Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

  • Hallo zusammen!

    Vor heute auf den Tag 3 Wochen habe ich eine Hündin zu mir geholt, die aus ihrer Familie "geworfen" wurde. Sie taut nun langsam auf und offenbart mir einige Baustellen. Insgesamt ist sie ein braver Hund, doch sie hat einige Ecken und Kanten, um die es mir hier geht.

    Sie ist 7 Jahre alt und hat leider viele schlechte Erfahrungen gesammelt. Sie ist ziemlich zerbrechlich. Bei einem falschen Blick, einem Wort in falscher Stimmlage, einer bestimmten Bewegung, klappt sie zusammen wie ein Zelt im Wind.
    Bindung hat sie schnell zu mir aufgebaut. Ich habe zuerst einmal nicht viel von ihr verlangt und mich nur eingeschmeichelt, ihr Freiheit gelassen und doch von Anfang an klare Grenzen abgesteckt.

    Dennoch bin ich zurzeit überfordert. Ich weiß nicht, wo und wie ich bei ihr anfangen soll, etwas wieder gut zu machen. Im Grunde hat sie viele kleine Problemchen und ein paar wenige große Baustellen, eigentlich nichts wirklich Katastrophales, aber mir fehlt die Erfahrung und Gelassenheit, einen eindeutigen und geradlinigen Weg hindurch zu finden/planen. Ich könnte es mir natürlich einfach machen und den Hund so lassen, wie er ist, immerhin ist sie schon 7 Jahre alt. Aber das möchte ich nicht. Ich möchte mit ihr glücklich werden und ermöglichen, dass sie meine Zufriedenheit spürt und ebenso glücklich sein kann. Dabei geht es mir nicht darum, sie zu einem vollkommen anderen Hund umzustricken. Ich möchte sie in ihrem Wesen akzeptieren. Gleichzeitig möchte ich aber auch sicerstellen, dass sie für niemanden eine Bedrohung ist und vor allem, dass sie sich sicher und wohl fühlen kann, wenn sie bei mir ist.

    Daher wäre es schön, wenn ihr meine Denkansätze "reviewen" würdet und mir sagt, wo ich Fehler mache bzw. was ich besser machen könnte. Ich weiß, dass es schwer ist, wenn man mich und den Hund nicht kennt.

    Aaaaalso.... folgendes sind die Baustellen.

    1. Sie muss das Lernen lernen und ich muss lernen, meine Erwartungen runter zu schrauben. Ivy ist jung und lernt rasend schnell. Bei Luna kommt der Terrierdickschädel erschwerend zum Alter hinzu.
    -> Ich konditioniere sie zurzeit auf den Klicker. Wenn sie kapiert, dass sie sich vor dem Klicken nicht erschrecken muss, werde ich ja sehen, wie sie damit umgehen kann. Ich benutze einen Klicker, bei dem ich die Lautstärke verstellen kann und benutze ihn auf der leisesten Stufe. Sie zuckt ab und an noch leicht zusammen, bleibt aber vor mir sitzen.

    2. Sie hat kein Vertrauen in die Menschen. In einem Moment kommt sie schwanzwedelnd an, beim nächsten Ruf kann sie aber schon zögernd Abstand suchen, als erwarte sie Prügel. :|
    -> Daher wird es vorerst immer eine Belohnung in Form eines Leckerchens geben, wenn sie zu mir kommt. Nun frage ich mich, ob ich draußen auch das Bällchen zur Belohnung werfen könnte? Sie ist der absolute Balljunkie. Wochenends wird es das Futter aus der Tube geben, immer dann, wenn sie zu mir zurück kommt - entweder von sich aus, oder wenn ich sie rufe. Die Gefahr, dass sie zu viel Abstand hält oder wegläuft, besteht übrigens nicht, sie bleibt immer im Radius von 5 Metern bei mir.

