Spielverhalten erlernen

  • Hallo

    Murphy hat kein "normales" Spielverhalten. Statt zu spielen, hütet und jagt er gerne Hunde - besonders gerne macht er das, wenn sie kleiner als er sind. Bei größeren bis gleich großen Hunden ist er einfach nur sehr aufdringlich und man merkt, dass ihn die ganze Situation irrsinnig stresst (was schnell dazu führt, dass die Situation kippt und er sehr ungemütlich wird). Es gibt nur wenige Hunde, die er ignoriert oder mit denen er klar kommt.
    Das ist der Grund, wieso ich nur in Hundezonen gehe, wenn ich alleine drinnen bin und wieder gehe, sobald andere Hunde dazukommen(Ausnahme: wenn ich den anderen Hund kenne und weiß, dass es da keine Probleme gibt und Murphy auch recht entspannt ist und bleibt).
    Hundetrainer bis dato meinten einfach, dass er lieber mobbt als zu spielen und bevor er das macht, soll er gar nicht mit anderen Hunden spielen, weil es weder für Murphy, noch für den anderen Hund lustig ist.

    Letztens hatte ich wieder so eine Situation:
    Wir sind in der Hundezone. Eine Dame mit Hund steuert den Eingang an, ich bitte sie vor dem Eingang kurz zu warten, damit ich in Ruhe mit Murphy rausgehen kann. Die Dame meinte dann "ach wieso denn - die sollen spielen" und ich hab dann geantwortet, dass Murphy leider kein angenehmer Spielkollege ist.
    Danach hat sie mir circa 5min lang erklärt, dass das doch alles nur so ausschaut und jeder Hund normal spielen kann und sie das nur lernen müssen und das kann doch jeder Hund lernen (...)
    Vor einem Monat hat mir ein Herr einen ähnlichen Vortrag gehalten

    Jetzt wollte ich hier (nach der langen Vorgeschichte) einfach fragen: Normales Spielverhalten erlernen? Geht das?

  • Mit der Auswahl der passenden Sozialpartner können sicher einige Hunde, die gern spielen würden, aber einfach durch mangelnde Sozialisierung nicht gelernt haben wie, das sicherlich lernen, ja.
    Dein Hund scheint am spielen aber ja absolut kein Interesse zu haben. Also nein, du reagierst da schon richtig. Was er mit Sicherheit lernen kann ist sich zurückzunehmen und rauszuhalten, statt zu mobben. Aber das er lernt wirklich aktiv Spaß am Spiel zu haben halte ich für unwahrscheinlich. Haben auch einfach die wenigsten adulten Hunde in Kombination mit fremden Hunden.

  • Das, was auf Hundewiesen viele Spiel nennen, ist viel zu oft, wenn nicht fast immer, kein Spiel, sondern teilweise Jagdverhalten, Stänkern, Abchecken, soziale Kontrolle, Mobben oder sonstige gar nicht so ursächlich nette, spielerische Dinge.


    Viele Hunde können damit irgendwie so halbwegs umgehen, viele auch nicht.


    Echtes Spiel zwischen erwachsenen Hunden, die sich nicht kennen: seltenst.


    Echtes Spiel zwischen erwachsenen Hunden, die sich kennen: auch nicht an der Tagesordnung.


    Auch im direkten Zusammenleben nicht.


    Was meine alle machen, wenn da ein nicht sehr gut bekannter Hund ist, der ihnen nicht unsympatisch scheint: gemeinsam durchs Gebüsch grundeln oder betont desinteressiert dahin zockeln. Man lässt sich in Ruhe, teilt sich aber die guten Schnüffelplätze und bewegt sich lose als Gruppe dahin.

  • Was meine alle machen, wenn da ein nicht sehr gut bekannter Hund ist, der ihnen nicht unsympatisch scheint: gemeinsam durchs Gebüsch grundeln oder betont desinteressiert dahin zockeln. Man lässt sich in Ruhe, teilt sich aber die guten Schnüffelplätze und bewegt sich lose als Gruppe dahin.

    Genau das ist mir das Liebste


    Hund A schnuppert da und verrichtet dort sein Geschäft
    Hund B schnuppert zwei Minuten später da und verrichtet ebenfalls genau dort das Geschäft, aber natürlich nur "zufällig" :lol:

  • Normales Spielverhalten erlernen? Geht das?

    die Frage ist, was ist normales Spielverhalten überhaupt? Wenn Bonnie und Chilly zusammen spielen, dann ist das so vertraut und vertrauensvoll, so würde ich es mit fremden Hunden gar nicht zulassen, weil zb Chilly durchaus mal den ganzen Kopf von Bonnie zart mit dem Maul umfasst oder Bonnie mit vollem Karacho auf Chilly draufspringt.


