Kurzzeitgedächtnis??

  • Hallo Ihr Lieben,
    habe mir gerade mal Gedanken darüber gemacht wie das so ist :???: Und zwar man sagt ja immer man soll den Hund in der Sekunde belohnen oder auch bestrafen in dem Moment, in dem er die Handlung ausführt, ansonsten kann er es nicht verknüpfen.
    Nur ist meine Frage beim spazieren gehen aufgetaucht, da nämlich weiss unsere noch nach Std. wo sie z.B. ihre Flasche hingelegt hatte. Oder auch nach Tagen schaut sie immer noch an dem Baum nach, an dem sie ein Eichhörnchen gesehen hat :roll: oder sie geht ihren Ball in den Garten holen, den sie "vergessen" hat.
    Haben sie wirklich so ein Kurzzeitgedächtnis, oder ist es vielleicht doch anders???

  • Der Hund lebt im Hier und Jetzt und kann nur für Dinge gelobt oder gestraft werden, die er gerade tut. Alles andere würde er nicht verstehen. Dennoch können sich Hunde durchaus an etwas erinnern. Sie wissen, wo gestern der Hase war, wo sie ihren Knochen versteckt haben oder wie sie wieder heim finden.

    Was sie nicht können ist, einen ursächlichen Zusammenhang herstellen. Das heißt, wenn du deinen Hund für eine Handlung lobst, die schon vorbei ist, also dein Hund sitzt, du willst ihn loben, aber da geht der Hintern schon hoch, lobst du nicht fürs Sitzen, sondern fürs Aufstehen. Und fürs loben hast du dann 1-2 sec Zeit.

    Wenn aber dein Hund das Haus zerlegt hat und du kommst heim und schimpfst dann, obwohl der Hund nur brav da liegt, wird er es nicht verstehen. Da fehlt dann der causale (ursächliche) Zusammenhang.

    LG Schopenhauer

  • Ne zeitlang hat Paul nachts in den Flur gemacht. Problem: Ich hab ihn nie dabei erwischt, konnte also auch nich mit ihm schimpfen. Allerdings hab ich beim Pfütze wegmachen sehr miese Stimmung verbreitet und gegrummelt, sodass er schon meinen Unmut in Bezug auf den riesen Fleck im Teppich bemerkt hat. Also das hat geholfen, er hat es nie wieder gemacht.

    Dasselbe passiert wenn er sich übergeben muss (wobei ich nie schimpfen würde!) Er bemerkt einfach, dass ich verstimmt bin wenn ich seine Exkremente oder Erbrochenes wegmachen muss. Ne Weile ist er zum Kotzen in sein Körbchen gegangen, mittlerweile (zum Glück kotzt er nich mehr so oft :roll: ) stellt er sich vor die Terassentür und "ruft" mich, ich mach auf und er geht zum Kotzen/Gras fressen in den Garten und "ruft" wieder wenn er wieder rein will. :gut:

    Das hat er nun gelernt und richtig verknüpft, obwohl es keine direkte Reaktion innerhalb 2 sec gab...

  • Ja, irgendwie seh ich das genauso.
    Dass auch wenn keine direkte Reaktion innerhalb 2 Sec. auf ne Handlung erfolgt, sie sich doch irgendwie erinnern. :???:
    Ja gut, vielleicht nicht gerade bei der Erziehung.
    Aber sie reagieren oft auch dementsprechend, oder bin ich da falsch gewickelt :roll:

  • Zitat

    Ja, irgendwie seh ich das genauso.
    Dass auch wenn keine direkte Reaktion innerhalb 2 Sec. auf ne Handlung erfolgt, sie sich doch irgendwie erinnern. :???:
    Ja gut, vielleicht nicht gerade bei der Erziehung.
    Aber sie reagieren oft auch dementsprechend, oder bin ich da falsch gewickelt :roll:

    Ja klar reagieren sie, weil sie auf uns und unsere Reaktionen reagieren. Sie merken, wie wir drauf sind. Wenn meine Süßigkeiten klaut, muss ich sie nur angucken und weiß sofort, dass irgenwas passiert ist, aber warum das so ist, keine Ahnung. Irgendwas verknüpfen sie, aber ob meine dann wirklich an ihren Raubzug denkt, wenn sie mich sieht, weiß ich nicht, denn mein Hund kann es mir ja nicht sagen.

