Heftige Panikattacke bei Windgeräuschen

  • Hallo zusammen!

    Es heißt ja, man soll allem etwas Gutes abgewinnen. OK, unser Hund ist ein Sturmfrühwarnsystem. Schon Stunden, bevor der Wind auffrischt, wird er unruhig, ängstlich und klebt einem wie Kaugummi am Schuh.

    Wenn der Wind dann kommt und es ist Nacht, ist alles vorbei. Er wird völlig stumm, schmatzt und hechelt, zieht den Schwanz ein und die Ohren zurück und will unbedingt auf den Schoß (63 cm Widerrist!). Natürlich will er das auch, wenn wir im Bett liegen und dann wird es schlimm. Er legt sich weder durch sanfte noch durch harte und härteste Worte auf seiner Decke ab, noch nicht mal, wenn wir die Decke ausnahmsweise unmittelbar neben unserem Bett platzieren. Er presst mir den Kopf fest an meine Schulter oder Brust und ist durch GAR NICHTS zu beruhigen oder abzulenken. Angeleint fiept und heult er sich die Seele aus dem Leib. Ins Bett darf er nicht, durfte er noch nie und wird er auch nicht dürfen.

    Die einzige Lösung, ihm und uns etwas Schlaf zu verschaffen ist, dass einer von uns mit ihm auf dem Sofa schläft. Dort kuschelt er sich fest an und schläft sofort tief und erschöpft ein.

    Wer vermutet, dass es sich um einen Trick zum Erlangung von Kuscheleinheiten handelt, liegt falsch. Das hatten wir auch mal vermutet, aber dem ist nicht so.

    Kurz zum Hintergrund: Coffy ist ein Deutscher Pinscher/Labrador/Bardino-Mix, 14 Monate alt und kam mit ca. 10 Wochen über die Tierhilfe per Flugzeug nach Deutschland. Wir vermuten, dass er durch die Fluggeräusche schwer einen mitgekriegt hat. Donner oder Blitz, auch Silvesterböller machen ihm wenig aus.

    Was können wir denn bloß tun? Diese nächtlichen Aktionen sind die Pest und langsam werden wir durch die ständigen Schlafstörungen - bei allem Verständnis - stinksauer und aggressiv.

    Viele Grüße und danke im Voraus für Ratschäge,
    Ralf

  • DAs kenne ich von meinem Pudelhund auch-
    Einige Jahre lang hatte er genau die gleichen Probleme - und auch da half eigentlich nur das Pudel"chen" mit ins Bett zu nehmen - er brauchte den Körperkontakt.
    Ich habe nie herausgefunden was das ganze ausgelöst hat - soweit ich nachverfolgen kann hatte er nie ein schlechtes Erlebnis mit Sturm - bei einem wirklich heftigen Sturm in unserer Gegend wo sein damaliges Haus unmittelbar betroffen war (mehrere riesige Bäume zum Glück nur Haarscharf am Haus vorbei umgekippt) war er weit weg mit seinem damaligen Frauchen in Berlin;)
    Bei ihm hat sich das ganze irgendwann von selber wieder gelegt. Warum weiss ich auch nicht....
    Draussen war Wind/Sturm kein Problem - da hat es ihn nicht interessiert.
    Aber drinnen hat er noch nichtmal Fleischwurst oder ähnliches als Leckerli genommen.
    Manche raten in solchen Siutaionen ja zum Ignorieren - aber wenn der Hund vor Panik durch die Wohnung schießt und nicht weiss wohin mit seiner Angst, dann kann ich das nicht ignorieren.
    ich habe ihn dann meistins Bett genommen (sonst wollte auch nie - das war die einzige Situation in der er angefragt hat) und dann war Ruhe und wir konnten beide schlafen;)

    LG

    Ines

  • Hallo Ralf,

    ja da hast du ja einen tollen "Wetterradar" zu hause ;-)

    Sowas ähnliches hatten wir auch mal, jedoch bei Gewitter. Luft bzw. Sturm macht unseren Hunden nichts aus.

    Grundsätzlich sagt man ja, dass man auf die Ängste eines Hundes nicht eingehen sollte, denn tust du das, dann bestätigst du die Befürchtungen des Hundes.

    Wenn du dich also zu deinem Hund auf die "Knutsche" legst, dann ist das im Grunde nach völlig falsch.

    Allerdings verstehe ich dich auch, dass es langsam unerträglich wird, wenn ein Kalb von über 60 cm auf den Schoß drängt. Normalerweise sollte man den Hund einfach ignorieren bzw. allenfalls auf seinen Platz schicken. Wenn du also jetzt gereizt bist (was ich absolut verstehe) dann bereitest du dem Hund gleich noch eine weitere "Unwohl-Situation".

    a) hat er Angst vor dem Sturm
    b) fühlt er sich verunsichert, weil er von dir angeraunzt wird

    Hier weiß der Hund absolut nicht, was er machen soll.

    Versuche dochmal, bei nächster Gelegenheit, wie er reagiert, wenn du ihm einen Kauknochen gibst, während es draussen bläst. Nimmt er sich dem Kauknochen an oder verwehrt er ihn?

