Hilfe bei der Entscheidungsfindung - Hund behalten?

  • Hallo Forums-Schreiber,


    hier ist mein erster Beitrag und dann auch gleich mit einer folgeschweren Frage, zu der ich mir dringend Rat und Anregung wünsche.


    Mein Mann und ich bieten seit einigen Monaten eine Pflegestelle an und wir hatten bereits drei Hunde aus diversen "Urlaubsorten", immer für ein paar Wochen, bis ein endgültiges Zuhause gefunden wurde.
    Unser derzeitig neues Familienmitglied auf Zeit ist die kleine Edda aus Korfu. Theoretisch alles schön und gut, nur hat sich nun eine Interessentin gefunden, die sie gerne haben möchte - und mir bricht es das Herz.


    Edda ist so eine tolle Hündin, sie integriert sich prima in die Familie und ist für ein Strassenhund bereits recht gut erzogen. Unsere Tochter (4) ist total vernarrt in sie, unsere Katze kommt gut mir ihr aus und selbst mein Mann, der eigentlich nicht so besonders angetan ist von kleinen Hunden, hat sie in sein Herz geschlossen, so dass wir ernsthaft überlegen, die Süße einfach selbst zu behalten.


    Allerdings kommt nun das große Aber - denn ich erwarte im Frühsommer ein zweites Kind.
    Dass wir mit der aktuellen Situation sehr gut zurecht kämen, hat uns die Erfahrung gezeigt, aber wie wird es sein, wenn das Baby da ist. Ich möchte nicht, dass jemand zu kurz kommt, dass ich eventuell überfordert sein werde mit derart viel Verantwortung und letztlich auch Arbeit.
    Zuerst einen Hund aufnehmen und ihn dann wieder abschieben, weil ich nicht zurecht komme, will ich auf gar keinen Fall. Und nun wiege ich seit Tagen alle Vor- und Nachteile gegeneinander ab, komme aber zu keinem endgültigen Entschluß, der nicht ein flaues Gefühl zurück lassen würde.
    Mein Mann überlässt die Entscheidung letztlich mir, da er dreiviertel des Tages arbeiten ist, mich somit recht wenig unterstützen könnte und die Pflege und Hege sämtlicher Familienmitglieder auf mich fiele.


    Andererseits weiß ich, dass ich durchaus belastbar bin und mir das Leben mit einem Hund auch viel Spaß bereitet. Und andere Familien mit Hund bekommen schließlich auch Kinder und schaffen das. Aber leidet die Freude darunter, und letztlich im schlimmsten Fall auch das Tier?


    Wenn sich jemand in die Situation hinein versetzen kann und eventuell ähnliche Erfahrungen in dem Punkt Kleinstkind und Hund gemacht hat, wäre ich für hilfreiche Gedankenanstösse wirklich sehr dankbar.


    Viele Grüße,
    Janine

  • Hallo,


    ich kann zwar nichts über Säugling und Hund erzählen, da mein jüngster Sohn von 3 Kindern schon 8 Monate war als der Welpe einzog, aber ich war auch allein mit Ihnen, da mein Mann den ganzen Tag weg war. Es war nicht immer leicht, da bei uns ja auch die Erziehung und die Stubenreinheit dazu kam, aber es war machbar.


    Es gibt Fälle, wo dann ein Hund eifersüchtig auf den Familienzuwachs wurde aber auch mindestens ebensoviele Fälle wo alles perfekt war.


    Dennoch würde ich mich für die Hündin freuen, wenn sie einen passenden Interessenten hat. Ihr habt euch mit der Vergabe einer Pflegestelle ja auch dazu bereit erklärt den Hund dann auch wieder rauszugeben, auch wenn es manchmal schwer fällt. So könntet Ihr, wenn Du es mit Säugling noch schafft, immer wieder einen Pflegeplatz anbieten und wenn alles eingespielt ist und ihr euch wieder in einen eurer Pflegehunde verliebt, dann überlegen.


    Entscheidungen kann Dir keiner abnehmen, aber abwegen sollte man schon alle Möglichkeiten. Ich finde es gut das Du objektiv an die Überlegungen gehst und nicht nach der Marke "wird schon klappen".


    Viel Glück bei Deiner schweren Entscheidung.


