Proteinunverträglichkeit - Fleischunverträglichkeit! Lüge?

  • Hallo liebe Experten und andere kreative Foris :)


    Ich wende mich hier an euch, weil ich versuche die Hintergründe einer lange geschürten Mähr zu verstehen, bzw. diese zu entkräften.
    Ich bin mir bewußt, dass ich hier wahrscheinlich nur schwerlich zu einem Ergebnis kommen werde, aber vielleicht könnt ihr meinen Weg etwas erleuchten.


    Zuerst mal zu der angesprochenen Geschichte:
    Es wird immer wieder, von Züchtern und Chow-Besitzern, behauptet viele Chows reagieren mit Problemen auf zu hohen Proteingehalt (vor allem aus Fleisch stammend) im Futter. Nach einigen Recherchen bin ich zu dem Schluß gekommen, dass dieser Glaube daran liegt, dass Chows vor ein paar Hundert Jahren in China rein vegetarisch gemästet wurden. Da sie aber ursprünglich aus Tibet und und der Mongolei kommen und dort als Arbeits- und Lasttiere in kalten Regionen genutzt wurden, und sich da ganz gewöhnlich mit Fleisch ernährt haben, bin ich der Meinung dass zwei- bis dreihundert Jahre teilweise vegetarische Ernährung evolutionstechnisch vernachlässigbar sind.


    So weit, so gut. Jetzt muß ich aus persönlicher Erfahrung berichten, dass einer unserer beiden Chows (nämlich Louis) im Alter von ca. einem Jahr begonnen hat allergisch auf sein Futter zu reagieren. Sein Fell war stumpf, er hatte Juckreiz usw.
    Wir, in unserer damaligen Unwissenheit, haben bei unserem Züchter und einigen anderen nachgefragt. Alle waren der einhelligen Meinung, es läge am Proteingehalt und vor allem daran, dass es aus Fleisch stammt. Uns wurde dann empfohlen auf Futter mit Fisch stattdessen umzusteigen. Das haben wir getan, und siehe da, der Juckreiz verschwand. Wir waren zufrieden und der Meinung, die Leute wissen anscheinend wovon sie reden.


    Heute, nachdem mein Wissen bezüglich Futter doch wesentlich zugenommen hat (nicht zuletzt aufgrund dieses Forums), stehe ich dem ganzen skeptischer gegenüber.
    Zu erwähnen sei noch, dass es sich bei den damaligen Futtersorten um qualitativ minderwertige bis Mittelklassefutter gehandelt hat.
    Seit geraumer Zeit füttern wir hochwertiges TroFu, und leichtsinnig und rebellisch wie ich nun mal bin, wollte ich ausprobieren ob das Fleisch aus diesen Sorten vertragen wird. Und siehe da, alles problemlos. Zusammengerechnet auf die verschiedenen Sorten kommen wir auf durchschnittlich 28% Rohprotein, was bei einer Futtermenge von 250-320g ca. 70-90g Protein pro Tag entspricht (bei einem Hundegewicht von ca. 28kg).
    Nachdem in unserem Futter der Anteil der verdaulichen Proteine wohl recht hoch ist, komme ich zu dem Schluß, dass die Unverträglichkeit von damals auf den Anteil der unverdaulichen Proteine oder die minderwertige Fleischqualität zurückzuführen ist.


    So, jetzt meine eigentliche Frage:


    Ist es aus eurer Sicht möglich, bzw. vertretbar, zu behaupten, eine Rasse reagiere oft auf einen höheren Proteingehalt bzw. auf Fleisch mit Unverträglichkeiten, oder ist es eine reine Frage der Qualität? Kann die vegetarische Ernährung von früher Einfluss auf das heutige Fressverhalten der Hunde nehmen?


    Dazu muß ich sagen, dass ich Chows kenne, die gebarft werden und keinerlei Probleme aufgetreten sind.


    Ich werde am Wochenende wahrscheinlich nicht dazu kommen, ins Form einzusteigen, würde euch aber bitten trotzdem fleissig weiter Antworten zu schreiben, bis ich mir das dann alles ansehen kann.


    Vielen Dank :)

  • Zitat

    Ist es aus eurer Sicht möglich, bzw. vertretbar, zu behaupten, eine Rasse reagiere oft auf einen höheren Proteingehalt bzw. auf Fleisch mit Unverträglichkeiten, oder ist es eine reine Frage der Qualität?


