Leinenbeißer und rassetypische Erziehung

  • Hi Krümelmonster,

    Zitat


    1. Was würdet ihr machen? Ist das ganze zu frech und sollte ich meinem Hund mal die Meinung geigen?

    2. Gibt es wirklich rassetypische Erziehungs-Tabus? Oder ist es nicht eher so, dass man bei jedem Hund individuell gucken muss, was man machen kann und was nicht - und die Rasse bei diesen Fragen eher außen vor lassen kann?

    zu 1.

    Kommt darauf an, WARUM er in die Leine beisst. Eine meiner Hündinnen beisst aus Übererregung in die Leine, bsp. in den ersten Minuten nachdem sie aus dem Auto gekommen ist oder nachdem wir aus dem Haus gegangen sind. Das ist in dem Moment reiner Stress/Erregung. Und da ist jeglicher Druck in Form von "das darfst Du nicht" kontraproduktiv. Ende vom Lied ist dann, dass Hund sich noch viel mehr aufgeiert. Wenn ich noch rechtzeitig dran denke, nehme ich ein Spielzeug mit und wenn wir in so eine Stress-Situation kommen, bekommt sie das Spielzeug ins Maul. Habe mir auch schon überlegt, ob ich ihr nicht so ein Bringsel-Halsband kaufen sollte wie es im Rettungsdienst gibt, damit sie dann das Bringsel selbst aufnehmen kann anstelle der Leine. Bisher ist es bei der Überlegung geblieben, da mich das Leinebeissen nicht stört und sie es in nun 6 Jahren auch noch nicht geschafft hat, die Leine auch nur annähernd zu beschädigen.

    zu 2.
    Nun, die verschiedensten Rassen wurden ja auf bestimmte Eigenschaften hin gezüchtet. Insofern ist es schon so, dass Hunde einer Rasse öfter mal ähnliche Eigenschaften aufweisen. Dennoch gibt es deutliche individuelle Unterschiede zwischen einzelnen Hunden, aber auch einzelnen Linien innerhalb einer Rasse.
    Das heisst, zum einen sollte man sich immer im Klaren darüber sein, was für eine Rasse man an der Leine hat. Ein Border bsp. wird viel eher unter der Grasnarbe kriechen, wenn man ihn mal gründlich anpflaumt als ein Aussie. Ein Grosspudel wird bei Druck sehr viel schneller dichtmachen als ein Deutscher Schäferhund. Was aber NICHT heisst, dass das auf den individuellen Hund, den man gerade an der Leine hat, auch genau so zutrifft. Es ist eine Tendenz innerhalb der jeweiligen Rasse. Aber trotzdem muss man immer sehen, wie das einzelne Individuum reagiert.

    Ich habe zwei Hündinnen der gleichen Rasse, die aber aus völlig unterschiedlichen Linien kommen. Die eine ist nach aussen hin eher sensibel und unsicher. Auf Druck reagiert sie mit verhaltenem Meiden. Sprich, sie macht dann immer noch, was sie tun soll, aber mit deutlichem "ich will hier weg"-Verhalten und eben langsam. Die andere ist nach aussen hin ein sehr extrovertierter, sicherer Clown. Auf Druck aber reagiert sie sofort und unweigerlich mit totalem Meideverhalten in Verbindung mit extremem Anstieg des Erregungslevels.
    Auch auf jegliche Art von Frust reagieren beide total unterschiedlich. Die eine reagiert auf Frustration eher mit "jetzt aber erst recht". Die andere mit "wie, das klappt nicht, ok, dann machen wir gar nichts".

    Problem ist, dass man bei jedem Hund, egal ob es die gleiche Rasse ist oder nicht, immer wieder neu austüfteln muss, wie Hund reagiert.

    Viele Grüße
    Cindy

  • Zitat

    Für einen Riesenschnauzer brauchst du genau so wenig unnötige Härte in der Erziehung wie für jeden anderen Hund auch.

    Ja, so grundsätzlich finde ich das auch. "Unnötige" sowieso nicht, man muss nur in der Situation irgendwie erkennen, was wann vielleicht auch nötig wird. Wobei ich unter "Härte" jetzt sowas wie runterdrücken oder umschubsen mit nem bösen, geknurrten NEIN verstehe. Ist aber halt die Frage, ob manche Hunderassen mehr oder weniger "gut" damit umgehen können. Während die eine Rasse sofort in Duckstellung geht und Meideverhalten zeigt, geht die andere vielleicht eher nach vorn und wird bockig. Gary macht eher letzteres - sowohl als Individuum wie vielleicht auch als typischer Vertreter seiner Rasse.