    Gruss jerci

  • Hallo Jerci und vielen Dank für Deine Antwort!


    nun, wäre Edda ein Welpe käme es für mich nicht in Frage. Aber da sie bereits fast zwei Jahre alt ist, stubenrein, gut sozialisiert und sich wie gesagt, auch sonst sehr gut benimmt, ist die auf mich zukommende Arbeit die "normale" Versorgung eines Erwachsenentieres. Und was das bedeutet ist mir auf jeden Fall bewusst, da im Elternhaus immer mehrere Hunde lebten und ich seitdem mein hundeloses Leben ganz gut "überbrückt" habe :) , mit inoffiziellen Pflegschaften oder wie jetzt, einer de facto Pflegestelle.


    Den Hund "einfach nicht mehr rauszugeben", käme mir natürlich nicht in den Sinn. Mit der Leitung habe ich bereits gesprochen und so selten scheint der Fall wohl nicht zu sein, dass Schützlinge dann in den Pflegefamilien bleiben, weil man ein integriertes Mitglied nicht mehr weggeben mag.
    Ob die Interessentin nun passend ist, - ich schätze, da fehlt mir die von Dir gelobte Objektivität wohl doch, um das bestätigen zu können :)
    Aus absolut subjektiven Gründen ist sie mir jedenfalls sehr unsympathisch...
    Dass eine Abgabe immer sehr traurig ist, ist klar - das war bei den Dreien vorher auch nicht anders. Aber in dem Fall habe ich einfach das Gefühl, es ist DER Hund für uns.
    Deswegen fällt es mir sehr schwer, zu sagen, "vielleicht dann ja beim übernächsten", es geht mir weitaus weniger darum, EINEN Hund zu haben, sondern eher schlicht um DIESEN.


    Dennoch, ein zweites Mal danke für Deine Antwort, ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken.


    Viele Grüße,
    Janine

  • Hallo Janine,


    wenn es DER Hund für Dich ist, dann hat Dein Herz doch schon ja gesagt.
    Das Leben mit einem Baby kennst Du auch schon, und je nachdem wie stressig es mit Deiner ersten Tochter war, kannst Du das auch einschätzen...
    Die Frage ist einfach wie es Dir geht, wenn Du es NICHT versuchst und dann wirklich lange diesem einen Hund hinterhertrauerst...


    Nur von der Beschreibung her und von meinem ganz subjektiven Empfinden würde ich es tun. Ihr habt Erfahrung, mit Kindern und mit Hunden, Ihr liebt den Hund alle, Ihr macht Euch im Vorfeld Gedanken... klingt nach sehr guten Voraussetzungen.


    Liebe Grüße


    Ella

  • Hallo Janine,


    ich habe einen Hund von einer Tierschutz-Organisation (allerdings direkt adoptiert). Bei dieser Orga passiert es sehr oft, dass Pflegestellen ihre Hundis behalten. So wie das für mich klingt, würde ich Edda auf jeden Fall behalten!! Sie hat sich doch bei Euch auch schon integriert und ein erneuter Wechsel ist für einen Hund immer eine Belastung. So wie das alles für mich klingt, seid Ihr die ideale Familie für sie und Du würdest nach einer Abgabe sicher immer zweifeln. Wenn sie mit Kindern kein Problem hat, was ja der Fall zu sein scheint, ist das doch super. Sie scheint ja auch kein "Problemhund" zu sein. Ich bin mir sicher, dass Du das auch mit Baby meisterst. Obwohl mein Alfonso kein einfacher Hund ist, wünsche ich mir in ein paar Jahren auch ein Baby und es würde nie zur Diskussion stehen, Alfonso dann herzugeben. Mit Liebe Geduld und natürlich auch Zeit geht das alles, da bin ich mir sicher.


    Viel Spaß mit Deiner Kleinen


    Liebe Grüße


    Katharina

  • Ist ne schwierige Frage, gerade wenn es um Gefühle geht.


    Ich denke, du solltest vielleicht mal eine Liste machen mit Pro und Contra zweiter Hund. Damit hast du dann alles genau vor Augen und kannst entscheiden, ob du es wirklich willst, oder ob du es lieber sein lässt.


    Wenn ich in einer solchen Situation wäre, wäre für mich ganz klar, das ich es nicht schaffen würde. Ich bin leider nicht so belastbar. Ich kenne aber eine Familie, die hat 3 kleine Kinder, alle unter 6 Jahren, eine Firma, die gut läuft und 2 Hunde. Ich bewundere Leute, die das alles so unter einen Hut bekommen, und es klappt.


    Ein zweites Kind ist auch immer ine neue Situation, die Hund und den Rest der Familie neu fordern.


    Ich bin dir da wahrscheinlich keine große Hilfe, hoffe aber, das du eine Entscheidung in deinem und dem Interesse des Hundes finden kannst.