    Was wäre also für Dich normales spielen?


    Mit fremden Hunden muß man halt schauen, wie fühlen sich beide Seiten, denn ich persönlich halte es nicht sofort für ein Problem, wenn es auch ein abchecken, Machogehabe etc ist, solange keiner sich bedrängt fühlt und solange es jederzeit sofort abzubrechen ist, weil auch das Teil der Hundekommunikation ist. Man muß halt erkennen können, ob es mobbing ist etc und wann man seinen Hund bremsen muß oder ihm helfen soll.


    Es gehört auch der passende Spielpartner dazu. Bonnie flirtet gerne zb, mag aber keine Rennspiele, während Chilly gerne mal einfach nur mit anderen Hunden durch die Gegend rast, wer da an vorderster Position ist, wechselt dann.

  • Meine erwachsene Hündin spielt nicht mit Hunden. Sie spielt alleine und mit mir, das reicht uns so.
    Es ist auch bei Menschen so, dass nicht alle Lust auf Rugby oder sowas haben oder im Erwachsenenalter noch (mit anderen Erwachsenen) Fangen spielen wollen.

  • ich muss gestehen: Ich verstehe auch teilweise nicht, wieso manche Hundebesitzer so darauf drängen, dass ihre Hunde mit anderen Hunden spielen...

    Was machen dann bloß die Hunde, die komplett unverträglich sind? Sind das dann in deren Augen die "ärmsten aller armen Schweine"?


    Was wäre also für Dich normales spielen?

    "Normales" Spielen wäre für mich ein ausgeglichenes Spielen (mal fängt der, mal der andere / mal gewinnt der im Kampf, mal der andere) und auch nichts zwanghaftes - man kann auch mal zusammen Pause machen und muss nicht immer hallo-galli haben. Das kennt Murphy nicht - er jagt immer, er gewinnt immer, niemand darf mit wem anderen außer ihm was machen, er ist immer im Mittelpunkt, immer Action, ...


    Was er definitiv lernen sollte ist, dass er sich selbst zurück nimmt, aber das wird bestimmt noch :)


    Danke auf jeden Fall für die Antworten

  • Zitat

    ich muss gestehen: Ich verstehe auch teilweise nicht, wieso manche Hundebesitzer so darauf drängen, dass ihre Hunde mit anderen Hunden spielen...

    Man fühlt sich ev. besser. Man kann getrost mit Handy/Zigarette/Bier in der Hundezone sitzen, während der Hund sich "auslastet" und dann geht man die 100 Meter wieder heimwärts.


    Zumindest ist das cirka mein Eindruck. Die Leut, die mehr mit ihren Hunden interagieren und auch viel abseits von Hundewiesen unternehmen, scheinen oft weniger erpicht auf "spielen lassen".

  • Was machen dann bloß die Hunde, die komplett unverträglich sind? Sind das dann in deren Augen die "ärmsten aller armen Schweine"?

    Ja. Das wirst du auch im entsprechenden Thread wahrscheinlich noch oft lesen: Hund A will in Ruhe spazieren gehen, Hund B kommt angerannt und macht wilde Spielaufforderungen. Da Hund B nicht abrufbar ist, sucht sich sein Mensch automatisch einen Sündenbock, ergo ist das Gegenüber ein ganz böser Tierquäler, weil der arme Hund nicht spielen "darf."

  • Du wohnst in Wien, oder? Ich auch - gerade eingezãunte Hundezonen meide ich aber sehr. Meiner Ansicht nach sind die oft schon von der Größe her eher konfliktfördernd - und leider sind meiner Erfahrung nach etwa 2/3 der Halter, die diese frwquentieren, eher von dee "JEDER Hund muss spielen" und "Hunde regeln alles schon unter sich" Fraktion. In den kleinen Hundezonen beobachte ich beim Vorbeigehen auch eher gestresste, angespannte, fiddelnde Hunde als Hunde, die wirklich in ein echtes Spiel vertieft sind.


    Gerade wrwachsene Hunde spielen zudem nur sehr selten wirklich mit võllig fremden Artgenossen. Meine Hunde sind da auch so - fremde Hunde werden zwar mal beschnúffelt, gespielt wird aber nur miteinander oder mit passenden Hundefreunden. Wenn mein intakter Rüde mal eine Fremdhündin zum Spiel auffordert, wirkt dies oft eher sexuell motiviert.



    Ich würde in deinem Fall eher zu souveränen Hundebekanntschaften für gemeinsame Spaziergänge raten und dem Hund den Stressfaktor Hundezone ersparen.

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