Hund wird immer ängstlicher

  • Seit etwa 2 Wochen legt mein Hund ein äußerst merkwürdiges Verhalten an den Tag und das Fragezeichen in meinem Kopf wird immer größer...


    Schmitti war noch nie ein besonders mutiger Hund und ging fremden Situationen immer schon gerne aus dem Weg. Das können fremde Hunde sein, fremde Geräusche etc. Ich habe immer versucht, das nicht zu unterstützen und bin dann, wenn es sich einrichten ließ, erst recht bei dem anderen Hund stehen geblieben oder habe das fremde Geräusch (z.B. zuschlagendes Fenster bei Wind) nochmal nachgemacht, um ihr zu zeigen, welche harmlose Ursache es hat.
    Bisher war es dann immer so, dass sie sich mit der Zeit an "neue" Hundekumpels, Situationen etc. gewöhnt hat und sie für sie ganz normal waren.


    Seit einiger Zeit aber wird es immer schlimmer. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, wann und wie es angefangen hat. Aufgefallen ist mir zuerst, dass sie zu Hause plötzlich lieber in ihrem Korb als bei mir auf dem Sofa lag und oft auch auf Heranlocken nicht aufs Sofa kommt, sondern lieber in ihrem Korb bleibt. Da es vor einiger Zeit ja mal recht stürmisch war und sie auch im Büro auf die damit verbundenen Geräusche total hektisch und ängstlich reagierte (Ohren angelegt, geduckte Haltung, am liebsten in einer dunklen Ecke verkriechen, wenn man sie zu sich ruft, kommt sie in geduckter Haltung und mit beschwichtigendem Wedeln), habe ich das erst einmal darauf geschoben, denn auch in unserer Dachwohnung ist die Geräuschkulisse nicht ganz ohne, wenn es draußen stürmt und pfeift.


    Inzwischen (und der Sturm hat sich längst gelegt!!!) ist es eine regelrechte Tortur, mit ihr spazieren zu gehen - zumindest mittags, wenn wir dazu etwa 300 Meter durch eine relativ verkehrsreiche Straße laufen müssen, um in den Park zu kommen. Schmitti erschrickt vor zuknallenden Autotüren, Autohupen, vorbeifahrenden LKWs... was einem auf der Straße halt so begegnet. Sie zerrt an der Leine wie blöd und es ist mir unmöglich, sie bei Fuß laufen zu lassen. Früher lief sie eigentlich immer recht relaxed neben mir her, aber das geht momentan gar nicht.


    Wenn ich nach Feierabend mit ihr zu meiner Garage gehe, ist es das gleiche Spiel. Frau Schmitt wirkt auf dem kurzen Weg (ebenfalls ca. 300 Meter) total gestresst und wenn wir am Garagentor ankommen, springt sie daran hoch und kratzt aufgeregt daran rum, als wolle sie schnellstmöglich in unser "rettendes" Auto kommen.


    Ich zermartere mir das Hirn, um den Grund für Ihr Verhalten zu erforschen. Sie ist ja nicht nur draußen so komisch, auch zu Hause oder im Büro benimmt sie sich, als wäre der Teufel hinter ihr her. Oft habe ich den Eindruck, zu mir mag sie gar nicht mehr kommen - lieber legt sie sich bei einem Kollegen ins Büro oder zu Hause halt in ihren Korb. Ich hab ihr aber nichts getan!!!!
    Vor ca. 5 Wochen hatten wir beim Spaziergang mal eine Schrecksekunde, als einem vorbeifahrenden Baufahrzeug eine große Metallplatte von der Ladefläche auf die Straße knallte. Da habe auch ich mich wahnsinnig erschrocken, der Hund war kurz vorm durchdrehen!
    Aber das ist doch schon recht lange her und die beschriebenen Situationen haben meines Erachtens erst später angefangen.


    Komischerweise ist Schmittis Verhalten auf unseren Spaziergängen, wenn sie dann frei laufen darf, so wie immer. Dann wird die Umgebung erforscht, mit anderen Hunden getobt, gespielt etc.
    Ich weiß mir wirklich keinen Rat mehr - habt Ihr eine Idee?
    Gibt es irgendwas, das ich tun kann, damit mein Hund wieder Vertrauen in mich und seine Umwelt bekommt????