  • Ich muß zugeben, dass das eine sehr schwierige Entscheidung ist, die du da treffen mußt.
    Ich selbst habe 3 Kinder(jetzt15/15/10). Ich liebe meine Kinder und bin eine Vollblutmutter. Lange überlegte ich mir die Anschaffung eines Hundes.Erst vor guten 3 Jahren konnte ich mich dazu durchringen. Ich wollte halt allen gerecht werden, und das ging meiner Meinung nach nicht früher. Und ich muß gestehen, kleine Kinder und Hund wäre bei uns nicht gegangen. Ich wäre verzweifelt. Es gab schlimme Krankheiten bei den Kindern, Krankenhausaufenthalte... und oft war mein Mann verreist. Wer hätte dann sich um den Hund gekümmert? Wie hätte es gehen sollen? Oma ist keine in der Nähe. Heute sind die Kinder selbstständiger, gehen auch mit dem Hund spazieren. Heute klappt es super.


    Ich habe eine Bekannte, die hat jetzt das 4.Kinder und Hund. Sie schleppte das Jüngste auch schon mit auf den Hundplatz. Bei ihr klappt es super.Der Hunde und ihr Training ist ihr Ausgleich.


    Deshalb rate ich dir folgendes zu überdenken:


    1. Wer geht mit dem Hund, wenn das Baby auf die Welt kommt und in der ersten Zeit danach? Die ersten Monate sind immer eine Umstellung.


    2. Was sagt euer erstes Kind zum Hund? Bei Nachwuchs werden die anderen Kinder gerne eine zeitlang eifersüchtig. Wird da der Hund zum Trost oder zur zusätzlichen Belastung?


    3. Hast du jemanden, der mit dem Hund geht, wenn du mal dich um deine Kinder kümmern mußt, weil eines krank oder verunfallt ist? Oder gibt es dann jemanden, der auf die Kinder aufpaßt?


    4. Kann sich dein Mann auch um den Hund kümmern?


    5. Wie wichtig sind dir deine kinder, wie wichtig ist dir der Hund?


    Ich kann nicht sagen, was du für ein Typ bist und wie der Hund ist. Diese Entscheidung müßt schon ihr treffen. Wenn du die obigen Fragen beantwortest (im Geiste natürlich), wirst du auch eine Lösung finden.

  • Hallo und auch euch allen anderen vielen Dank für die verschiedenen Anregungen.
    Die Idee mit der Pro und Kontra-Liste gefällt mir, da ich einen Hang zum Realismus habe, theoretisch ja sehr gut und eine solche habe ich tatsächlich bereits mehrfach im Kopf durchzelebriert.
    Aber kann man tatsächlich von "Pro und Kontra" in einer solchen Situation sprechen, gibt es tatsächlich Nachteile, die Vorteile wieder aufwiegeln und umgekehrt, wenn es um die Anschaffung eines Hundes geht, statt um zum Beispiel einen Jobwechsel oder dem Kauf eines neuen Autos.
    Wie jemand schrieb, ist es ja eher eine Herzentscheidung - vermutlich tue ich mich deshalb damit derart schwer.


    Die beispielhaften Fragen von Kindhund sind auf jeden Fall eine Basis, mit der ich mich näher beschäftigen und versuchen werde, sie möglichst ehrlich (vor mir selbst) zu beantworten.


    Aufgrund der Vielzahl von Betreuungen, die ich bereits gemacht habe, ist mir häufig aufgefallen, dass so manch Einer sich etwas in die Tasche lügt - gar nicht böswillig oder bewusst, wenn es um die Haltung ihrer Tiere geht. Das fängt bei mangelnder Zeitaufwendung an und hört bei noch mangelnderer Erziehung und Beschäftigung auf. Einen solchen Fehler möchte ich aufgrund von eventuell egoistischen Motiven (meinen Gefühlen zu dem Hund) nicht begehen.


    Allerdings muss ich sagen, sind die Voraussetzung eigentlich gar nicht schlechte - mein Mann hat "Urlaub auf Abruf", sobald die Entbindung beginnt und ist vier Wochen zur Unterstützung daheim. Er meinte bereits, dass es keine Frage ist, dass er sich um den Hund kümmert, wenn ich zum Beispiel im Krankenhaus bin oder im Anschluß zu kaputt für den dreimaligen Spaziergang.
    Sollte es mir oder einem der Kinder einmal schlecht gehen, so dass ich mich nicht um Edda kümmern könnte, bestünde auch die Möglichkeit, dass mein Mann sie für ein paar Tage mit zur Arbeit nimmt.
    Wir haben sehr nette Nachbarn, nämlich Schwager und Schwägerin, die schon jetzt immer ein Ohr auf den Hund haben, wenn ich zum Beispiel Einkaufen fahre und sie ein oder zwei Stunden alleine ist. Die würden ebenfalls einspringen.