    Weshalb ich eben eher die Ablenkungs- als die Konfrontationsstrategie verfolge. In den letzten Tagen klappt es übrigens super mit "Schau her". Hund guckt, läuft schnell ins Fuß (muss er gar nicht, tuts aber trotzdem) und wartet auf sein Leckerchen. Ist für uns also gerade das Mittel der Wahl. Ich hoffe bloß, dass er diese Art Abbruchkommando das nächste mal auf dem Hundeplatz auch annimmt...

    schnauzermädel:
    Leine Hochhalten klappt bei mir nicht, da fängt er sofort das Springen an - vielleicht bin ich da auch zu ungeschickt. Was aber klappt, ist Halsband greifen - inzwischen ist er ja so groß, dass ich mich da noch nichtmal groß bücken muss.
    So eine Beißwurst habe ich mir übrigens gerade gekauft. Das mit dem SOFORT aufhören, klappt bei uns noch nicht so gut - je nachdem, welches Spielzeug wir gerade in der Mangel haben, muss ich nach dem "Gib's her" (unser Signal für "aus, aber du bekommst es gleich wieder") schonmal 20 Sekunden regungslos verharren. Aber wir arbeiten dran... :-)

    Cindy: Zu dem Warum - Übermut in Verbindung mit "Beachte mich!", denke ich. Ja, ich hatte auch schon überlegt, ne Art Schnauzenfüller mitzunehmen, den er dann einfach ne Weile trägt. Dinge in der Schnauze tragen scheint auch so ein Schnauzerding zu sein. :-)

    @Katzentier: Es war schon härter statt konsequenter gemeint. Halsband packen (wie Dobimum schon beschrieben hat), runterdrücken zum Beispiel.

    Grüße,
    Krümelmonster.

  • Zitat


    Cerridwen,
    das mit dem Leinebeissen kenn ich auch , aber wenn ich es unterbinde mit AUS ist auch Schluß und nicht wie hier : Aufbauen , bellen, knurren beißen ! DAS ist es , was mich beunruhigt .

    LG, Katzentier

    Das hängt immer ganz vom Hund ab. Das kann man nicht immer einstufen, wenn man es nicht sieht. Wir hatten einen im Th, der war auch so mit bellen, knurren und sich an der Leine hochbeißen, begrenzen und alles wieder von vorn. Aber der war nur so ungestüm, weil es raus ging und er laufen konnte.

  • Ein Schnauzenfüller kann auch eine Hilfe sein, nimm aber keinen Ball. Verliert er den, liegst du wahrscheinlich mitten im Dreck :lachtot:
    Das ihr jetzt eine Beißwurst habt ist toll! Und 20 sec. sind doch auch schon was. Es ist ja alles eine Übungssache und der Hund ist noch sehr jung und kasperig. Ein Riese ist meist, was die Konzentrationsfähigkeit angeht, langsam in der Entwicklung.
    Ansonsten würde ich mir wohl eine andere Hundeschule suchen. Sind die wahnsinnig :schockiert: Ins Halsband greifen ist ja völlig ok, aber runterdrücken oder gar auf den Rücken werfen ist sowieso nicht der richtige Weg, und bei einem Riesen soetwas zu empfehlen ist fahrlässig. Dieser Hund wird groß und schwer und mancher Riese neigt bei schlechtem Handling dazu, seinem deutlich zu zeigen, dass er das nicht schätzt. Das kann üble Löcher geben!
    Ich habe vor einiger Zeit einen Riesen übernommen, der kennt ALLE Ausbildungshilfsmittel (legal und illegal). Es hat ganz harmlos angefangen, dann wurde er immer schwerer führbar und es wurden immer größere Geschütze aufgefahren. Als Krönung wurde das dann alles auch noch so "fachkundig" eingesetzt, dass der Hund jedesmal "gewonnen" hat, übrigens unter Anleitung einer alteingessenen Hundeschule. Der Vorbesitzer hat mehrfach erfahren müssen, dass solche Situationen für ihn im Krankenhaus enden, bevor er den Hund endlich abgegeben hat. Das ist natürlich der Supergau und ich erwarte nicht, dass es bei euch auch nur annähernd so läuft, aber solche Entwicklungen sollte man immer im Hinterkopf haben.
    Gibts bei dir in der Nähe keine PSK-Ortsgruppe, die dir weiterhelfen kann. Meist ist das Training dort gut.

    LG
    das Schnauzermädel

  • Zitat

    Ansonsten würde ich mir wohl eine andere Hundeschule suchen.

    Ach, eigentlich bin ich da ganz zufrieden und fühle mich gut aufgehoben. Die Leute sind nett und es gibt immer wieder viele neue Tipps rund um Unterordnungsübungen. Es gibt aber keine weiteren Riesen in der Gruppe und ich weiß halt nicht, wie groß der Erfahrungsschatz mit Gebrauchshunden ist. Daher die Frage nach der rassetypischen Erziehung bzw. auch nach dem rassetypischen Verhalten. Obwohl auch Mallis dabei sind! Die schätze ich vom Charakter her eigentlich ähnlich ein, eher noch übermotivierter. Ich muss halt nur schauen, welche Dinge ich wie für mich umsetzen kann, welche Tipps ich annehme und welche nicht.

