Problem mit Retriever (lange Beschreibung)

  • Hallo,
    ich habe folgendes Problem:


    Vor etwa drei Monaten hatte ich 4 Wochen lang eine junge Golden Retriever-Hündin (knapp 2 Jahre) in Pflege, was auch sehr gut gelaufen ist. Frauchen war auf Kur. Seit 3 Wochen habe ich sie nun vorübergehend wieder bei mir, da ihr Frauchen sie nicht mehr behalten kann. Aus persönlichen Gründen wohnt sie mit der Hündin schon seit ca. einem halben Jahr in einer 1-Zimmer-Wohnung (vorher Haus mit 1000qm Grundstück). Dort ist die arme dann 9h am Tag alleine solange Frauchen arbeiten geht. (Dass das Scheiße ist müssen wir garnicht erst disskutieren, das ist klar). Dazu kam dann noch eine Tierhaarallergie, die in der kleinen Wohnung so richtig zum Ausbruch gekommen ist. Deshalb habe ich mich auch von einer Minute auf die andere angeboten, sie nochmal zu nehmen, weil Frauchen nur noch gekeucht hat. Frauchen sucht seitdem durch Aushänge ein neues Zuhause für sie, wo alle äußeren Umstände stimmen (Haus mit Garten, Hundeerfahrung, Zeit usw., bisher erfolglos) . Da ihr Frauchen sie trotzdem sehr vermisst und sie am liebsten behalten würde, kommt sie trotzdem fast täglich und holt ihre Hündin zum Spazierengehen ab. Dies ist für mich eine große Entlastung, weil ich zeitlich auch sehr eingeschränkt bin. Wie gesagt es war eine Notlösung.


    Seit ihrem letzten Aufenthalt bei mir hat sich ihr Verhalten nun leider verschlechtert. Von der Leine lassen konnte ich sie beim 1. Besuch zwar auch schon nicht (da hört sie nicht, auf ihr Frauchen auch nicht), das war aber auch das einzigste Erziehungsproblem (an dem auch dringend gearbeitet werden muss). Jetzt ist aber neu, dass sie auf dem Spaziergang manchmal "austickt": Sie läuft lieb und brav, versteht sich mit allen anderen Hunden, zieht nicht usw. , fängt aber dann plötzlich an hochzuspringen und mich in den Arm zu beißen (beim Frauchen und bei ihrem neuen Lebensgefährten und bei meinem eigenen Freund macht sie das auch). Auslöser ist meist, wenn man sie nach ewigem Buddeln von einem Mäuseloch wegzieht (weil man endlich weiterlaufen muss und sie freiwillig nicht kommt) oder wenn wir einen anderen Hund getroffen haben und dieser dann weiterläuft. Manchmal gibt es aber auch garkeinen ersichtlichen Grund. Über möglich Ursachen muss man eigentlich auch nicht großartig disskutieren. Dieses ganze Hin- und Her zur Zeit, die Verlustangst, das viele Alleinseinmüssen, das mangelnde Austoben-Können, dazu auch noch ein bißchen fehlende Unterordnung - einfach ein Mischung von allem - einfach insgesamt eine total ungünstige Lebenssituation für einen Hund. Das ist so schade für sie, weil sie ansonsten ein ganz toller lieber Hund ist, ich hab sie wirklich lieb.


    Wenn sie das Verhalten zeigt habe ich bisher folgendes versucht (habe übrigens Hundeerfahrung, habe einen fast 11 Jahre alten Schapendoes, der anfangs auch mehr als schwierig war (war mit einem halben Jahr schon dreimal im Tierheim bis wir ihn bekommen haben), er lebt als Familienhund im Haus meiner Eltern, er und die Pflegehündin kennen sich zwar, wenn sie bei mir ist kommt er aber nicht auf Besuch in mein Haus wie sonst oft, da sie ihm zu wild ist, er ist ja auch schon älter):
    - Ignorieren
    - Ablenken mit Spieltau oder mit "Schau mal", "Da lang"
    - Schimpfen, Unterordnung


    Alles ohne bzw. nur mit sehr kurzweiligem Erfolg. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. In diesen Momenten ist auch garnicht mehr an sie heranzukommen. Wenn man sie schimpft, "Schnauzengriff" für ungehöriges Verhalten anwendet o.ä. wird sie teilweise sogar richtig aggressiv. Außer wenn zufällig ein anderer Hund bellt ist sie sofort interessiert und hört auf. Dann ist sie wieder lieb wie vorher. Es ist wohl so eine Art Übersprunghandlung weil sie sauer ist oder in dem Moment gerne Rasen und Spielen würde.
    Ihren neuen Besitzer müssen dann auch dringend mit ihr trainieren, vielleicht hilft auch nur professionelle Unterstützung um das Verhalten wieder zu Löschen.
    Habt ihr vielleicht Erfahrung mit solchem Verhalten? Meine Arme sehen mittlerweile schlimm aus. Ich hoffe wirklich, dass sie bald ein tolles neues Zuhause findet, sie hat es verdient, gleichzeitig tut es mir auch sehr leid, dass sie vom Frauchen weg muss und ich sie auch nicht behalten kann.
    Vielen Dank für Antworten!
    SandyS.