    3. Sie hat Jagdtrieb. Ich möchte diesen gerne umlenken und Dummytraining machen. Das liegt aber noch in weiter Ferne.
    -> Wir müssen an ihrem Gehorsam feilen und einige Grundkommandos einüben. Bislang kennt sie nur Sitz. Sie bleibt allerdings nicht sitzen, wenn ich mich entferne. Selbst, wenn ich nur das Gewicht von einem aufs andere Bein verlagere, rutscht sie mit ihrem Popo schon nach. Wo wir wieder beim ersten Punkt wären.
    Bis dahin gilt Schleppleine im offenen Gelände und Aufpassen bei Fahrrädern und Joggern im Alltag. Könnt ihr mir da etwas empfehlen, wie ich mich in Momenten, in denen sie Radfahrern oder so nachsetzt, verhalten muss?

    4. Sie ist einem Terrier gemäß sehr quirlig und unbeständig. Ich habe keine Ahnung, ob und wenn ja wie ich etwas mehr Ruhe in sie bekomme, ohne dass sie irgendwelche Kommandos befolgen müsste. Any tips? Impulskontrolle ist mir ein ganz wichtiger Begriff, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das bei ihr umsetzen kann.
    In der Wohnung ist sie ruhig. Anfangs ließ sie stark den Kontrollfreak raushängen, aber das habe ich schon gut abgebremst.

    5. Sie hat Verlustängste. Geht es ums Alleinebleiben oder ums Rudel - sie wird kirre. Gestern waren wir mit einer großen Gruppe im Restaurant und hinterher spazieren. Dabei war sie unglaublich unruhig und hat ständig darauf geachtet, dass keiner verloren geht. Dabei hat sie an der Leine gezogen, ist von vorne nach hinten gelaufen etc pp. Ich habe sie ignoriert und bin ungerührt weitergelaufen, habe dabei die Leine normal kurz gehalten.
    Das Alleinesein üben wir langsam. Vorerst ist alles danach ausgerichtet, dass sie nicht alleine bleiben muss. Da ich berufstätig bin, ist sie tagsüber beim Hundesitter untergebracht, der entsprechend informiert ist. In Zukunft möchte ich sie aber auch mal stundenweise alleine lassen können.
    -> Das Training sieht nun so aus: Da Maja und Ivy bis 2.1. bei mir zu Besuch sind, haben wir erst einmal geübt, Luna mit Ivy allein zu lassen. Das klappt, wenn wir die beiden in ein Zimmer sperren (machen wir wegen den Katzen sowieso so), ein Radio in diesem Zimmer laufen lassen, ein zweites Radio in einem anderen Zimmer anstellen und die Wohnung auf Zehenspitzen verlassen.
    Dort wird mein Einzeltraining mit Luna anknüpfen. Für sie ist die Haustür ein rotes Tuch. Sie wurde 7 Jahre lang darauf konditioniert, dass die Tür für Verlust des Rudels steht, daher werde ich vermeiden, dass sie mich durch die Tür hinausgehen sieht und es möglichst auch nicht hört. Das Radio wird mich dabei vorerst unterstützen müssen. Außerdem wird es das Futter nur geben, wenn sie allein in einem Raum ist. Ich werde auch versuchen, dabei mal aus der Wohnung zu gehen.
    Hättet ihr noch Tipps für mich?

    6. Sie kennt weder das Autofahren noch die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, aber da haben wir mithilfe der positiven Bestärkung bei gewünschtem Verhalten und konsequentem Umsetzung eines Alternativverhaltens bei unerwünschtem Verhalten schon tolle Erfolge erzielt.


    Mehr fällt mir erst einmal nicht ein. Nur noch etwas zu mir: Ich bin ein Mensch, der schnell nervös wird. Bei einem Hund, der eher ruhig und beständig ist, wie Ivy, habe ich gelernt Ruhe zu bewahren. Luna ist jedoch das komplette Gegenteil von Ivy und ich stoße andauernd an meine Grenzen, wenn es darum geht, ihr ruhig etwas klar zu machen. Dann werde ich genauso impulsiv, wie sie es ist. :headbash:

    Ich weiß, dass ich daran arbeiten muss und das werde ich auch tun. Ich wollte es nur sagen, damit ihr mich auch etwas einschätzen könnt. Mein Ziel ist es, Luna liebevoll und sanft umzuerziehen, damit sie mir in jeder Situation Vertrauen kann.