  • Hallo,

    wenn man in ein verwüstetes Wohnzimmer kommt und den Anblick sieht, dann reagiert man anders als sonst.
    Man bleibt stehen, sagt vielleicht so etwas wie: "Oh nein" oder zieht vielleicht einfach nur die Luft scharf ein und hält sie einen Moment an.

    Dies alles sind Sachen, die unseren Hunde auffallen.

    Normalerweise kommt man vielleicht heim, geht kurz ins Wohnzimmer, wieder raus, zieht sich um oder sonstiges.

    Dies macht man nach dem Trümmerplatzanblick nicht.

    Hunde spüren, dass wir jetzt sauer sind, oder dass etwas anders ist und beginnen zu beschwichtigen.

    Das würden sie auch tun wenn man beim Heimkommen den Schlüssel vor Zorn in die Ecke wirft. Dies hat dann ja aber absolut nichts mit dem Hund zu tun, sondern eher was mit dem Pfosten den man übersehen hat. ;)

    Mag sein, dass ein Hund ein "schlechtes Gewissen" hat wenn er grad eben frisch in das Bad gemacht hat, weil er Durchfall hatte und nicht anders konnte.

    Auch an den Hasen kann er sich erinnern, weil er ihn noch in der Nase hat am nächsten Tag. Er kann den Hasen noch/wieder riechen. Wir vergessen leider viel zu oft die Sinnesorgane unserer Hunde (Tiere im Allgemeinen).

    Dann würde ich noch einen Unterschied machen zwischen Sachen, die ein Hund für wichtig erachtet und Sachen, die wir für wichtig erachten.

    Für einen Hund ist doch ziemlich egal ob die Couch ein Loch hat oder nicht.
    Es ist ihm wichtig nach Beute ausschau zu halten, denn die braucht er zum überleben.
    Auch ist es ihm wichtig seinen Platz sauberzuhalten, aber ob der Haufen jetzt im Garten oder im Bad liegt, dürfte ihm egal sein.
    Uns aber nicht!

    Von daher glaube ich auch nicht an mutwilliges Verhalten unserer Hunde, sondern vielmehr haben sie noch nicht verstanden, dass manche Sachen für uns nicht so prickelnd sind. Wir müssen es ihnen zeigen.
    Wenn sie es aus Ängsten heraus machen, dann müssen wir ihnen die Ängste nehmen.

    Wenn sie kapiert haben, dass sie dies und jenes nicht dürfen, weil es "uns" wichtig ist, fügen sie sich gerne ein. Vorausgesetzt ihre Bedürfnisse werden gestillt (Futter, Wasser, Schutz, Schlafen, Beschäftigung, usw) und wir zeigen ihnen wie sie sich verhalten sollen, auf eine Weise, die sie auch verstehen.

    Hunde sind eben Hunde und haben andere Privilegien als wir.
    Das sollte man nicht vergessen, dann wird einem einiges klarer und man kann mit seinem Hund ganz anders arbeiten.

    Treten Probleme auf, dann sind irgendwelche Bedürfnisse des Hundes nicht erfüllt, oder es handelt sich um angstgesteuertes Verhalten (Tierheimhund, Straßenhudnund, Secondhandhund) diesen sollte man auf den Grund gehen.

    Liebe Grüße

    Steffi

  • Wenn man bedenkt, wie schwierig und aufwändig es ist, zwei voneinander unabhängige Handlungen in einen Kontext zu bringen.

    Bei einer sofortigen Reaktion auf eine Handlung des Hundes, versteht er auch nicht das war falsch" oder "das war richtig" (denn das sind "moralische" Kategorisierungen)
    Der Hund LERNT eben, dass eine Handlung eine andere nach sich zieht.
    Wie mit der Ratte und dem Futterknopf.

    Wenn man aber 5 Minuten später auf eine Handlung reagiert, dann würde es bedeuten, der Hund müsse als erstes unser Verhalten deuten, sich daran erinnern, was die letzten 5 Minuten alles so passiert ist und dann unser Verhalten in einen Kontext mit seinem bringen. So viel kognitive Arbeit können Hunde gar nicht leisten.

    Hier gehts nicht ums Erinnern, hier gehts ums miteinander in Verbindung bringen.

    Klar werden Dinge im Gehirn kurz-, mittel-, oder langfristig abgespreichert. Aber sie werden nicht miteinander in Verbindung gebracht, sofern das eine nicht unmittelbar auf das andere folgte.

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