  • Zitat

    Dieses ganze Hin- und Her zur Zeit, die Verlustangst, das viele Alleinseinmüssen, das mangelnde Austoben-Können, dazu auch noch ein bißchen fehlende Unterordnung - einfach ein Mischung von allem - einfach insgesamt eine total ungünstige Lebenssituation für einen Hund. Das ist so schade für sie, weil sie ansonsten ein ganz toller lieber Hund ist, ich hab sie wirklich lieb.


    Du hast es ja schon schön umschrieben...der Hund ist
    hin und her gerissen.
    Nicht ausgelastet genug....


    Zitat

    "Schnauzengriff" für ungehöriges Verhalten anwendet o.ä. wird sie teilweise sogar richtig aggressiv.


    Würde ich auch werden....
    Der Hund muß ausgelastet sein,das ganze drumherum muß sich ändern..
    versuche doch einfach mal ein wenig wie das Tier zu denken.
    Nicht immer um 10 Ecken wie wir Menschen,einfach grade heraus.
    Wie fühlt es sich an herumgeschoben zu werden und Frauchen nur
    noch zum Spazigehen zu sehen?
    Der Hund spürt, dass etwas "im Busch" ist und das und die mangelnde
    Aufmerksamkeit ist der Grund.
    Ich hoffe mit Euch,es findet sich bald ein neues Herr oder Frauchen...

  • Lass erst mal bitte den Schnauzengriff - sowas ist völliger Humbug und dient nur zur Befriedigung des menschlichen Gefühles von Macht und Stärke, hat aber keinerlei sinnvollen Effekt auf den Hund.


    Zum anderen solltet ihr den Hund nicht vor sich hinleben lassen, sondern klare Verhältnisse schaffen. Heißt entweder Hü oder Hot - aber kein rumgeschiebe des Hundes.


    Als nächstes sucht ihr einen Trainer welcher jedes eurer Probleme mit euch zusammen erarbeitet.


    Nur mit einem "irgendwannisterjawiederweg" Training, wird das nix. Ggf. solltet ihr euch im Tierheim nach einer Pflegestelle erkundigen und dort den Hund unterbringen, dann aber entgültig und ohne (Ex)Frauchens betüteln.


    Versteh mich nicht falsch, aber so wie es im Moment läuft - ist es grottenschlecht für den Hund, da er keinen Platz - keinen Rudel hat, zu dem er wirklich gehört. Dies muss sich ändern.

  • Hallo,
    ich denke auch da kommt man nicht viel weiter, als dass für den Hund endlich wieder Klarheit herrscht. Die Umstände und eine klare Rudelführung.
    Alles andere wäre herumbasteln an Symptomen, die ja eine reale tiefere Bedeutung haben. Vielleicht ist das gar nicht so gut, dass die Besitzerin ihn immer wieder zum Spazierengehen abholt, das macht es ja noch verwirrter, Trennungsängste, Unsicherheit beim Hund usw.
    Wünsche euch eine schnelle und gute Vermittlung.
    lg mathilde

  • Manchmal ist es so erschütternd, was man liest und hört. :/


    Aber erstmal ein fettes Lob an Dich, dass Du Dich bereit erklärt hast, den Hund übergangsweise zu übernehmen.


    Wie kann ein lebendes Wesen ( Dazu zähle ich Hund und auch Kind gleichermassen) ein angemessen soziales Verhalten zeigen, wenn das ganze Umfeld nur noch Kopfstand macht.


    Wie muss es wohl im Seelenleben dieses Hundes aussehen, da ist eine Achterbahnfahrt noch entspannt dagegen.
    Unabhängig von der Seele, leidet alles jemals Gelernte daran, das Vertrauen zu den Menschen fängt an zu kippen.


    Der Hund ist halt,- und führerlos....verliert jegliche Orientierung.
    Da ist jedes Austicken und Hochspringen noch ein Grund zur Freude, solange nichts Schlimmeres passiert. Denn es könnte noch Schlimmeres passieren.


    Normalerweise hüte ich mich, bzw. vermeide ich solche Aussagen.
    Aber in diesem Falle bitte ich Euch, die Kraft nicht in Massregelungen des Hundes zu stecken, sondern in die optimalste Vermittlung des Hundes.
    Sie ist erst 2-jährig und hat noch alle Chancen dieser Welt, eine intakte Hund/Menschbeziehung geniessen zu dürfen.


    Bitte, setzt alles daran dies dem Goldi-Mädchen zu ermöglichen.
    Und seid nicht zu streng mit ihr, sie hat kein einfaches Los gezogen.


    Und noch etwas, ganz wichtig:


    Beherzigt das, was auch Bennie schon erwähnte.
    Brecht den Gassikontakt der ursprünglichen Besitzerin sofort ab, auch wenn es für Dich oder Euch mit grossen Umständen verbunden ist.
    Aber das Mädchen leidet bestimmt psychisch mehr darunter, als es für Euch nützlich sein könnte.


    Ich wünsche dem armen Mädchen, dass sie ganz schnell ein dauerhaftes und liebevolles Zuhause bekommt.


    Und Euch viel, viel Glück dafür!

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