    Wenn ihr diesbezüglich Tipps habt, dann auch damit gerne her! =) Ich wäre euch dankbar!

  • Wenn sie Jagdtrieb hat, dann versuch doch vielleicht mal Mantrailing mit ihr. Ich erlebe immer wieder, wie unsichere Hunde im Training an Selbstbewußtsein zulegen. Sehr schöner Nebeneffekt. Abgesehen davon natürlich auch eine prima Auslastung sowieso. Auch eine Art Geräte-Spaßgruppe könnte da sinnvoll sein. Das baut Vertrauen auf.

  • HGi,

    GUTMACHEN kannst Du nichts außer ihr ab jetzt ein normales und geregeltes Leben bieten.

    Hab Geduld, sie muss sich erst an Dich gewöhnen, an ihr neues Umfeld und Vertrauen fassen.

    Um sich das Vertrauen eines Hundes zu verdiehnen dauert es durchaus schonmal 1 - 2 Jahre. Auch wenn man einen Hund von Welpenalter an hat.

    Bei den meisten Sachen ( Angstzustände ) hilfst Du ihr schon, wenn Du Dich völlig normal und relaxt verhälst und ihr dadurch Sicherheit gibts. Geh bei diesen Sachen so wenig wie möglich drauf ein und "trag" sie durch die jeweiligen Situationen.

    Liebe Grüße
    Alexandra

  • Hallo,
    wenn Du schon so weit bist, Dich selbst klar beurteilen zu können, ist das doch schon mal ein guter Anfang....

    Grad zu Beginn hat man den dumpfen Eindruck, von der Vielzahl der Baustellen regelrecht erschlagen zu werden... Da ist es wichtig, den Überblick zu behalten und Prioritäten zu setzen. Vielleicht hilft es Dir in Eurem "Kuddelmuddel" ja schon, zu wissen, dass die meisten Baustellen in Verbindung miteinander stehen... Soll heißen, wenn Du ruhig und geduldig an der einen Sache arbeitest, erledigt sich ein Teil der anderen Dinge schon fast automatisch mit...

    Das Aller-Aller-wichtigste ist Euer Verhältnis zueinander. Und an dem arbeitest Du ja schon. Versuch, Dich nicht zu sehr "einzuschleimen", sondern halte Dich im Gegenteil ein wenig zurück - vielen eher unsicheren Hunden hilft es mehr, wenn sie die ersten Kontakt-Schritte bestimmen können und sie sich so nicht bedrängt fühlen (und sei es noch so liebevoll) Etwas, das wirklich aus dem Hund selbst heraus kommt (nicht die Haufen jetzt! :lol: ), sondern ein Verhalten, stabilisiert sich viel schneller, als alles, was DU machen könntest... Euer Verhältnis zueinander ist das A und O... Wenn sie gelernt hat, sich an DIR orientieren zu dürfen/können/sollen, mäßigen sich auch andere Probleme bereits... da kommt dann vor dem Radfahrer-Jagen ein Blick zu Dir... in doofen Situationen orientiert sie sich an Dir... und all sowas...

    So wie Du es nun machst, jeder Kontakt-Aufnahme zu Dir wird mit Lekkerli belohnt (oder jedes Umdrehen und Ansehen durch "Fein" bestätigt), ist das schon mal prima...Das würde ich unbedingt noch eine ganze Weile so weitermachen...

    Was die Grundkommandos angeht - welche braucht man denn unbedingt möglichst sofort?

    Bei mir wären das die Leinenführigkeit (auch an der Schleppleine) und das NEIN als Unterbindungs-Abbruch-Kommando...

    Viel mehr brauchts am Anfang doch gar nicht, denn ein Hund, der weiß, dass er nicht an der Leine ziehen soll, braucht kein Fuß, kein Sitz, kein Platz, kein Steh.... Das hat alles noch a weng Zeit....

