Warum habt ihr einen Hund?

  • Das wird jetzt ein richtiger Roman. :see_no_evil_monkey:


    Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der ich keinen Hund gewollt hätte. Es war immer mein größter Wunsch, einen Hund zu haben.

    Allerdings musste ich 18 Jahre warten, um ihn mir zu erfüllen. Als Teenager habe ich sehr viel Hundebetreuung gemacht. Eine Hündin hat zeitweise mehrere Wochen am Stück bei mir gewohnt und ich war immer sehr traurig, wenn meine vorübergehende Zeit als Hundehalterin wieder vorbei war. Zweimal hätte ich sogar die Chance gehabt, erwachsene Hunde aus meiner Betreuung zu übernehmen. Eine wundervolle, bereits erwachsene Boxerhündin und einen 9 Monate alten American Bulldog. Auch wurden mir immer wieder verschiedene Welpen aus dem Freundeskreis angeboten... aber ich durfte nie annehmen. Der Boxerhündin trauere ich heute noch etwas nach... es hätte so gut gepasst.

    Ich hatte immer die Hoffnung, dass meine Mutter es sich anders überlegt, wenn sie erstmal sieht, dass ich mich wirklich allein um einen Hund kümmern kann und das auch gerne mache...Aber sie ließ sich nicht erweichen. Ich konnte froh sein, dass ich in unserer Wohnung Hunde wenigstens betreuen durfte.

    Gegenüber von meiner damaligen Schule gab es einen Megazoo, da habe ich dann immer mein Taschengeld für den zukünftigen Ersthund ausgegeben.. bevor Anju einzog, hatte ich schon genug Kram für mindestens 3 Hunde. :lol: Aber es hat mir so viel Spaß gemacht durch den Laden zu stöbern und mir vorzustellen, wie mein Hund mit diesem Halsband aussehen würde oder ob er sich über dieses Spielzeug freuen wird.... Selbst ein Körbchen hatte ich schon, bevor ich überhaupt die Rassewahl getroffen habe.

    Wenn ich nicht shoppen war oder Hunde betreut habe, hab ich Bücher gewälzt und das Internet durchforstet. Versicherungen verglichen, Tierärzte rausgesucht, Kontakte auf Hundewiesen geknüpft, verschiedenste Rassen kennengelernt...

    2013, ein Jahr vor Anjus Einzug, kam dann das Gesetz raus, dass man in Niedersachsen einen Hundeführerschein machen und vor der Anschaffung des Hundes die Theorieprüfung bestehen muss. Das Gesetz war kaum raus, da habe ich schon die Theorieprüfung abgelegt. Damals war es ein richtiger Krampf, jemanden zu finden, der die überhaupt abnehmen kann, weil noch keiner so wirklich wusste, wo oben und unten war. Ich bin dann mehrere Städte weiter in einer kleinen TA Praxis fündig geworden und hab auch direkt bestanden. Ich glaube, so gut habe ich noch nie in meinem Leben in irgendeinem Test abgeschnitten. xD


    Und dann kamen mehrere Sachen zusammen. Ich hatte schon länger mit psychischen Problemen und Ängsten zu kämpfen, wurde dann aber recht plötzlich völlig umgehauen. Ich wurde schwer depressiv, habe meine Lebensfreude verloren und komplett dicht gemacht. Ich habe überhaupt keinen Sinn in meinem Leben gesehen und das einzige, was nach wie vor da war, war der Wunsch nach einem Hund.

    Ich wurde 18 und hab meine letzte Kraft in die Züchtersuche gesteckt und wurde reihenweise vor den Kopf gestoßen. (Verständlicherweise)

    Meine Verzweiflung war groß genug, um einen Vermehrer in Ungarn anzuschreiben, die hatten auch noch eine unkupierte Hündin für mich über. In die ersten Bilder von Anju habe ich mich direkt verliebt.

    2 Wochen später wurde sie mir auch schon "geliefert".

    Ich habe sie heimlich angeschafft, obwohl ich noch bei meiner Mutter gewohnt habe. Das hätte alles richtig schief gehen können. Allen voran, hätte ich einen wirklich kranken Hund bekommen können... habe ich zum Glück aber nicht. Sie war vernünftig entwurmt, geimpft, sogar ein Nabelbruch wurde beim Vermehrer noch operiert und auch ihr Alter hat sehr wahrscheinlich gestimmt.


    Meine Mutter ließ es mir durchgehen. Sie hat Anju sehr schnell ins Herz geschlossen und ich denke, sie hatte die Zeit vorher auch einfach Angst um mich, sodass sie mir meinen kleinen Lichtblick ließ.

