Angsthund, ein besonders schwerer Fall

  • ich kann nix beitragen, wollte aber mal ein paar Daumen und gute Wünsche da lassen. Die süsse hat wirklich Glück im Unglück bei dir gelandet zu sein.

  • Meine Leia hat einen ähnlichen Hintergrund, sie wurde als Welpe mit ihren Geschwistern im Wald gefunden neben der erschossenen Mutter, war also zwar nicht so lange wild unterwegs, ist aber auch die ersten Monate komplett ohne Menschenkontakt und menschliche Umweltreize aufgewachsen. Und das merkt man auch deutlich, sie ist sehr ängstlich. Ich denke, das wichtigste ist Geduld und keinerlei Zwang. Ich zwinge Leia nicht durch Situationen, in denen sie Panik hat. Wenn sie beim Spaziergang nicht weiter will, setze ich mich mit ihr hin und warte etwas, wenn sie danach weiter Angst hat, geht es halt wieder zurück. Sie ist jetzt ein halbes Jahr hier und macht jede Woche Fortschritte, gestern ist sie sogar zu unserer Trainerin gegangen und hat ihr aus der Hand gefressen (vor drei Wochen noch undenkbar), aber sie hat auch immer wieder Tage, an denen außer einem kurzen Spaziergang nichts geht. Und das ist okay. Dann geht es halt nur in den Garten und zur Not wird halt ins Haus gepieselt wenn es da draußen auch super gruselig ist. (Sie hat zum Beispiel absolute Panik wenn irgendwo in der Nachbarschaft jemand Fußball spielt.)


    Sie hat sich Gott sei Dank von Anfang an stark an mich gebunden, vor meinem Freund scheut sie immer noch zurück wenn er steht und geht (im Liegen und Sitzen wird gekuschelt).


    Druck wäre bei ihr der absolut falsche Weg.

    Letztes Jahr hatte ich auch eine Pflegehündin. Sie war mit ihrer Mutter und 3 weiteren Welpen auf einem Feld gesichtet worden. Zunächst haben sie die Mutter und 2 Welpen eingefangen, die beiden anderen konnten sie leider nicht mehr fangen, da das genau zu dem Zeitpunkt war, wo der Lockdown bei uns begann. Erst nach 6 Wochen durfte die Orga nach den kleinen suchen. Sie konnten sie auch einfangen. Ein wahres Wunder, dass die beiden überlebt haben. Jedoch waren beide auch total ängstlich und haben sich in der Auffangstation noch gegenseitig in ihrer Angst bestärkt. Ich hab dann die schlimmere von beiden zu mir geholt. Sie galt als möglicherweise bissig. Sie schnappte nach dem Personal, wenn sie sie aus ihrem Versteck holten. Sie war, als ich sie zu mir nahm ca 6 Monate alt und gerade in der ersten Läufigkeit. Sie hatte eine Filarien. Ich lies sie auch erst mal komplett in Ruhe und sie schlief auch erst mal mega viel. Doch sie war sehr schnell zugänglich und schon am 3. Tag Stubenrein. Das an der Leine Laufen war die ersten 3 Tage etwas schwierig, aber dann ging es. Bis sie sich gerne Streicheln lies und es dann sogar einforderte, vergingen gerade mal 8 Tage. Sie war knapp 3 Monate bei mir. Ich konnte sie sogar später ohne Leine laufen lassen. Das war schon super, hat sich prima abrufen lassen, auch wenn andere Hunde dabei waren.
    Sie ist dann nach Deutschland vermittelt worden und hat ein schönes Zuhause gefunden. Klar ist, je jünger sie sind, desto einfacher ist es.

  • Nur um die 4 Wochen, die ihr bisher hattet mal etwas ins richtige Licht zu rücken:

    4 Wochen sind super wenig für einen kompletten Wechsel der Lebensumstände. Dass sie sich jetzt schon bei dir im Haus so entspannt zeigt, stubenrein ist, sich anfassen lässt... spricht für eine sehr gute Anpassungsfähigkeit. Tendenziell sehe ich da keinen ganz besonders schlimmen Fall. Ein Endplatz auf dem Land wäre aber bestimmt toll und für die Gewöhnung an den Verkehr erstmal mehr Abstand.

    Der Platz auf dem Balkon ist da sicher super. Ihr macht das gut.


    Nur mal im Vergleich:

    Kito war ein halbes Jahr auf seiner Pflegestelle in Deutschland ohne sich anfassen, geschweige denn anleinen zu lassen. Er hatte seinen Raum und seine Box, in der er sich bei Besuch zurückgezogen hat und ist ansonsten wie ein Geist durch die Wohnung geschlichen. Draußen im Garten hat er entspannt und mit den anderen Hunden gespielt, wenn er sich unbeobachtet gefühlt hat.

    Ein weiteres halbes habe dort mehrmals in der Woche mit ihm trainiert, bevor er sich so anfassen ließ, dass ich ihm ein Geschirr anpassen konnte ohne dass er dabei unter such gemacht hat und ihn langsam an die Leine gewöhnen konnte.

    Der erste Spaziergang war dann ein riesiger Erfolg. Ab da fing er an von sich aus Kontakt zu suchen.


    Hätte man schneller mehr verlangen können? Einfach nach dem Motto "da muss er jetzt durch"? Vermutlich ja. Haben wir ihn "versaut", weil er mehr Zeit bekommen hat? Nein.

    Inzwischen lebt er seit 8 Jahren bei mir und wer ihn jetzt kennt, glaubt nicht, wie er früher war.


    Eine der ersten Berührungen, die er freiwillig ertragen hat:

  • Hallo zusammen,

    lange ist es her, aber ich möchte dennoch ein Update geben. Ich habe Bonny zurückgegeben, da eine andere Pflegestelle, die ruhiger wohnt und selbst noch einen Hund haben, sie aufgenommen hat. Es dauerte ca 2 Wochen, da taute Bonny so richtig auf, zwar noch nicht so dolle mit den Menschen, aber mit dem Hund. Doch leider schaffte Bonny es sich einen Tag, aus ihrem Geschirr herauszuschälen, riss sich los und lief weg. Sie wurde immer mal gesehen, aber konnte nicht eingefangen werden. Erst als sie wieder an ihrer Fundstelle war, wurde sie wieder eingefangen. Sie suchte den Kontakt zu der Frau, die sie auch schon früher gefüttert hatte und ging in den Hof. Alle anderen Hunde waren ja auch nicht mehr da. Sie ist gute 30 KM gelaufen.
    Sie kam dann erst mal wieder zu der Pflegestelle und wurde immer zutraulicher. Mittlerweile ist sie adoptiert worden. Leider habe ich dazu keine weiteren Informationen. Im Nachhinein war meine Entscheidung, sie abzugeben, richtig. So hat sich noch alles zum Guten gewendet. Ich hoffe, sie wird vertrauen zu ihren neuen Besitzern fassen und endlich ein sorgenfreies Hundeleben führen können.

  • Puh, was für ein Krimi für Bonnie und alle Beteiligten!

    Wie gut, dass es gut ausgegangen ist! Ich hoffe mit dir, dass sie in ihrem Zuhause zufrieden und sicher ist!

    Danke fürs Bescheid sagen!

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