    Ruhe vermitteln kann man durch seine eigene Ausstrahlung viel besser als durch irgendwelche Kommandos... auch da genügt vorerst die Arbeit an der Leinenführigkeit... Denn ein Hund, der DIE beherrscht, kann sich ja nur noch bedingt hibbelig zeigen...

    Was das Alleine bleiben üben angeht, Du scheinst ja die Möglichkeit zu haben, das Ganze ganz entspannt anzugehen, weil Du durch den Hundesitter nicht unter Zeitdruck stehst... Ich würde auf gar keinen Fall den Hund von ihm unbemerkt alleine lassen, auf zehenspitzen rausschleichen, so, wie Du es aufgrund der Vorgeschichte geplant hast.... Das bestätigt den Hund ja nur in seiner Vermutung, dass diese Alleine-Lasserei etwas schreckliches, unvermutetes ist und dass er Dich deshalb sicherheitshalber IMMER im Auge behält, denn Du bist ja sonst ganz plötzlich WEG! Einfach so...

    Ich würde ihm das wie einem Welpen in klitze-kleinen Mini-Schritten beibringen und zwar durchaus so, dass sie (hab immer er =der hund geschrieben...) es unbedingst mitbekommt. Und wenn Du am Anfang nur die Jacke anziehst, die Haustür von innen öffnest, gleich wieder schließt und Jacke wieder aus.... SO wirst Du auf Dauer besser üben können, als wenn Dein Hund immer in Hab-Acht-Stellung ist, ob Du Dich plötzlich wieder in Luft auflöst....

    UND ich würde mit dem Alleine-Bleiben-Üben zwar durchaus jetzt schon anfangen - aber eben in so kleinen Schritten, dass sie erst einmal noch Zeit hat, wirklich bei Dir anzukommen...und ein gewisses Grundvertrauen an den Tag zu legen...

    Was den Spaziergang mit der Gruppe z. b. angeht, kannst Du ihr soetwas jetzt in der Anfangszeit noch leicht machen, indem Du mit ihr hinter allen anderen gehst, da hat sie alles im Blick und DU hast Zeit und Ruhe, ihr klar zu machen, dass das Zusammenhalten der Gruppe eigentlich ja gar nicht IHR Job ist... Aber das muss sie ja erst lernen dürfen!

    Wenn Du selbst ein "menschlicher Terrier" bist, hast Du zwar einiges an Arbeit zur eigenen Impuls-Kontrolle vor Dir, aber auf der anderen Seite hast Du den Vorteil, dass Du Dich doch prima in Luna hineinversetzen kannst, indem Du Dir klar machst, was DIR helfen würde, wenn Du gerade überfordert mit einer Situation bist (und DAS ist ja letzten Endes DAS Haupt-Thema bei Luna - dass sie viele Situationen gar nicht richtig einschätzen kann) - und in den meisten Situationen (außer vielleicht der, dass man grad von einem Grizzly angegriffen wird....) helfen nun mal Ruhe, Souveränität und Besonnenheit mehr, als alle Hibbeligkeit und Aufgeregtheit....

    Fahr Dein Programm für Luna noch eine Weile ein wenig herunter. Sitz und all der Kram kommen schon noch. Erst mal das Grundvertrauen herstellen (ja, sie HAT schlechte Erfahrungen gemacht, aber HIER bei DIR ist jetzt alles anders...), lass sie das erst mal erkennen, üb erst einmal das manierliche an der Leine gehen - damit kannst Du fast alles in den Griff bekommen.... Und Dummy-Traning, allgemeine Kommandos, Alleine-Bleiben ---- all das kommt mit der Zeit hinzu....

    LG, und viel Erfolg

    Chris

  • Hi Chris,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Ich werde in der Tat erst einmal sämtliches "Programm" einstellen und versuchen, ihr Vertrauen zu mir aufzubauen und zu festigen. WIe lang der Weg sein wird, habe ich gestern aufgezeigt bekommen.