    Es hat gedauert, aber Anju hat mich da raus gezogen. Anfangs brauchte ich die Unterstützung meiner Familie, ich hatte einfach Angst raus zu gehen und konnte mich nicht immer überwinden. Aber das ging relativ schnell vorbei. Mit Anju an meiner Seite habe ich mich richtig gut gefühlt.

    In den nächsten Monaten/Jahren habe ich es mit ihr geschafft viele meiner Ängste in den Griff zu bekommen oder sogar ganz abzubauen. Meine Lebensfreude kam schon direkt mit ihrem Einzug zurück. Depressionen lassen sich nicht abschalten, aber es wurde mit der Zeit deutlich besser. Ich habe die Kraft gefunden einen sehr toxischen Freundeskreis zu verlassen und letztendlich sogar ganz der Stadt, die mich so krank gemacht hat, den Rücken zu kehren. Jetzt wohne ich mit Anju seit 8 Jahren im grünen und es geht mir so gut wie gefühlt nie zuvor. Ich hab nach wie vor meine Problemchen, aber ich kann viel besser damit umgehen als früher. Anju hat mich wortwörtlich gerettet.


    Also, warum habe ich einen Hund? Weil ich sehr sehr egoistisch war und einen Anker für mich brauchte. Aber ich bin mir sicher, dass Anju bei mir ein wirklich gutes Leben hat und es nicht schlimm findet, bei mir gelandet zu sein. (Außer die Würstchen sind alle, da wirds dann echt kritisch :lol: )


    Ich kann mir ein Leben ohne Hund nicht mehr vorstellen. Auch wenn der Gedanke weh tut, meinen Weg irgendwann mit einem anderen Hund fortzusetzen. Wenn ich könnte, würde ich auch mein ganzes Leben mit diesem einen Hund verbringen. Anju erfüllt alles, was ich mir vom Leben mit Hund wünsche.


    Meine Erwartungen an das Leben mit Hund haben sich mit Anju etwas geändert oder konkretisiert, aber der Kern ist tatsächlich eher, überhaupt einen Hund zu haben und dann entwickelt man sich schon zusammen in die richtige Richtung.


    Andere Tiere finde ich im übrigen auch toll. Vögel hatte ich zum Beispiel schon ganz viele in meinem Leben, aber aktuell passt es nicht.

    Mein Traum wäre, irgendwann mal einen kleinen Garten zu haben, in dem ich Hühner oder wieder Wachteln halten kann.

    Auch Pferde, Katzen und Nager finde ich toll.. nur bin ich gegen diese Tiere und deren Zubehör (Heu, Stroh...) ganz doll allergisch.

    Auf manch einen Hund reagiere ich leider auch, aber das ist zum Glück selten.

  • Mein Spracherwerb: Papa, Mama, Blacky (der Nachbarshund). Ich habe immer um einen eigenen Hund gebettelt, musste mich aber mit den Hunden in der Familie und der Nachbarschaft zufrieden geben. Legendär sind meine Strichlisten, welche Hunde ich auf den Spaziergängen mit den Nachbarshunden oder auf dem Schulweg gesehen habe:D

    Als Jugendliche, sowie im und nach dem Studium haben Pferde dann eine größere Rolle gespielt, aber nach dem 2. Staatsexamen und mit dem Umzug auf`s Land waren dann endlich die Möglichkeiten da, einen Hund nach meinem Geschmack zu halten.

    Mit Cosima hatte ich viel Spaß an der Hundeschule und am Obedience. Bolero findet das schrecklich und eigentlich passt das auch gar nicht mehr in mein jetziges Leben. Sein Job ist u.a. meine persönliche Burnout-Prophylaxe. Egal, welche nervigen Aufgaben nachmittags auf mich lauern: wenn ich vorher mit Bolero meine Stunde unterwegs war, sieht die Welt danach viel besser und lockerer aus =)

    Solange es für uns körperlich geht, wird hier immer ein Hund leben. Und danach werde ich Hunde-Oma und betüddele tagsüber die Hunde Berufstätiger:nicken:

  • Ich war schon als Kind fasziniert von Hunden.

    Ein lebendiges Plüschtier mit dem man interagieren kann und das man fast überall mit hinnehmen kann.

    Ich habe meine Mutter nur ein einziges Mal gefragt ob ich einen Hund haben darf. Sie sagte daraufhin dass sie eine Allergie gegen Hunde hat. Damit war das Thema für mich erledigt.

    Als ich erwachsen war hat sie mir gestanden dass das gelogen war. Der wahre Grund war dass sie Angst vor Hunden hat.

    Sie hat mir dann die dazugehörige Geschichte erzählt. Als Kind mochte sie Hunde sehr gerne. Sie hat auf dem Weg zur Schule jedesmal einem Schäferhund eins von ihren Pausenbroten gegeben und ihn gestreichelt.