    Wenn er ihn annimmt kann seine Angst nicht sooooo dolle sein, denn wäre er durch und durch verängstigt, würde er den Knochen nicht antasten. Das würde ich auf alle Fälle mal testen, denn wenn er sich genüsslich dem Knochen hingibt, dann fordert er euch zur Aufmerksamkeit - und er bekommt sie auch noch.

    Wenn er den Knochen wirklich verschmäht, dann hat er wirklich Schiß. Da kannst du nur behutsam den Hund an Geräusche gewöhnen (z.Bsp. durch ein Spiel draussen an windigen Tagen).

    Berichte mal, wie es weitergeht.

    Lg
    Volker

  • Ines und Volker:

    Vielen Dank für Eure Antworten. Ja genau - draußen macht ihm Wind und Sturm überhaupt nichts aus. Angebotene Knochen o.ä. scheint er aber in der Situation noch nicht mal zu bemerken, genau wie Kommandos. Er ist völlig paralysiert. Deshalb geht auch ignorieren nicht - er drängt sich massiv auf. Wie soll man einen Hund ignorieren, der einem den Kopf an die Wange presst und einen mit den Pfoten umschlingt? Wie gesagt, anleinen haben wir auch probiert. Klappt sonst immer, wenn er keinen Abstand zu uns halten kann, aber bei Wind: Höllengefiepe, panisches Gejaule und echter Punk.

    Ich hatte gehofft, dass er sich mit der Zeit "desensibilisiert", aber es scheint immer schlimmer zu werden.

    Viele Grüße,
    Ralf

  • Hallo Ralf,

    zu dem Thema hab ich ne ganz nette Geschichte...

    ich bin Zimmerer und hab mal bei Leuten, die ich auch vom Gassigehen kannte, eine Giebelwand mit Holz verschalt, die vorher mit Schiefer verkleidet war. Ein paar Wochen später hab ich die beiden mal beim Gassigehen getroffen, da haben sie mir genau dasselbe Problem geschildert.
    Mit einem Unterschied: Seit de Holzschalung dran war, war auch das Problem verschwunden.
    Meine Vermutung dazu war folgende: Schieferplatten(oder auch Dachziegel, eventuell auch Rollos etc.)klappern durch den Wind, oder der Wind erzeugte ein "Pfeifen" das dem Hund vlt. unangenehm war.

    Wäre Sowas bei euch möglich?

    mfg

    Chris

  • Hi Chris,

    das wäre wirklich eine plausible Ursache, aber es klappert nichts und er fängt ja schon bei dem leisesten Auffrischen des Windes an, einen Kopf wie ein Ameisenbär zu kriegen. Natürlich sind irgendwie Windgeräusche zu vernehmen, aber die können wir ja leider nicht abstellen. Könntest du evtl. Coffy komplett verschalen? :-)

    Viele Grüße,
    Ralf

  • Hallo Ralf,

    lass bei deinem Hund mal die Schilddrüse untersuchen.

    Es gibt einen Zusammenhang zwischen SD-Unterfunktion und

    Geräuschempfindlichkeit. Das Verhalten was dein Hund zeigt, kenne

    ich sehr genau. Draussen ist es für Fluffy überhaupt kein Problem, mit

    Sturm oder Wind, aber in der Wohnung zeigte er auch Angstverhalten.

  • Du sagst, draussen macht der Sturm gar nichts aus!? Wo fängt das dann an?
    Wohnung, Fenster zu, Türen zu -> Angst!
    Wohnung, Fenster gekippt, Türen zu -> Angst?
    Wohnung, Fenster auf, Türen zu-> Angst?,
    Wohnung, Fenster auf, Türen auf -> Angst?
    Wohnung, Türen auf, Fenster auf, direkt in der Balkontüre stehend -> Angst?
    Im Treppenhaus, Angst?
    In der offenen Haustüre-> Angst?
    Einen Schritt vor der Haustüre-> Angst?

    Ich würde das mal genau austesten wo die Angst beginnt. Vielleicht kann man da ansetzen. Zwar weiss ich nicht wie, aber wenn man genau weiss wo der Unterschied zwischen draussen und drinnen ist und wo genau die Grenze ist, vielleicht weiss ja dann irgendwer was? :???:

  • Mein verstorbener Hund Nero hat auch heftig auf nahendes Gewitter reagiert. Ich hatte ihn damals neurologisch untersuchen lassen. Mir wurde erklärt, dass die Veränderung der Luftelektrizität und der damit eingehenden positiven Aerosolkonzentration, die durch die Luftdruckänderung im geschlossenen Raum entsteht mit der Ausschüttung von Serotonin vom Hund beantwortet wird. Ein hoher Serotoninspiegel kann den Hund in Panik versetzen. Auch sein Fell war elektrostatisch verstärkt aufgeladen, was ihn zusätzlich irritierte. Nachdem wir immer die Terassentüre bei Gewitter offen stehen liessen, hatte sich das Verhalten sehr gebessert. Das erklärt auch, warum Hunde draussen dieses ängstliche Verhalten nicht zeigen.

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