    Traurige Grüße
    Britta

  • Hallo Britta.
    Das hört sich ja wirklich nicht toll an... Ich kann Dich da gut verstehen.
    Meiner ist ja auch so ein kleiner Schisser gewesen, aber bei weitem nicht so schlimm wie bei Euch. Hab ich auch allein wieder in den Griff bekommen. Aber bei Euch ist das ja schon ziemlich extrem.
    An Deiner Stelle würd ich mal mit ihr zu nem Tierheilpraktiker gehen und mich beraten lassen. Bachblüten würden vielleicht bei Euch helfen, hab mir da damals auch Gedanken drüber gemacht, aber hab es dann doch allein hinbekommen. Hab aber schon viel über Bachblüten gelesen, gerade bei super ängstlichen Hunden hilft es sehr oft.
    Muß mal die Artikel raussuchen, dann kann ich Dir mehr drüber schreiben wenn Du möchtest.


    liebe Grüße
    Caroline

  • Hallo Britta!


    Hast du mal die Schilddrüse deines Hundes testen lassen? Mein Angstbolzen hier hat sich um 180 Grad gedreht, seit wir eine UF bei ihr erkannt haben und sie behandelt wird.

  • Danke für Eure Antworten!
    An Bachblüten hatte ich auch schon mal gedacht, werde nun mal zur Tierheilpraktikerin gehen.


    Die Sache mit der Schilddrüse ist ja interessant!! Wie seid Ihr darauf gekommen, Euren Hund darauf untersuchen zu lassen? Gab es auch noch andere Anzeichen für eine Schildrüsenerkrankung?
    Jedenfalls ein heißer Tip - das werde ich beim Arzt mal ansprechen.

  • Hauptgrund waren ihre Ängste, die später in totale Panik ausarteten. Da reichte es schon, daß ich ne Tüte Nudeln aufgerissen habe und der Hund in Panik weg raste. Obendrein hatte sie Aggressionen gegen Artgenossen.


    Aus heutiger Sicht hat da noch viel mehr mit reingespielt, was wir immer als "Pebbles ist eben so" abgetan haben. Das haben wir aber erst nach Einstellung auf Fortyron bemerkt.

  • Hallo Britta!


    Also das ist natürlich aus der Ferne sehr schwer einzuschätzen und ein Hundeexperte bin ich auch nicht. Wir haben allerdings auch einen eher unsicheren bwz. ängstlichen Hund aus Spanien.


    Zunächst würde ich mal beim Tierarzt abklären lassen, dass es nicht irgendwelche medizinischen Gründe für das Problem gibt, die einer Behandlung bedürfen.


    Dann fällt mir hier auf:


    Zitat

    Ich habe immer versucht, das nicht zu unterstützen und bin dann, wenn es sich einrichten ließ, erst recht bei dem anderen Hund stehen geblieben oder habe das fremde Geräusch (z.B. zuschlagendes Fenster bei Wind) nochmal nachgemacht, um ihr zu zeigen, welche harmlose Ursache es hat.
    Bisher war es dann immer so, dass sie sich mit der Zeit an "neue" Hundekumpels, Situationen etc. gewöhnt hat und sie für sie ganz normal waren.


    Zitat

    Da es vor einiger Zeit ja mal recht stürmisch war und sie auch im Büro auf die damit verbundenen Geräusche total hektisch und ängstlich reagierte (Ohren angelegt, geduckte Haltung, am liebsten in einer dunklen Ecke verkriechen, wenn man sie zu sich ruft, kommt sie in geduckter Haltung und mit beschwichtigendem Wedeln), habe ich das erst einmal darauf geschoben, denn auch in unserer Dachwohnung ist die Geräuschkulisse nicht ganz ohne, wenn es draußen stürmt und pfeift.


    Zitat

    Vor ca. 5 Wochen hatten wir beim Spaziergang mal eine Schrecksekunde, als einem vorbeifahrenden Baufahrzeug eine große Metallplatte von der Ladefläche auf die Straße knallte. Da habe auch ich mich wahnsinnig erschrocken, der Hund war kurz vorm durchdrehen!


