Angst alles falsch zu machen!

  • Nicht nur ein wenig runter fahren sonder drastisch runterfahren.

    Warum meint man immer das man die Welpen auspowern muss?

    Lasst ihn einfach Welpe sein und alles kennen lernen. Er hat auch noch kein Vertrauen zu euch.

    Ein Welpe muss stubenrein werden, Essen und Schlafen. Und mehr nicht.

  • Ich kann deine Angst gut nachvollziehen, die hat mich auch lange begleitet. Die Prägephase ist so kurz, der Hund muss an so vieles gewöhnt werden. Wir haben uns mit einem 8-Wochen-Plan "Probleme" eingefangen, die es gar nicht gab (siehe) und hatten auch nicht so viel Erfolg mit unserer Welpengruppe (siehe). Unser Welpe hat uns also an sich schon an die Grenzen gebracht, und dann haben wir noch überlegt, ob wir häufig genug "Sitz" geübt hatten. Und dass wir ganz dringend mal zu einem Supermarkt müssten. Und in ein Café.


    Dem Hund und uns hat es sehr gut getan, gar nichts mehr geplant zu machen. Klar, wenn es zwischendurch mal gepasst hat, haben wir irgendetwas geübt. Und wenn keine Zeit dazu war, eben nicht. Dadurch, dass der Hund im Alltag normal mitgelaufen ist, hat der alles gelernt, was er für unser Leben können muss. Stubenrein werden, alleine bleiben können, Auto fahren, im Büro sein, den Eiscrusher aushalten.


    Bestimmt machen wir nicht alles richtig, aber seit wir aufgegeben haben, perfekt sein zu wollen, läuft alles erheblich besser. Also definitiv: pro Bauchgefühl! Wobei ein gewisses Maß an Wissen im Hintergrund dabei sicher auch nicht schadet.

  • Die gleichen Ängste habe ich dieses Jahr auch durchstehen müssen und sogar einen ähnlichen Thread eröffnet :-)

    Tatsächlich habe ich mir 1000 und nochmals 1000 Gedanken gemacht, ob wir denn nun alles so richtig machen... mir wurde oft geraten, mich einfach mal zurück zu lehnen und die Welpenzeit zu genießen. Natürlich ist es toll, wenn dein Hund die ein oder andere Sache kennen lernt - allerdings nicht jeden Tag & nicht so zwanghaft - die spüren das ganz schnell.


    An deiner Stelle würde ich das Programm wirklich strikt runterfahren. Die große Runde viel kürzer - vielleicht einfach stattdessen irgendwo auf eine Wiese setzen und dem Welpen beim entdecken beobachten. Wir haben die Leinenführigkeit nie geübt anfangs.. sie hat die halt dran bekommen und wir liefen ein paar Minuten.. das ist Übung genug.


    Sieh die Zeit an, als das was sie ist - WELPENzeit :-) macht eure Pipirunden, spiel ruhig mit dem Kleinen, kuschelt viel und natürlich kannst du nebenher mal "Sitz" aufbauen aber du muss das nicht jeden Tag üben... vieles kommt von allein und für vieles ist auch später noch Zeit.


    Wir haben solche Dinge wie Eisdiele oder Stadt max einmal die Woche gemacht - wenn überhaupt. Und heute liegt sie brav im Restaurant auf ihrer Decke.


    Welpenschule find ich super - haben damit nur gute Erfahrungen gemacht.


    Genieß die Zeit, stress ich kopfmäßig echt nicht zu sehr und lass dem Kleinen Zeit zum ankommen :-)

  • Ich schreib dir mal auf wie bei mir anfangs der Tagesablauf mit Welpe ist.


    6.00 aufstehen, zum Lösen in den Garten, dann Futter.

    Der Welpe ist nach dem Futter i.d.R. etwas aufgedreht und spielt alleine, dann schlafen.

    9.00 Uhr, kleine Gassirunde von 20-30min, da kommt man meist eh nicht so weit. Dabei baue ich z.B. 1-3x "warte" an der Bordsteinkante ein weil ich das im Alltag brauche.

    Anschließend schläft der Welpe bis er mittags seine 2. Mahlzeit bekommt. Nachmittags gehts zur 2. kleinen Runde in ruhiger Dorfgegend. Wenn möglich, hat der Welpe auch Freilauf.

