"Vom aufrechten Menschen zum Hundehalter"

  • Hat von euch jemand das Buch "Vom aufrechten Menschen zum Hundehalter - 500.000 Jahre Ko-evolution und Kulturgeschichte von Mensch und Hund" von Gudrun und Susanne Beckmann gelesen?
    Ich fänd es sehr spannend, sich darüber auszutauschen, da ihre Zweifel, der Hund würde nicht vom (Nord-)Wolf abstammen ja durchaus interessant sind.
    Kurz zusammengefasst, gehen nämlich beide Autorinnen davon aus, dass die Domestikation des Haushundes kein geplantes Unterfangen früher Jäger- und Sammlerkulturen war, sondern sich der Hund dem Mensch eher "zufällig", im Sinne einer natürlichen Selektion anschloss und über Jahrtausende vom Menschen zwar geduldet wurde, aber nicht züchterisch bearbeitet - bis dahin ja durchaus Thesen, die auch andere Forscher wie Zimen oder Coppinger vertreten.
    Interessant wird es allerdings, wenn es um die Stammartenfrage geht.
    Sie bestreiten vehement, der Hund würde vom Norswolf abstammen und führen zwar vorderasiatische Wolfsunterarten als potenzielle Stammform an, gehen aber im Verlauf des Buchs noch weiter und beleben einerseits die "Urhundtheorie" neu und andererseits werden sogar Asiatische Rothunde als potenziell an der Domestikation des Haushundes beteiligt dargestellt. Durchaus interessant, leider lassen doch manchmal die wissenschaftlichen Nachweise ihrer Behauptungen etwas zu wünschen übrig. So weisen sie bspw. darauf hin, dass es Rothund-Haushund-Kreuzungen gäbe - leider ohne Beleg! Ist das zoologisch überhaupt möglich? Beide Arten gehören (heute) zu unterschiedlichen Gattungen und ich habe noch nie etwas von derartigen Kreuzungen gehört - wisst ihr da etwas?
    Was haltet ihr von dem Buch, den Thesen und der Stammartenfrage?

  • Hört sich verdächtig nach den alten Theorien von Konrad Lorenz an, nur wars da der Goldschakal (So kam der Mensch auf den Hund).

    Zur Theorie des planlosen Miteinandern lebens:

    Halte ich für sehr plausibel. Als unsere Vorfahren noch ums tägliche Überleben kämpfen mußten, hatten die nicht die Zeit für Haustiere oder gar Tierzucht. Und wenn man mal guck, wie manche Urvölker heute noch mit ihren Hunden zusammenleben, dann ist es schon sehr wahrscheinlich, dass die Domestikation des Hundes anfangs eher ein Zufall als Plan war.

    Zur Abstammungstheorie:

    Ich meine irgendwo mal gelesen zu haben, dass, mit Hilfe genetischer Fingerabdrücke, es sicher sei, dass der Hund eine Unterart des Canis Lupus (Wolf) ist. Nur von welcher er abstammt, weiß ich auch nicht. Ich persönlich denke mal, dass es nicht nur eine Unterart war. Hunde sind an sovielen Stellen gefunden und domestiziert wurden, dass es mich wundern würde, wenn sie alle auf eine Urart zurück gehen würden. Zumal ja auch die Indianer Hunde hatten, und Hunde ihren Ursprung in Amerika hatten. Und man bedenke, Hunde und Wölfe ergeben in Paarung reproduktive Nachkommen. Also ein Zeichen für sehr dichte Verwandschaft.

    Gruß Christian

  • Ich kenn leider dieses Buch (noch) nicht.
    Kann aber Fassis Beitrag zu 100 % unterschreiben.

    Ergänzend: in der aktuellen "dogs" ist ein interessanter Bericht über Dingo (artige) wild lebende Hunde bei Ureinwohner in Papua-Neuguinea.
    Die Hunde dort leben beim Dorf, fressen Abfall, schlecken die Kinderpopos sauber und "holen" sich recht selbstständig Streichel- und Kuscheleinheiten. Außerdem begleiten sie die Männer unaufgefordert zur Jagd, lassen sich dabei sogar zum Flüsse-durchqueren tragen, und bekommen einen Teil der Jagdbeute.
    Die Menschen kümmern sich aber nicht irgendwie um die Hunde, es ist auch keiner einem speziellen Haus oder Menschen zugeordnet.
    Woher diese Hunde kommen ist noch völlig unklar.

    lg
    susa

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