    Eigentlich spricht tatsächlich nicht besonders viel dagegen, wenn man genauer drüber nachdenkt, aber andererseits ist da ja trotzdem noch das flaue Gefühl im Magen und die latente Angst vor einer Fehlentscheidung, die dem Tier, welches es ja eh schon furchtbar schwer hatte, eventuell schaden könnte.


    Wie wichtig mir mein(e) Kind(er) ist/sind, brauche ich mich jedoch nicht zu fragen :wink:


    Vielen Dank und liebe Grüße,
    Janine

  • Hallo Janine,


    ich habe das Gefühl Du hast Deine Entscheidung schon getroffen. Alle Argumente die Du aufgezählt hast sprechen für Sie und Dein Gefühl auch. Leider kenne ich Dich nicht gut genug um sagen zu können mach es oder lass es, aber schon allein die Tatsache, dass Dir nicht wirklich negative Argumente einfallen wollen spricht ja für sich. Andere Hundehalter haben es auch schon mit Deiner Familienkonstellation geschafft und da sich Edda schon gut eingelebt hat, wieso sollte sich das ändern?


    Gruss jerci

  • Hm,... ich würde da schon mal stark auf mein Herz hören...


    Ich denke die meinsten Hunde (auch wenn sie in eineigen "Hunderatgebern" als nicht Familientauglich eingestuft sind), kommen mit Familienzuwachs sehr gut klar... denn es ist ja das Rudel, das größer wird, und nicht ein "Eindringling" von außen.


    Wichtig ist natürlich schon, daß der Hund aufgrund des Nachwuchses keine "Benachteiligung" erfährt und dann eifersüchtig wird.


    Wichtig ist einmal, daß Du deine Einschätzung des Charakters deiner Edda in den Vordergrund stellst. Wenn sie sich gut in Deiner Familie zurechtfinden und dort ihren Platz hat, dann sollte sie in der Situation, wenn Dein Baby dann da ist nicht unbedingt eine zusätzliche last sein. Ein Baby kann ja auch sehr anstrengend sein... und das Gassigehen doch wiederum sehr entspannend... und wenn dabei dann noch der Nachwuchs an die frische Luft kommt ist es doch eine gewisse "moralische" Unterstützung.


    Sympathie und Antipathie haben oft tiefgründigere Ursachen. Vielleicht sieht dein Herz etwas, das dein Auge nicht sieht... Das solltest Du prüfen. Und wenn sich deine Edda bei Euch wohl fühlt, dann sollte sie im zweifel auf alle Fälle bleiben dürfen.


    Ein Hund kann sehr anstrengend sein, aber er gibt dafür noch viel mehr zurück. Und da er ein Rudeltier ist und kein Einzelgänger, haben die Probleme, die sich mit manchen Hunden und Nachwuchs auftuen meißt menschliche Ursachen.


    Wenn ich an den Hund von meiner Ex denke, da hätte man Zweifel haben dürfen, obwohl sie eine super Liebe war/ist (Schäfer, 14J). Aber selbst sie hatte keinerlei Schwierigkeiten Nachwuchs an zu nehmen (den gab´s 2x bei Ihrer Schwester - und ca. 12x von Katzenseite aus). Leider könnte dieser Hund besser gehalten werden, sie ist auch etwas aggressiver (das hatte aber was mit ihrer Gebährmutter zu tun), aber Schwierigkeiten oder eifersüchteleien gab´s da nie. Das hängt viel vom Halter ab und wie man dem Hund die neue Situation zeigt...


    Der Hund muß seinen festen Platz haben und seinen Auslauf. Wenn ihm dann noch die nötige Liebe und vor allem Aufmerksamkeit (im sinne von Beobachten) entgegengebracht wird, sollte man da einen guten Weg finden können.


    Ich würde sagen, nachdem Du ja anscheinend auch einiges an Erfahrung mit Hunden hast: Hör auf dein Gefühl, wenn der Hund in die Familie passt, Du der potentiellen Besitzerin gegenüber nicht sicher bist, dann lass den Hund um Gottes willen nicht gehen. Er wird Dich zumindest dazu motivieren, viel mit Deinem Nachwuchs raus zu gehen und wird Dir auch etwas Ausgeglichenheit zurück geben... Und die Zeit kann man sich doch einteilen... alles eine Frage der Planung :wink:

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