    Um 17.00 gibts das letzte Futter, der Welpe schläft dann nach kurzem selbständigem Spielen wieder und um 22.00 zum letzten Häufchen in den Garten.

    Zwischendurch gehts wenn nötig immer nur kurz an der Leine zum Lösen in den Garten.

    Häufchen wurden hier i.d.R. 4 Stück gemacht. Ich füttere spätestens um 17.00 weil der Welpe dann um 22.00 nochmal ein Häufchen macht und nicht mitten in der Nacht koten muss.

    Wenn ich dem Welpen z.B. ein Café zeige, dann fällt an diesem Tag mind. einer der beiden Spaziergänge aus. Das ist nämlich Aufregung genug. Sowas findet 1-2x die Woche statt.

  • Wo hast du denn die Info her, dass der Welpe bist zur 12. Woche alles kennenlernen muss? Das geistert rum, ist aber einfach komplett falsch verstanden.

    Die Vorstellung, da ginge eine Tür zu und nie wieder auf, das ist völliger Unsinn.



    Wichtig ist, dass in dieser frühen Lebensphase eine gewisse Prägung (verhaltensbiologisch ist der Begriff eh nicht korrekt verwendet) auf das Zusammenleben und Interagieren mit dem Menschen stattfindet.


    Ins Cafe schleppen würde nur was bringen, wenn der Hund dort absolut entspannt sein kann. Ist er dort aufgeregt und hat eine schlechte Erfahrung, lernt er ja das Falsche. Ihr schafft also jetzt Probleme, die ihr ohne den Quatsch gar nicht hättet.


    Der muss sich bei EUCH sicher fühlen, DANN kann man auch an neue Orte gehen.


    Im Moment steht das Tierchen unter Dauerstress. Das kann auch ein Grund sein, warum der so oft koten muss, ich finde das nicht normal. Ich würde dieses Futter auch nicht geben.


    Kommandos kannst du üben bis zum Umfallen, wenn der Hund sich nicht entspannt und das Gelernte im Schlaf verarbeiten kann, ist das nicht nur umsonst, sondern auch noch schädlich.


    Wenn ihr so weiter macht, viel Spaß. ein 40 Kilo Nervenbündel im Dauerstress macht keinen Spaß.


    Also fahre runter. Wichtig ist sehr viel Schlaf, freie!!! Bewegung ohne Leine, und in einigen Wochen dann Kontakt zu Artgenossen - gleichaltrige Spielkumpels und ältere Hunde.


    Welpengruppen solltest du dir ohne Hund zuerst ansehen. Hier im Forum findest du viele Tipps, worauf du achten kannst. Mit einen Gebrauchshund und wenig Ahnung würde ich aber lieber einen Trainer nehmen und ein paar Einzelstunden machen.


    Aber erst, wenn der Hund einen normalen Stresslevel hat.

  • Wie sieht es mit Leinenführigkeit aus? Das kann man schon täglich üben, oder?

    Nein. Besser nicht.


    Mit zehn Wochen war mein Border Collie-Welpe das vierte Mal an der Leine. Ich weiß das so genau, weil es dazu sogar ein Video gibt. Da läuft der Welpe insgesamt etwa drei Minuten an der Leine (wird vorher getragen und danach), das war's dann erst mal wieder für die nächsten zwei Tage. Ich lege sehr viel Wert auf Leinenführigkeit (und, dass meine Hunde mit dem zivilisierten Leben klarkommen), deshalb baue ich das ganz pingelig in kleinen Schritten auf. Jetzt muss man allerdings dazu sagen, dass der Welpe auf dem Video ab der fünften Woche schon zusammen mit seinen Geschwistern regelmäßig zum Spazierengehen in fremder Umgebung war - mit acht Wochen waren tägliche, kurze Spaziergänge im Freilauf bereits normaler Alltag. Auch fremde Hunde kannte der da schon. Genauso wie in fremden Räumen mit anderen Menschen zusammen zu sein. Ich vermute, dass das alles neu ist für Deinen Welpen. Das frisst viel der Energie, die ich in dem Alter schon für anderes verwenden konnte. Außerdem konnte mein Welpe auch dann noch drei bis vier Mal die Woche mit gleichaltrigen Spielen - etwas, was der Welpe bis zum Umzug zum neuen Besitzer täglich getan hat!