    Da ich das Gefühl habe, dass sie weder über Stimme noch über Berührung Lob versteht, was ja auch gut möglich ist, weil beides 7 Jahre lang negativ konditioniert wurde, habe ich mir gedacht, dass ein neues, von mir eher unabhängiges Instrument zum Lob, ein neues Geräusch, also etwas was noch vollkommen neutral für sie sein dürfte, ein guter Einstieg wäre, ihr zu verdeutlichen, wann sie ihre Sache gut macht. Dazu gleich eine leichte Aufgabe, die Selbstvertrauen aufbauen soll.

    Meine Idee ist es, einen Kugelschreiber als Clicker zu benutzen, da das Geräusch so leise ist und den ersten Schritt der ZOS einzuüben. Pro Klick gibts mehrere Leckerlies.

    Bin mit viel Enthusiasmus und Ruhe rangegangen. Habe sie vor mir absitzen lassen, habe mich vor ihr hingesetzt. Bei den ersten Klicks rannte sie unter den Tisch. Habe den Zusammenhang erkannt - ein Kuli ist länglich, er machte ihr Angst. Habe es dann noch ein paar mal weiter versucht, um ihr zu zeigen, dass nichts Schlimmes passiert, aber recht schnell machte sie alle Schotten dicht. Sie dreht dann den Kopf zur Seite und macht gar nichts mehr.

    Mit meiner Schwester habe ich ausprobiert, was ist, wenn ich besonders leise spreche, besonders motivierend, sie zu keiner Zeit direkt angucke, meine Hände auf den Boden lege....
    Nachdem sie aber den Kopf weggedreht hatte, hatte alles keinen Sinn.

    Nun frage ich mich, ob ich das beibehalten soll? Ob ich ihr heute Abend wieder den Kuli zeigen und sie belohnen soll?
    Wenn, dann werde ich vom ZOS erst einmal wieder weg und zur normalen Clicker-Konditionierung umschwanken. Jedes Klick mit einem Leckerlie belohnen und das wahrscheinlich auch mindestens eine Woche lang festigen.

    Was denkt ihr?

    Außerhalb der Wohnung ist sie übrigens ein ganz anderer Hund. Viel weniger zerbrechlich, eher dazu bereit auf mich zuzukommen, sich zu freuen.

    Sie liebt es ja, Bällchen zu spielen. Hinsichtlich ihres Jagdtriebs erscheint es mir aber sehr zweifelhaft, ob das Ballspielen förderlich ist, schließlich hetzt sie dem Ball nach (was sie auch beim Postboten tut). Allerdings ist es zur Zeit das einzige, worüber sie sich richtig freut. Das abgesehen mal von der Freue, wenn ich nach Hause komme. Sie bringt das Bällchen zu mir, gibt es aber nicht freiwillig her. Daher tausche ich gegen Leckerchen.

    Sollte ich das Ballspielen einstellen?

    Unserer größte Aufgabe wird jetzt erst einmal die Leinenführigkeit sein. Ich berichte, wie sie sich macht und frage, wenn es Unklarheiten gibt! =)

    Gruß
    Anne

  • Ich empfehle dir ein gutes Buch über Körpersprache.
    Wenn du dem Hund deutliche Signale gibts, wird er dich besser verstehen und Vertrauen aufbauen.
    Häufig tun wir, auch unbewusst, das Gegenteil von dem was wir sagen.
    Wir wollen z.B. den Hund loben, tätscheln ihm aber den Kopf, oder beugen uns vor, obwohl wir von ihm möchten, dass er zu uns kommt.
    Vielleicht hat hier ja jemand gute Tipps, ich bin ja z.B. ein totaler Fan vom "das anderen Ende der Leine".
    Ich drücke dir die Daumen dass du es gut hinbekommst, toll, dass du diese Aufgabe übernommen hast. :gut:

  • Hallo zusammen,

    mal ein bisschen etwas zu unseren kleinen aber feinen Fortschritten. Ich bin seit einer Woche krank geschrieben, schmerzhaf kaputter Rücken infolge eines Sturzes, aber auch das hält mich natürlich nicht davon ab, mit Luna zu "arbeiten".