    Als sie eines Tages kein Pausenbrot hatte und den Hund nur streicheln wollte hat er ihr in die Hand gebissen. Seitdem war es bei ihr vorbei mit dem Thema Hund.

    Im Nachhinein bin ich froh dass sie mir das nicht erzählt hat als ich noch klein war. Ansonsten wäre mein Verhältnis zu Hunden wahrscheinlich anders geworden und folgendes wäre nicht passiert:

    Wir sind als Kinder oft in einer Gruppe durch die Stadt gelaufen und haben uns die Zeit mit mehr oder weniger sinnvollen Dingen vertrieben.

    Auf einem großen Parkplatz stand wochentags immer ein Ford Transit mit offener Heckklappe und einem Gitter dahinter. Im Laderaum war ein Schäferhund der jedesmal neugierig ans Gitter kam wenn wir uns dem Wagen genähert haben.

    Das warf natürlich Fragen auf. Die erste Frage war:

    Kann man den streicheln oder beisst der?

    Da an dem Wagen kein Schild war und kein Erwachsener in der Nähe war mussten wir das selbst rausfinden.

    Es musste also irgendjemand seine Hand durch das Gitter stecken und gucken was passiert.

    Da sonst niemand wollte hab ich es dann gemacht. Etwas mulmig war mir zwar aber der Wissensdurst war größer als die Angst.

    Hätte ich damals gewusst was meiner Mutter passiert ist hätte ich das ganz sicher nicht gemacht.

    Der Hund kam zum Gitter und hat sich streicheln lassen. Das hat auch die anderen Kinder ermutigt und es ist gut gegangen.

    Wir sind dann in den nächsten Tagen wieder dahin gegangen zum streicheln und es kam die nächste Frage auf:

    Warum muss der Hund den ganzen Tag in dem Auto sein?

    Wir haben dann in der Umgebung Passanten gefragt und die umliegenden Geschäfte abgeklappert bis wir tatsächlich den Besitzer gefunden haben.

    Der war sehr freundlich und hat uns erklärt dass der Hund während der Arbeitszeit da drin ist und er mit ihm in den Pausen Gassi geht.

    Er ist auch noch mit uns zum Wagen gegangen und wir haben da ne Weile gequatscht und den Hund gepüngelt.

    Spätestens da war für mich klar dass ich ganz sicher einen Hund haben will wenn ich erwachsen werde. Damals war ich 10 Jahre alt.

    Dann kam Ausbildung und Beruf und die Erkenntnis dass ein Hund nicht nur ein Kuscheltier ist sondern ein komplexes Lebewesen dessen Bedürfnisse ich nicht erfüllen kann.

    Außerdem wurde mir klar dass der Hund alt werden und sterben würde und dass ich dann tieftraurig und untröstlich sein würde.

    Thema erledigt.

    Jahrzehnte später hat meine Freundin erwähnt das sie gerne einen Hund haben würde (sie hatte als Kind schon Katzen und Hunde in der Familie). Also habe ich ihr obenstehende Geschichte erzählt.

    Thema erledigt.

    Ein paar Jahre später erzählte sie mir dass eine Bekannte von ihr einen kleinen 4-jährigen Hund abgeben will der ins Tierheim kommen würde wenn ihn niemand nimmt.

    Ich weiß nicht mehr genau was ich genuschelt habe, irgendwas so nee, muss nicht sein grummel grummel bla bla ...

    Wir haben uns dann darauf geeinigt dass der Hund ne Woche zur Probe kommt.

    Ich kam von der Arbeit und der Hund war da. Er hat mich nicht groß beachtet. Der erste Eindruck war dass er mich nicht besonders gut leiden kann. Ich saß auf dem Sofa und während der Hund an mir vorbei ging drehte er kurz den Kopf zur Seite und bedachte mich mit einem misstrauischen Blick.

    Na super dachte ich mir. Ich habe mich dann zusammengerissen und gemacht was Hund und Freundin von mir erwartet haben.

    Der kleine Köter war unproblematisch und wir haben uns gegenseitig in Ruhe gelassen.

    Ich habe ihn gestreichelt, bin mit ihm rausgegangen usw.

    War ganz nett, alles prima aber ich wollte mich nicht in ihn verlieben weil ich ja noch im Hinterkopf hatte dass er alt werden und sterben würde und ich dann tieftraurig und untröstlich sein würde.

    Nach der Probewoche ging er dann zurück zur Besitzerin und ich sagte zu meiner Freundin:

    Ja, der Hund ist nett und süß aber du weißt ja wie ich darüber denke laberlaber ...

