe) haben.
Dann hab ich rausgefunden, dass ich ein Buch über Hundezucht einer Populationsgenetikerin besitze (Rassehundezucht von Irene Sommerfeld-Stur), ergo führe ich jetzt auf, was sie schreibt (mit Studien, wenn angegeben):
Grundsätzliches Problem: Inzucht fördert Homozygotie und viele Schadgene sind rezessiv. Indirekt bedeutet Homozygotie auch, dass im Genom weniger verschiedene Wirkungsmechanismen vorhanden, die die Anpassungsfähigkeit beeinflussen.
Als Beispiel wird ein Gen erwähnt, dass bestimmt, wie ein bestimmtes Enzym für die Muskelarbeit hergestellt wird. Hat der Hund nur das eine Allel aber doppelt, arbeiten seine Muskeln weniger gut bei Hitze oder Fieber, hat er das andere doppelt, sind die Muskeln bei Kälte eingeschränkt. Ist er aber heterozygot (hat beide Varianten einmal), kann er das Enzym auf beide Arten herstellen und der Hund ist anpassungsfähiger.
Dieser Mangel an Anpassungsfähigkeit kann sich entsprechend auch schon beim Welpen im Mutterleib ausprägen, was dazu führen kann, dass weniger Welpenanlagen bis zur Geburt überleben.
Die Abhängigkeit von Wurfgröße und Lebenserwartung konnte wohl auch nachgewiesen werden (Leroy et al, 2015).
Was ich sicher beim KHC kenne und was Frau Sommerfeld-Stur anführt: der Mangel an Varianz in den DLA-II-Haplotypen. Hier kann Homozygotie ua die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunerkrankungen (wie zB Schilddrüsenunterfunktion) erhöhen. In einer Studie von Kennedy et al aus 2012 konnten auch eine Reihe an Abhängigkeiten zwischen bestimmten Haplotypen und Erkrankungen in einigen Rassen nachgewiesen werden (Highlights: Morbus Addison beim NSDTR; Autoimmune Thyroiditis bei Dobermann und Riesenschnauzer; Meningoenzephalitis beim Greyhound).
Was ich beim KHC vermehrt sehe, was sich womöglich auf Inzucht zurückführen ließe, sind auf jeden Fall Epilepsie, SDU und Problematiken mit der Bauchspeicheldrüse. Um fundierte Aussagen über Wurfstärke oder Lebenserwartung zu machen, fehlen mir Langzeitdaten oder -beobachtungen