    Ich würde es definitiv nicht an der Rasse festmachen, höchstens am Individuum. Und da kann es schon sein, das mal einer eine Unverträglichkeit hat. Gibt ja beim Menschen auch Allergiker.


    Zitat

    Kann die vegetarische Ernährung von früher Einfluss auf das heutige Fressverhalten der Hunde nehmen?


    Hat die Ernährung von früher dazu geführt, das sich der Körper des Hundes so verändert hat, das seine Verdauung nicht mehr auf Fleisch ausgelegt ist? Je nachdem wie du diese Frage beantwortest, hast du deine Antwort.


    Hast du gesehen das es einen Thread über vegane Hundeernährung gibt? Vielleicht ist das interessant für dich.

  • Prinzipiell gehe ich davon aus, dass Chows keine Besonderheiten in ihrem Stoffwechsel haben, die ermöglichen würden, dass Muskelaufbau usw. durch etwas anderes als Proteine möglich wäre. Dass ZU viel Protein ungesund ist, ist nachvollziehbar, gilt aber für alle Rassen, nicht nur Chow Chows.


    Ansonsten würde ich sagen, dass Unverträglichkeiten auf bestimmte Fleischsorten nicht rassetypisch sind (höchstens die Neigung best. Rassen, generell Allergien zu entwickeln, ich nenn da als Beispiel mal Labradore oder Dalmatiner) und würde mich da tatsächlich an der Fleischqualität orientieren. Denn du weißt ja immer nicht, welcher Qualität das Fleisch im Trockenfutter ist und welche Teile vom Tier alles drin gelandet sind. Und es macht schon einen Unterschied, ob der Hund nun reines Muskelfleisch vom Bio-Rind bekommt oder so ziemlich alles halbwegs Verwertbare vom Rind, das aus Libyen kommt und evtl. noch irgendwelche Medikamenten-Reste usw. aufweise. Das sind jetzt zwei Extrembeispiele, aber es ist schon möglich, dass ein Hund aufs pure Muskelfleisch nicht reagiert, auf den Pansen aber schon (oder umgekehrt).


    Die vegetarische Ernährung würde ich da nun aber auch erstmal vernachlässigen, wenngleich ich es interessant fände zu hinterfragen, wie die Welpen beim Züchter gefüttert wurden, ob vegetarisch oder auch fleischhaltig.


    LG, Henrike

  • Danke für die Antwort :)


    Zitat


    Hat die Ernährung von früher dazu geführt, das sich der Körper des Hundes so verändert hat, das seine Verdauung nicht mehr auf Fleisch ausgelegt ist? Je nachdem wie du diese Frage beantwortest, hast du deine Antwort.


    Keine Ahnung, dazu müsste ich eine statistisch repräsentative Anzahl an Chows aufschneiden lassen und sie mit anderen Hunden vergleichen lassen (oder mit mumifizierten 1000 Jahre alten Chows) ;)


    Zitat

    Hast du gesehen das es einen Thread über vegane Hundeernährung gibt? Vielleicht ist das interessant für dich.


    Ja, ich kenn den Thread. Der hilft mir leider in diesem Fall nicht viel weiter, weil es ja für mich nicht um eine rein vegetarische Ernährung geht und außerdem ist mir der etwas zu sehr aus dem Ruder gelaufen :)


    Ich suche ja Argumente, die dafür sprechen dass der Proteingehalt (bzw. auch der Anteil an fleischlichen Proteinen) nicht ausschlaggebend ist.






    ok, das sind Argumente die ich vorbringen kann :)
    Es wird hier auch generell geraten kein Futter mit mehr als 24% Rohprotein zu füttern. Auch das ist mir eher unverständlich.

  • Ganz entscheidend ist doch die Frage, woher die Proteine kommen.
    Denn die sind ja nicht nur in "Fleisch und tierischen Nebenprodukten" enthalten, sondern auch in Milchprodukten und pflanzlichen Zutaten.


    Somit kann man auch mit einem vegetarischen (oder sogar veganen) Futter einen hohen Rohproteingehalt erzielen.