    Zitat

    Komischerweise ist Schmittis Verhalten auf unseren Spaziergängen, wenn sie dann frei laufen darf, so wie immer. Dann wird die Umgebung erforscht, mit anderen Hunden getobt, gespielt etc.


    Wenn ich diese vier Punkte lese, drängt sich mir die Frage auf, ob Schmitti - zumindest in der letzten Zeit - zu vielen für sie negativen Reizen ausgesetzt ist, so dass das Fass jetzt quasi einfach mal übergelaufen ist?


    Ich weiß natürlich nicht, wie Du es tatsächlich handhabst und natürlich gehe ich auch nicht davon aus, dass Du Deinen Hund ständig bewußt diese Streßsituationen bewältigen läßt.


    Ich setze aber an diesem Punkt hier an:


    Zitat

    Ich habe immer versucht, das nicht zu unterstützen und bin dann, wenn es sich einrichten ließ, erst recht bei dem anderen Hund stehen geblieben oder habe das fremde Geräusch (z.B. zuschlagendes Fenster bei Wind) nochmal nachgemacht, um ihr zu zeigen, welche harmlose Ursache es hat.


    M.E muß man auch bei einem unsicheren/ängstlichen Hund nicht gleich jede Negativ-Situation "therapieren". Grundsätzlich meine ich damit, dass ein solcher Hund ruhig schreckhaft reagieren darf.


    Es muß daher nicht immer angebracht sein, dem Hund den Schrecken in der Situation nehmen zu wollen; schon gar nicht durch aktives Herbeiführen der Situation. Denn hier besteht immer die Gefahr, dass ich die Reizschwelle für den Hund zu hoch setze und ihn damit unnötig streße.


    Wir handhaben das z.B. so, dass wir Finn auch einfach mal nur passiv Sicherheit geben, indem wir die Angst in dem Moment einfach mal akzeptieren ohne auf sie in irgendeiner Form einzugehen.


    Das ist ein wenig schwierig zu erklären und auch immer eine Situationsfrage.


    Natürlich will ich auch überhaupt nicht sagen, dass das bei Euch jetzt das Problem sein muß. Anhand Deines bisher Geschriebenen ist das aber einfach mal eine Frage, die ich aufwerfen möchte.


    Es hatte für mich bis jetzt ein wenig den Eindruck, als läuft bei Euch in vielen Situationen - nicht in allen - so ein "Angst-Bewältigungs-Masterplan" an. Wenn das so wäre, dann könnte das zu einer Reizüberflutung führen, durch die ich mir das momentane Unwohlsein in Deiner Nähe erklären könnte.


    Vielleicht habe ich Deine Aussagen aber auch fehlinterpretiert.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,


    danke für Deine ausführliche Antwort.
    Wenn man es wie Du von "außen" betrachtet, klingen Deine Argumente ziemlich logisch! Möglicherweise war es wirklich ein bisserl viel in letzter Zeit für Frau Schmitt und ich merke natürlich auch, dass ich selber immer unsicherer und auch angespannter werde, weil ich sie (um es mal übertrieben zu sagen) auf Schritt und Tritt beobachte. Das überträgt sich sicherlich auch nochmal auf den Hund.
    Ich muss gestehen, dass ich nicht der geduldigste Mensch bin und oft schon habe ich mir gewünscht, mich mit Schmitti ruhig hinsetzen zu können, u m ihr zu erklären, dass da draußen nichts ist, was ihr irgendeine Angst machen muss.
    Okay, ich geb zu: ich habe schon versucht, ihr das zu erklären - leider sprechen wir nicht wirklich die selbe Sprache... :D


    Bei dem Beispiel mit dem Fenster hast Du sicherlich recht; dass ich dieses Geräusch nachgemacht habe, war vielleicht zuviel für die gestresste Maus. Ansonsten versuche ich einfach, den alltäglichen Situationen nicht aus dem Weg zu gehen. Ich "zwinge" Frau Schmitt nicht, bei jedem Hund stehen zu bleiben, um ihre Angst zu therapieren, aber ich versuche halt auch, ihr klar zu machen, dass dies eine ganz normale Situation ist, indem ich z.B. bei manchem Hundehalter stehen bleibe, um ein Schwätzchen zu halten oder den anderen Hund begrüße, wenn er auf mich zukommt.