    Sie ist viel entspannter, jetzt, da sie mich 24 Stunden am Tag bei sich hat. Sie folgt mir nicht ständig, schläft weiter, wenn ich aus dem Zimmer gehe.... Das ist schön, aber es bereitet mir auch Kopfschmerzen.

    Ich habe ihr die vergangengen Tage genau 2 Dinge "gezeigt":

    1. Mich gibt es nicht immer in ihrem Leben (was sie natürlich schon weiß, aber sie bezieht es nicht so auf meine Wohnung) und
    2. an der Leine läuft man ordentlich (Konsequenz Dank Schmerz ^^).

    Aufgabe 1 hat mich zeitweise genervt. Wie immer muss sie auf ihren Platz gehen, dann bringe ich ihr ihren Napf und schließe die Tür hinter mir. So ist sie zum Fressen allein. Das habe ich anfänglich im 5 Minutentakt ausgebaut, bin dann zugrößeren Intervallen übergegangen.
    Heute morgen hat sie so 1,5 Stunden getrennt von mir verbracht. Ich habe in dieser Zeit den Fernseher angehabt, mich ansonsten aber lautlos verhalten.

    Ich hoffe, das bringt uns irgendwann auch beim Thema Alleinbleiben weiter. :???:

    Aufgabe 2 hat sich relativ schnell erfüllt. An der 1-m-Leine läuft sie nahezu perfekt. Bei den starken Schmerzen, die ich Anfang der Woche hatte, war es mir so wichtig, dass sie das schnell lernt, dass ich die Schmerzen halt ignoriert hab und auf jedem Spaziergang fleißig geübt habe....

    Ansonsten habe ich es mir leicht gemacht und sie viel freilaufen lassen, was ja auch kein Problem ist (da Dank dem Wetter wenig unterwegs ist, was ihren Jagdtrieb weckt). Zwischendurch immer "Komm her" und "Bleib" geübt. "Komm her" kannte sie schon, deshalb habe ich es um ein Sichtzeichen ergänzt, auf das sie freudig zu mir gelaufen kommt.
    Beim "Bleib" schaffen wir eine Distanz von... hm.... 3-5 Metern, wenn ich ständig das Sichtzeichen gebe und auch immer wieder "Bleib" sage. :roll:

    Als Belohnung setze ich keine Leckerlis ein. Die nimmt sie zwar, findet sie aber nicht ausreichend - verzeiht den Ausdruck - geil. Entweder es gibt hysterisches Gequike von mir mit gaaaaaaaaaaaaanz viel Knuddeln und Streicheln (ich gehe dafür vorher schon in die Hocke bzw. packe mich einfach hin, damit ich klein bin) oder den Ball/Wubba, wobei mir letzterer sofort die Show, äh, Aufmerksamkeit stielt.

    Ein riesen Problem ist das Ausgeben des Balles/Wubbas. Da erziele ich einfach keine Erfolge. Sie Apportiert die Gegenstände direkt zu mir, gibt aber nichts her. Ich versuchte es bislang immer über ein "TAuschgeschäft", also Leckerli gegen Ball, aber das ist meistens nicht genug.
    Jetzt werde ich es mit Ignorieren probieren, bis sie eben das Interesse an dem Ding verliert und ich es aufnehmen kann. Im Moment, in dem sie es fallen lässt, werde ich "Aus" sagen und ihr ein Leckerli werfen.

    Impulskontrolle mache ich ein bisschen nebenbei. Zum einen, weil ich gemerkt habe, dass sie total gerne Dinge erschnüffelt, zum anderen, weil es mich nervt einen gierenden Flummy am Ärmel zu haben, sobald ich etwas in der Hand habe, das auch nur annähernd einem Ball ähnelt....
    Ich hocke mich also hin, lasse sie absitzen und halte sie dann am Halsband/Geschirr fest. Dann werfe ich den Ball. Sie springt IMMER auf und fiept, aber ich halte sie fest und sage ruhig "Sitz". Irgendwann guckt sie mich an (nach so ca 15-30 Sekunden) und dann darf sie mit einem "Such" los.