    Ich sehe es wie meine Vorschreiber, primär kommt es auf Herkunft, Qualität und Verdaulichkeit der Proteine an, und weniger auf die bloßen X % Rohprotein oder den doch recht schwammig verwendeten Begriff "Fleisch" in der Zutatenliste.



    Ich bin übrigens der Meinung, dass die 15.000 (?) Jahre Leben mit dem Menschen die Bedürfnisse des Hundes auch bezüglich seiner Ernährung durchaus verändert haben. Doch hat sogar dies nicht zu einer gänzlichen Unverträglichkeit der "ursprünglichen" Ernährung geführt, siehe die vielen Hunde, die mit Barf, Raw Meaty Bones etc bestens zurecht kommen. Daher scheint es unwahrscheinlich, dass eine im Vergleich hierzu wesentlich kürzere Zeitspanne einen derartigen Einfluss genommen haben sollte, der zu einer generellen Unverträglichkeit gegenüber "zu viel Fleisch" geführt hat (insbesondere, da ein Zuviel an Fleisch bei den meisten Fertigfuttern ganz gewiss nicht enthalten ist, halte ich das für ziemlich abwegig).


    Es gibt meines Wissens nach auch einige Rassen, die in ihren Heimatländern überwiegend vegetarisch ernährt werden, dennoch kommen sie ebenso hervorragend mit einer "herkömmlichen" Ernährung, die überwiegend oder zumindest zu einem größeren Teil aus Fleisch besteht, zurecht.


    Der Haushund "an sich" (also unabhängig von insgesamt doch eher seltenen, individuell auftretenden Unverträglichkeiten) ist bei der Ernährung sehr anpassungsfähig, wie sonst hätte er es so lange beim Menschen ausgehalten? ;)

  • Zitat

    ...(insbesondere, da ein Zuviel an Fleisch bei den meisten Fertigfuttern ganz gewiss nicht enthalten ist, halte ich das für ziemlich abwegig)...


    :lol:
    Obwohl mir das in Bezug auf TroFu ja bekannt ist, bin ich da noch nie drauf gekommen das als Argument gegen diese These zu verwenden. Das werde ich mir auf jeden Fall ins Hirn einbrennen :gut: :lol:

  • Zitat


    Es gibt meines Wissens nach auch einige Rassen, die in ihren Heimatländern überwiegend vegetarisch ernährt werden ...


    Den Herdenschutzhunden sagt man das ja auch nach. Aber nicht weil sie etwa kein Fleisch vertragen würden, sondern weil die Menschen in der ursprünglichen Heimat dieser Rassen einfach kein Fleisch übrig haben.


    Ein "zu hoher" Proteingehalt macht tatsächlich Probleme, bei allen Rassen.
    Was genau "zu hoch" ist, hängt aber doch auch vom Aktivitätslevel ab.


    Ich könnte mir daher vorstellen das sich diese "Weisheit" bei den Züchtern auch deshalb gehalten hat, weil die hier üblichen Rassen echte Arbeitstiere waren und entsprechend gefüttert wurden. Und das haben die Chows, die hier ja nicht als Arbeitstiere gehalten wurden, dann nicht so gut vertragen... :???:

  • Zitat


    Ein "zu hoher" Proteingehalt macht tatsächlich Probleme, bei allen Rassen.
    Was genau "zu hoch" ist, hängt aber doch auch vom Aktivitätslevel ab.


    Ja, das ist keine Frage. Aber generell zu sagen, der Proteingehalt sollte 24%, besser noch 22% nicht übersteigen halte ich da für sehr gewagt bis verantwortungslos. Vor allem wenn man weiß, was Chow-Leute großteils füttern.
    Außerdem wird ja leider immer außer acht gelassen, dass ja Mengen und nicht Prozente verfüttert werden.


    Zitat

    Ich könnte mir daher vorstellen das sich diese "Weisheit" bei den Züchtern auch deshalb gehalten hat, weil die hier üblichen Rassen echte Arbeitstiere waren und entsprechend gefüttert wurden. Und das haben die Chows, die hier ja nicht als Arbeitstiere gehalten wurden, dann nicht so gut vertragen... :???:


    Das klingt logisch für mich und ist mit Sicherheit eine gute Erklärung.
    Die Sache ist halt die, dass seit die Chows gesünder gezüchtet werden auch ihr Aktivitätslevel gestiegen ist. Das dürfte da wohl oft außer acht gelassen werden.

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