    Thema erledigt.

    Nach ein paar Wochen kam dann die Info dass niemand den Hund haben will und er ins Tierheim muss.

    Ich sagte nur drei Worte zu meiner Freundin:

    Bring ihn mit.

    Mir wurde schlagartig klar dass ich mich in dieses Viech verliebt hatte.

    Es kam natürlich so wie es kommen musste. Der Hund wurde alt und starb und ich war tieftraurig und untröstlich.

    Thema erledigt.

    Dachte ich jedenfalls. Mittlerweile hatte ich ja schon einiges hinter mir was Hundeverhalten, Krankheiten und Kosten betrifft.

    Sie war eine Hündin und heißt Kessi. Hatte 3 OPs und ist 17 Jahre alt geworden.

    Das Ende kam langsam und vorhersehbar. Ich hatte hier so eine Art Altersheim für sie gebastelt. Bett tiefergelegt damit sie noch draufhopsen kann, Rasenteppich damit sie auf dem Holzboden nicht wegrutscht, Inkontinenzauflagen, Windeln, selbst gekochtes Futter usw.

    Dann kam die Zeit der Abwägung wann wir sie einschläfern lassen müssen. Es war grauenvoll.

    Hund auf den Tisch legen, ihm beim Sterben beistehen, Hund einpacken, nach Hause fahren, Hund aufbahren, einsargen, Grab schaufeln und beerdigen.

    Genau das was ich mir niemals antun wollte.

    Das hat sich aber relativiert. Mir war klar dass es ein Glücksfall ist wenn ein Hund so alt wird und bis dahin soweit fit war.

    Es hätte wesentlich schlimmer kommen können.

    Ich habe es nicht bereut. Die Freude über die Zeit die ich mit Kessi verbringen durfte überwiegt den Schmerz über ihren Tod.

    Kessi ist jetzt ein Teil von meinem Leben den ich nicht missen will.

    Thema erledigt.

    Dachte ich. Mal wieder.

    Einen Ersatz für Kessi kann es nicht geben.

    Aber warum nicht einen anderen Hund nehmen der ein neues Zuhause sucht?

    Wieder ein kleines Hundemädel im mittleren Alter?

    Stattdessen wurde es Rocco, ein mittelgroßer einjähriger Rüde. Passt eigentlich überhaupt nicht. Hat mich aber beim ersten Treffen so freundlich begrüßt dass ich nicht nein sagen konnte.

    Natürlich hat er sich als giardienverseuchte verhaltensauffällige Großbaustelle entpuppt.

    Ich wollte eigentlich was um mein Arbeitsleben gemütlich ausklingen zu lassen.

    Stattdessen habe ich einen hormonstrotzenden Rüpel bekommen. Im ersten Jahr habe ich 5 Kilo abgenommen weil ich mit ihm stundenlang durch die Gegend gelaufen bin damit er sich draußen auspowern kann anstatt die Bude zu zerlegen.

    Er ist inzwischen mehr geworden als das was ich mir als Kind erträumt habe.

    Er ist voll das Kuscheltier aber er ist auch ein selbstbewusstes Lebewesen das Ansprüche stellt mit denen ich mich auseinandersetzen muss.

    Wenn es nach ihm ginge müsste ich noch einen Hundestreichler einstellen um die Zeit zu überbrücken wenn Frauchen und Herrchen arbeiten oder schlafen müssen.

    Dass er andere Rüden nicht ausstehen kann, an roten Ampeln bellt weil er warten muss und total verfressen ist nehme ich ihm nicht übel.

    Ich bin ja selbst auch nicht viel besser ...


    Abschließend kann ich sagen dass ich zum Hund gekommen bin wie die Jungfrau zum Kind.


    Ich weiß nicht ob ich mir einen Hund angeschafft hätte wenn ich vorher hier im Forum mitgelesen hätte.

    Die Fülle von Berichten über schwer diagnostizierbare und unheilbare Krankheiten, Ängste und Aggressionen hätte mich wahrscheinlich davon abgehalten.

    Ich hätte die Wahrscheinlichkeit einen passenden Hund zu finden mit dem es gut läuft im Bereich eines Hauptgewinns im Lotto eingeordnet und es gar nicht erst versucht.


    Wenn ich mich selbst als Hundehalter einstufen müsste würde ich sagen:

    Volltrottel mit Riesenglück.

    Dieses Glück kann und werde ich auch nicht weiter strapazieren. Rocco ist der letzte Hund in meinem Leben.

    Ich habe schon den Konsum von Fett, Zucker, Alkohol und Drogen reduziert damit ich noch so lange lebe wie er. :smirking_face:

  • Ich wollte eh Grad weinen :Wein: ❣️

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