  • ich würde das Programm ebenfalls deutlich kürzen.


    Ich habe bei meinem Mali-Rüden drauf geachtet, dass er drin lernt, wirklich runter zu fahren und zu entspannen. Action immer und überall können die nämlich gut. Am runter fahren hapert es oft.

    Das ist ja auch genau das, was du beschreibst: der Welpe schläft kaum.


    Ares hat die ersten Monate eine räumliche Begrenzung gebraucht, um wirklich runter fahren und sich entspannen zu können.

    Ich habe das auch schlicht ritualisiert:

    morgens raus zum Lösen

    danach Futter, noch mal schnell auf die Wiese stellen zum Pinkeln

    und dann war erstmal Pause angesagt

    wenn er sich dann bemerkbar gemacht hat, kurz raus auf die Wiese zum Lösen

    und wieder Pause


    diese klare Struktur hat ihm sehr geholfen.


    Dass du dem Welpen viel zeigen willst ist ja prinzipiell gut. Aber überforder den kleinen Kerl nicht, das schlägt dann nämlich ins Gegenteil um. Er erlebt seien Umwelt dann nicht als schön und aufregend, sondern dieses Gefühl von Stress und ständiger Überforderung prägt sich ein. Und das ist in der Prägephase eben doppelt fatal.


    Ich habe das zb so gemacht: Ausflug in die Stadt. Wir sind mit dem Auto hin gefahren, sind ein paar Meter gelaufen bis zur nächsten Bank. Ich habe mich hingesetzt, Welpi auf meinen Schoß genommen und er hat sich alles angeschaut.

    Wenn er ganz ruhig und müde wurde, man merkt das gut, dann werden die so ganz weich im Körper, wie kleine Stofftiere :herzen1:, habe ich ihn zurück zum Auto getragen und wir sind nach Hause gefahren.


    Lernerfahrung: aufregender Ort, aber man kann sich dennoch entspannen und runter fahren und es passiert gar nichts.


    Edit: solche Ausflüge gab es auch nicht jeden Tag. Danach war erstmal 1 bis 2 Tage Pause und nur lösen in ruhiger Umgebung angesagt, je nachdem wie aufregend der Ausflug war.


    Hat dazu geführt, dass ich jetzt einen Hund habe, der sich auch mitten in der Fußgängerzone flach auf die Seite legt, wenn eben 'Pause' angesagt ist.


    Ich würde auch das Training der Leinenführigkeit nicht übertreiben. Gerade, wenn die noch so klein sind und sich so viel mit ihrer Umwelt auseinander setzen, haben die einfach keine Kapazität dafür frei, auch noch brav an der Leine zu laufen.

    Mein Mali-Welpe hatte anfangs immer Geschirr an. Da war leichter Zug erlaubt, ist es bis heute. Und nur an ausgewählten Stellen habe ich mal ein 1 - 2 Minuten mit ihm an der Leine laufe geübt.


    Genau so Sitz, Platz und sowas. Immer nur ganz kleine Einheiten mit viel Spaß und Freude. Bis ein Hund das perfekt kann, vergehen eh noch viele viele Monate. Da braucht man jetzt nix übers Knie zu brechen.


    Was ich wirklich durchsetzen würde: es wird nicht in die Leine gebissen, weil das einfach sau gefährlich ist in der Gewichtsklasse.



    Und ansonsten: tief durchatmen. Niemand ist perfekt. Das wird schon =)

  • der Welpe bist zur 12. Woche alles kennenlernen muss



    das will ich noch mal hervorheben, das ist nämlich wirklich totaler Unsinn..


    ich habe meine Hündin mit 4 1/2 Monaten (ich habe grade mal gerechnet 20 Wochen), aus dem Tierschutz, bekommen und die macht heute 2 Hundesportarten im jeweils zweithöchsten Niveau und ist auch sonst ein völlig entspannter, unauffälliger Begleiter im Alltag.

    Die hat das alles auch noch gelernt, obwohl sie schon so 'alt' war.


    Ihr Glück war, dass sie zum einen nicht reizarm aufgewachsen ist und zum anderen keine schlechten Erfahrungen gemacht hat.


    Dann geht da noch jede Menge.

  • Hallo Barney Besitzerin!