    In dem tiefen Schnee sucht sie dann total konzentriert und freudig nach ihrem Ball, wirft mir aber auch immer wieder einen Blick zu, woraufhin ich sie dann freudig ermuntere weiter zu suchen. Es ist so schön ihr zuzusehen, wie begeistert sie dabei ist! =) Im Zweifel geb ich natürlich auch Tipps, indem ich mich dem Ball annähere.
    Ich überlege jedoch auf einen Futterdummy umzuschwänken, weil der viel intensiver riecht. Habe Angst, dass wir mal einen Ball verlieren und sie somit ein Negativerlebnis bei der Suche hat. Allerdings wird so ein Dummy leider nicht so einfach im Schnee verschwinden wie ein Ball, schätze ich...

    Ach ja, wegen meiner Körpersprache: Ich habe mich sehr konzentriert meine eigenen Bewegungen zu kontrollieren. Dazu gehört, dass ich immer seitlich zu ihr in die Hocke gehe, den Oberkörper immer etwas von ihr abgewandt. Das immer, also auch, wenn ich mich Bücke um sie zu loben etc pp. Auf Berührungen reagiert sie nicht unsicher oder gar ängstlich. Das verknüpft sie mit etwas Gutem.

    Ich habe nun einen total ausgeglichenen Hund. In der Wohnung ist sie still und unauffällig, draußen fröhlich und teilweise auch sehr frech. :smile:

    Hier gibt's übrigens Fotos von der kleinen Maus: https://www.dogforum.de/ftopic98303.html

    @ Soja: Das Buch werde ich mir suchen!

  • Hallo Anne!

    Da hast Du ja ein schönes ;) Stück Arbeit vor Dir :D

    Von mir kommt jetzt nur eine winzig kleine Idee zum Tauschgeschäft "Ball ausgeben":

    Hast Du schon mal versucht, Ball gegen Ball zu tauschen?
    Also, dass sie den einen Ball ausgeben muß, damit Du den 2. wirfst?

    Vielleicht klappt das ja...

  • Hi zusammen,

    ich habe mich nun entschieden Luna abzugeben. Trotz ständigem Training kann sie bis jetzt nicht alleine bleiben, auch nicht nur mal kurz für 5 Minuten. Auch verschiedene Situationen meines Alltags überfordern sie nach wie vor, aber aufgrund meiner Berufstätigkeit ist einfach nicht die Zeit da, sie so langsam, wie sie möchte, an Neues heranzuführen.

    Doch wir haben auch Ziele erreicht. Luna hat keine Angst mehr vor anderen Hunden, egal wie groß oder klein, und auch ihre Angst vor fremden Menschen ist nicht mehr so ausgeprägt. Sie läuft toll am Fahrrad mit, hat einige Kommandos gelernt und bemüht sich sonst einfach nicht sonderlich aufzufallen (es sei denn, man macht die Tür vor ihr zu ;o)).

    Nun lebt sie schon seit einiger Zeit bei meinem Vater, der Rentner ist. Bei ihm muss sie nicht alleine bleiben, nicht Bus fahren und hat einen ruhigeren, beständigeren Tagesablauf. Dort bleibt sie nun, bis sie ein neues Zuhause gefunden hat.

    Sieben Monate sind vergangen. Die kleine Maus ist mir unglaublich ans Herz gewachsen und ich würde sie am liebsten nicht mehr hergeben. :-( Aber da ich nächstes Jahr ein Studium beginnen möchte, ist es vollkommen unrealistisch sie zu behalten. Ich muss einsehen, dass ich nicht der Mensch bin, den sie braucht.

    Vielleicht kennt hier ja jemand jemanden, der so ein kleines Mäuschen wie sie sucht und der die Möglichkeit hat, sie nicht alleine lassen zu müssen. Sie ist ein so liebenswerter kleiner Schatz.

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