    Die tägliche Situation auf der Straße kann ich ihr nun leider nicht ersparen, da ich sie a) nicht in Watte packen will, indem ich nur noch "im Schutze unseres dörflichen Terrains" mit ihr spazieren gehe und ich b) darauf angewiesen bin, Frau Schmitt ins Büro mitzunehmen. Bisher hat das ja auch immer gut funktioniert und höchstens ein besonders lauter LKW hat sie mal ein bisserl zusammenzucken lassen. Mittlerweile schafft das ein Fahrradklingeln...


    Wir haben nun um Weihnachten / Neujahr herum ein paar Tage Urlaub und ich hoffe sehr, dass Schmitti diese Zeit zum relaxen nutzen kann. Nichtsdestotrotz habe ich gestern einen Termin mit einer Tierheilpraktikerin gemacht, um mich in Sachen Bachblüten mal beraten zu lassen. Dort gehen wir übermorgen hin, mal sehen...
    Wenn auch das nichts bringt, werden wir auf jeden Fall mal zum Tierarzt gehen, um eine krankhafte Ursache auszuschließen.


    Ich bemühe mich nun einfach, mich selber mehr zu beobachten. Nicht doch wieder ein tröstendes Wort zu sagen oder ungeduldig zu werden, wenn der Hund nicht so "funktioniert" wie ich es gewohnt bin. An kritischen Stellen auf der Straße versuche ich Schmittis Gedanken auf mich umzulenken, indem ich den fröhlichen Hampelmann gebe und sie mit einem Leckerli belohne, wenn sie bei Fuß geht.


    Danke nochmal für alle Eure Antworten und Tips! Die haben mir ein bisserl Mut gemacht!!

  • Zitat

    ...
    Die tägliche Situation auf der Straße kann ich ihr nun leider nicht ersparen, da ich sie a) nicht in Watte packen will, indem ich nur noch "im Schutze unseres dörflichen Terrains" mit ihr spazieren gehe und ich b) darauf angewiesen bin, Frau Schmitt ins Büro mitzunehmen. Bisher hat das ja auch immer gut funktioniert und höchstens ein besonders lauter LKW hat sie mal ein bisserl zusammenzucken lassen. Mittlerweile schafft das ein Fahrradklingeln...
    ...


    Nein, das machst Du auch grundsätzlich richtig. Situation bewußt ersparen, solltest Du Schmitti nicht. Aber wenn Schmitti viele Altagssituationen, schon als Streß empfinden kann, dann muß man nicht an so Dingen, wie zuschlagendes Fenster arbeiten und noch zusätzlichen Streß schaffen. Das soll jetzt aber kein Vorwurf sein, sondern soll nur verdeutlichen, was ich meine.


    Allerdings kann ich das von hier nicht wirklich beurteilen, weil das auch alles immer vom Charakter und der jeweiligen Situation abhängt.


    Wenn Du aber selbst schon der Ansicht bist, dass Du angespannt bist, dann ist es auf alle Fälle förderlich auch etwas für die eigene Entspannung zu tun.


    Ich würde hier durchaus in Erwägung ziehen, die Situation bei Euch mal von einem darauf spezialisierten "Hundetrainer" beobachten zu lassen.


    Generell würde ich darauf achten, dass Du Deinem Hund im Moment eine möglichst entspannte Atmospähre schaffst, Deinen Hund beobachten ist wichtig - auf der anderen Seite ist man dann sehr schnell am "totanlysieren", womit man sich und damit dann auch den Hund streßen kann.


    Schmitti ist ein Unsicherer, also lass es ihn dort, wo es nicht schädlich ist auch ein Stück weit sein.


    Insgesamt sind das aber alles keine Patentrezepte - die gibt es aber auch nicht.


    Gruß,
    Martin

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!