    Erstmal tief durchatmen ;) Ich denke jeder der bisher bemüht um eine gute Erziehung seines Hundes war, hat das auch erreicht.

    Ich selber habe auch einen 10 Wochen alten Welpe und mir ging es 100 Prozent wie dir- die Sorge alles richtig zu machen. Man muss da seinen eigenen Weg finden und auf swim Bauchgefühl hören. Auf keinen Fall verrückt machen wie es andere machen. Theoretisch gibt es 20 Millionen Meinungen wie man xyz machen muss.

    Ich bin auch dagesessen, habe auf den Kalender gekuckt und gedacht „nurnoch 2 Wochen bis die Sozialisierungsphase um ist und wir müssen noch soviel sehen“. Absoluter quatsch- das hat mich wirklich gestresst. Für mich Priorität ist, dass mein Hund sich wohl bei mir fühlt und ich mich mit ihm. Auf der Basis kann ich auch noch später viele Dinge zeigen...


    Die wichtigsten Kriterien die ich jeden Tag probiere zu erfüllen ist

    a) Bedürfnisse Hund erfüllen (spielen), aber nicht überdreht und exzessiv

    b) Frusttraining- einfach mal ignorieren wenn der Welpe spielen will. Ich kann sie ja nicht den ganzen Tag bespassen. Damit ist meine viel ruhiger geworden. Das kann zu anfang mit viel Drama (rumrennen und bellen) einhergehen.

    c) Mein Welpe muss nicht 20 Stunden schlafen. Kann sie nach der Aktivität selber gut runterfahren (da hat das ignorieren sehr geholfen) kann ich mich darauf verlassen dass sie sich die Ruhe holt die sie braucht.

    Ist sie nach einer Spielrunde die ich als angemessen viel ansehe noch aufgedreht, ignoriere ich sie. Irgendwann legt sie sich dann doch selber schlafen. Beruhigen oder streicheln hat da bei mir nichts geholfen. Auch hilfreich sind für das „Selber runterkommen“ Training, sich nur in einem, reizarmen Raum aufzuhalten.


    In einer Welpengruppe sind wir. Aber an deiner Stelle würde ich auch nur in eine Gruppe gehen die dir persönlich zusagt.


    Die Aufgequirltheit deine Welpen interpretiere ich als Überforderung (du machst zu viel) und dass er nicht gelernt hat, dass du den Ton angibst, konkret, wann gespielt wird und wann du deine Ruhe haben willst.


    Wir selber haben damit angefangen einmal am Tag einen 30 Minuten Ausflug zu machen - laufen tun wir dabei nicht viel, mehr ankucken, hinsetzen, spielen. Und weitere dreimal am Tag 10 Minuten spielen.

    Das habe ich jeden Tag gesteigert bis ich das Gefühl hatte dass mein Welpe mehr seine Spaß-Bedürfnisse gedeckt bekommen hat, ohne aufgekratzter zu werden (dann hätte ich es übertrieben).

  • Wir selber haben damit angefangen einmal am Tag einen 30 Minuten Ausflug zu machen - laufen tun wir dabei nicht viel, mehr ankucken, hinsetzen, spielen. Und weitere dreimal am Tag 10 Minuten spielen.



    mit dem Spielen würde ich bei dem Hundetyp der Thread-Starterin halt wirklich schauen, in welcher Umgebung ich mich befinde bzw welche Erwartungshaltung ich beim Hund erzeugen will..


    Auf dem Hundeplatz: klar, kein Ding. Habe ich auch so gemacht. Da hat der Welpe mit mir den größten Spaß und kommt mit jede Menge Action in Verbindung mit mir so richtig auf seine Kosten.


    Bis heute hat mein Rüde daher auch die 'Paaaaaaaaarty :hurra:' Erwartungshaltung, wenn wir auf dem Hundeplatz sind.


    Aber zb in einer Fußgängerzone will ich das doch nicht. Da will ich nicht, dass mein jetzt erwachsener Mali-Rüde aufgeregt um mich rumhüpft und versucht, mich zu Action zu animieren. :ka:

    Da will ich einen Hund, der ruhig neben mir läuft, auch mal ruhig irgendwo rumliegt und der sich eben nicht so hochfährt. Also habe ich auch genau das mit dem Welpen geübt.


    Unterschiedliche Orte, unterschiedliche Erwartungshaltungen.

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