    Es gibt tatsächlich zwei PSK-Gruppen in meiner Nähe. Die eine Gruppe ist aber sehr klein und hat, glaube ich, keinen Trainer. Die andere habe ich schonmal besucht. Da war Gary noch ein richtig kleiner Welpe und es gab keine Welpengruppe. Außerdem hatte es mich etwas abgeschreckt, dass sie mir gleich was von Ohren kleben und so'n Mist erzählt haben. Klar, die gehen halt auch alle auf Ausstellungen und brauchen nen perfekten Hund. Naja, jetzt sind wir ja schon ein bisschen größer und wollten demnächst mal wieder vorbeischauen. Ich wollte mich bei denen mal über Fährtenarbeit informieren.

    Was macht denn dein "Monster"-Riese jetzt? Konntest du ihn wieder einigermaßen bändigen? Gary ist zwar manchmal auch ein kleines Monster, aber von deiner Geschichte weit entfernt. Ich hoffe, dass wir das mit unserem Häufchen Hundeverstand auch weit umgehen!!!

    Grüße,
    Krmelmonster.

  • Zitat

    ... Das fängt dann mit Leine beißen an, wenn man das ignoriert oder die Leine mit einem NEIN aus dem Maul nimmt, baut er sich vor mir auf, knurrt, bellt, schnappt in die Jacke und springt. Ich reagiere dann unterschiedlich. Nur ignorieren bringt eigentlich nix, das bauscht ihn nur noch mehr auf. Wenn es gerade geht, wird er angebunden und ich stell mich außer Reichweite. :-) Oder ich versuche ihn mit Unterordnungsübungen abzulenken (was recht gut klappt).


    Was pasiert vor dem in die Leine beißen?
    Wann beißt er in die Leine?

    Yane hat es auch schon geschrieben haben. Leine beißen kann verschiedene Ursachen haben. Du solltest lieber rauskriegen, was diese sind und daran arbeiten, als an den Syptomen rumdocktern.

    Wenn er sich schnell hochdreht und dann aus Streß oder Übersprungsverhalten in die Leine beißt, solltest Du z.B. daran arbeiten, dass er lernt in allen Lebenslagen ruhig zu bleiben. Dazu eigenen sich ereignislose Pausen zu strategischen Zeitpunkten, an denen nix weiter passiert, bis der Krümel sich völlig entspannt hat.
    Nütlich ist dazu ein konditioniertes Entspannungssignal.

    Wenn er aus Langeweile in die Leine beißt, würde ich ihn immer wieder unerwartete Aufgaben stellen.

    Mit Härte würde ich da gar nicht dran arbeiten. Wozu sollte Die nützlich sein?

  • Zitat

    Mit Härte würde ich da gar nicht dran arbeiten. Wozu sollte Die nützlich sein?


    Die Frage ist jetzt natürlich wieder, wie man Härte definiert, sie könnte aber dazu dienen einem kackfrechem Junghund zu signalisieren wo seine Grenzen sind... :D

  • Dann wäre die Frage ebenfalls wie man "kackfrech" definiert.

    JUNGHUND braucht man aber gar nicht zu definieren, da sagt nämlich der gesunde Menschenverstand, dass der eben noch JUNG ist, und keine Ahnung hat, wei mensch möchte, dass er sich verhalten soll (erstens) und/oder er (zweitens) nicht weiß, wo er seine ganze sprudelne Junghundeenergie lassen soll.

    FRECH bedeutet für mich, dass man WEISS das man gerade Unfug baut - dieses also mit (böswilliger) Absicht tun.


    Hunde tun, was ihnen Erfolg bringt. Die schnellste Möglichkeit, einen Hund zu trainieren, besteht also darin, das mögliche Verhaltensspektrum so zu manipulieren, dass nur noch das (vom Menschen) gewünschte Verhalten auftritt und dieses zu bestärken.
    Leider "funktionieren" Menschen aber genauso: solange der Hund "unaufällig" ist, ist es gut so und so wird das schöne Verhalten ignoriert. "Muckt" der Hund auf, muß das "Aufmucken" dann bearbeitet werden.
    Effektiv ist das allerdings nie...

  • Ich weiß nicht...warum denn immer so kompliziert...dann ist es halt ein Junghund, der nicht weiß wohin mit seiner Energie, der einen Pups quersitzen hat oder sonstwas...Hund beisst in die Leine, ich möchte das nicht und bringe das deutlich zum Ausdruck. Punkt. Aus.
    Wenn Janosch Emma im vollen Lauf am Halsband abfängt kriegt er von ihr auch postwendend Eine übergebraten...nach einigen Versuchen hat er es dann gelassen.
    Ist doch genau das gleiche Prinzip.

    Und zum Beispiel hierzu...


    Zitat

    Wenn er aus Langeweile in die Leine beißt, würde ich ihn immer wieder unerwartete Aufgaben stellen.

    Und warum sollte er dann das "Leinebeissen" sein lassen, wenn er das nächste Mal Langeweile hat?

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