Angst vor Berührung
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Das Problem mit den Videos ist meiner Einschätzung nach folgendes: die Hunde werden einfach angefasst, hochgehoben, durchgeknuddelt, kurz zwangsgestreichelt! Du sagst selber, dass man an seiner Körpersprache gesehen hat, dass es ihm unangenehm ist.
Die Frage ist, wie man damit umgeht: sehe ich (wenn ich es denn sehen kann), dass ein Hund eigentlich nicht angefasst werden möchte und lasse ihn dann in Ruhe oder zwinge ich ihn zum Körperkontakt?! Es gibt Hunde die lassen es halt über sich ergehen und die werden dann halt als lieb und freundlich und dem Menschen zugewandt beschrieben und solche, die machen dann sehr deutlich, dass sie keinen Kontakt wollen (knurren, abschnappen, zubeißen).
Klar lässt sich das nicht pauschalisieren, es ist nur eine Beobachtung von Videos in Kombination mit der dazugehörigen Beschreibung. Wie die Realität aussieht, sieht man dann meist erst vor Ort.
Bekannte von mir haben seit fast 3 Jahren eine Hündin, die sich bis heute nicht anfassen lässt. Auch von der gab es Videos und auch in ihrer Pflegestelle wurde sie angefasst (da war sie aber nur wenige Tage). Tja, im neuen Zuhause ging das und geht das bis heute nicht
Fokus wäre für mich bei eurem Hund tatsächlich erstmal Zeit geben, dass er vertrauen lernt und merkt, dass ihr nichts (negatives) von ihm wollt. Trotzdem solltet ihr im Hinterkopf behalten, dass es auch Hunde gibt, die einfach nicht großartig gestreichelt, geschweige denn geknuddelt und geschmust werden wollen.
Dass ihr einen Trainer kommen lässt, ist super. Achtet darauf, dass er was von Körpersprache versteht und euch diese auch gut vermitteln kann. Denn nur wenn ihr selber in der Lage seid den Hund richtig zu lesen, könnt ihr auch an der richtigen Stelle belohnen/bestätigen und genauso an anderer Stelle einen Schritt zurück machen und dem Hund signalisieren, dass ihr seine Signale verstanden habt.
Um das Streicheln und Knuddeln geht es mir auch gar nicht so sehr. Es ist mehr das Anleinen, Körperpflege, sichere Tierarztbesuche die mir Kopfzerbrechen bereiten. Wie machen das denn deine Bekannten?
Ich habe in den ersten Tagen einmal versucht ihn anzufassen und vermutlich Warnsignale ignoriert bis er in die Luft geschnappt hat.
Jetzt akzeptiere ich die Grenzen natürlich eher und sowas kam entsprechend nicht mehr vor.
Anleinen fast ausschließlich erzwungen auf ihrem Platz unterm Tisch, ansonsten läuft sie frei, ist zum Glück sehr Hoftreu. Körperpflege, nunja, nicht vorhanden (zum Glück pflegeleicht). Tierarztbesuch: geht nicht, einmal musste sie, da Vergiftung, da wurde das reinheben ins Auto mit einem Biss quittiert. Ansonsten kommt die Tierärztin nach Hause und macht das Nötigste (wobei ich tatsächlich nicht weiss, ob sie geimpft wird).
Also rundum kein erstrebenswerter Zustand. Es gab und gibt es auch Besserungen, aber kein Zusammenleben wie wir das so von "unseren Hunden" kennen.
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Der Trainer hat Erfahrung mit Angsthunden und Hunden aus dem Auslandstierschutz, deswegen mussten wir auch so lange auf den Termin warten.
Das klingt sehr gut, ich drück die Daumen, dass er euch gleich ganz viel zeigen kann.
Und ich stelle mir auch vor, dass ihr jetzt in der Anfangszeit von einer engeren Trainerbegleitung profitieren würdet. Also wenn es geht und die Chemie mit dem Trainer passt, würde ich den Trainer gleich häufiger buchen.
Ansonsten fällt es mir schwer, hier einen Tipp per Ferndiagnose zu geben, weil ich die Situation so fragil finde. Außer vielleicht: Videos ansehen, die die Körpersprache von Hunden erklären. Und sich mit der eigenen Körpersprache auseinandersetzen.
Unsere Hündin aus Rumänien war nicht unser erster Hund, aber ich bin noch heute irgendwie verdattert, wieviel Körpersprache ausmachen kann. Da waren die Vorgängerhunde (deutsches Tierheim, Züchter, Bauernhof, ...) durchgängig viel abgestumpfter. Die Rumänin war die erste, die wirklich ein Problem damit hatte, wenn Menschen sich über sie beugen, sich ihr entgegenlehnen und sowas.
Also eigentlich ist sie mein erster Hund, der sich bilderbuchmäßig wie ein Hund verhält
Ihr helft eurem Hund auf jeden Fall, wenn ihr möglichst schnell lernt, ihn zu lesen.
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Heißt jemand mit Erfahrung als Halter oder meinst du eine enge Begleitung durch einen Hundetrainer könnte auch Zielführend sein?
Die Frage ist halt: Wie soll ein Hund Vertrauen zu Euch fassen können, wenn Ihr selbst nicht wisst, was Ihr machen sollt?
So ein Hund braucht Menschen, die ihm den Weg weisen können. Meine Meinung ist, man kann durchaus auch ohne Hundeerfahrung einen Angsthund gut begleiten, aber dafür benötigt es gute Anleitung und ein gutes Gespür.
Die Problematik ist auch die "falsche" Fragestellung, zb eben, wie bringe ich dem Hund bei, sich ein Geschirr anziehen zu lassen. Die Fragestellung sollte sein: Was mache ich mit meiner Körpersprache. Denn die bedroht sehr häufig oder engt ein, sendet widersprüchliche Signale. Gerade das so beliebte Locken. Gut gemeint, aber mit einer guten Chance, ein Schuß nach hinten zu werden.
Bei so einem Hund muß einem eins klar sein. Es kann sich sehr viel verändern, aber es kann auch komplett stagnieren. Es kann ein normaler Hund werden, der einen normal im Alltag begleiten kann, oder es wird für immer ein Hund sein, mit dem vieles niemals möglich sein wird. Bonnie zb wird niemals mit in ein Restaurant gehen können oder Baumarkt zb. Wenn ich Tagesausflüge mache, kann ich nicht einkehren. Das muß man wollen, nicht nur mit Lippenbekenntnis.
Ich habe mich für all meine Angsthunde immer komplett bewußt entschieden. Ich wurde nicht davon überrascht.
Aber auch darüber wird ein guter Trainer mit Euch sprechen
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