Zeitgeist - Zunehmende Hundefeindlichkeit

  • und warum? Weil immer mehr Hundehalter sich aufführen wie die Axt im Wald.

    Nicht nur Hundehalter, Eltern oder auch Gäste. Ich erlebe immer öfter das Kinder zum Beispiel in Restaurants spielen dürfen. Hat nicht deshalb in Sylt ein Restaurant Kinder ab abends verbannt? Oder auch Freizeitparkgäste, benehmen sich total daneben. Sie haben ja bezahlt also dürfen sie alles, ja ne da gibt es auch Regeln.


    Ich verstehe es nicht... anscheinend entbindet Alter, Tier, Party oder das man bezahlt hat von allen existierenden Regeln. :lepra:

  • kommt ein Pärchen rein mit zwei Hunden, natürlich nicht an der Leine.

    wtf. Bei sowas kann ich nur fassungslos oder ratlos mit dem Kopf schütteln.


    Letztens lag in einem Vorgarten eine Schüppe mit einer riesen Ladung Hundekot drauf (bestimmt 8 verschiedene Portionen) - quasi als "Denkanstoß" für den Verursacher. Ich wäre fast im Boden versunken, als ich da mit meinem Hund vorbei gegangen bin. In dem Moment schämt man sich einfach nur, dass die anderen denken könnten, man gehöre auch zu dieser "Zunft". :verzweifelt:

    Ich glaube, die meisten können das schon ganz gut unterscheiden, sonst würden ja nicht so viele von uns so gute Erfahrungen machen im Kontakt mit Nichthundehaltern :smile:

  • Ich muss sagen, dass die Hundehaltung in einem Großstadt-Innenstadt-Bezirk nicht sehr hundegerecht ist, liegt meiner Meinung nach nicht unbedingt an den Leuten, die da wohnen.


    die Mode, am besten auch noch "schicke" große Hunde in der Innenstadt zu halten - die gabs früher einfach nicht.


    Vor 30 Jahren hätte man eher keine Weimeraner, Vizslas und Ridgebacks in der Stadt angetroffen, und das war auch wirklich besser so. Vor allem für die Hunde.


    Ich habe hier (Stadtrand, mittlere, durchaus touristische Stadt) einen Wohnmobil-Stellplatz vor der Nase. Und was ich da mitkriege - ich hätte vollstes Verständnis, wenn der Betreiber Hunde verbietet. Und ich wäre insgeheim erleichtert, denn viele Leute lassen ihre Hunde hier alles zuscheissen, und es gab schon einige unschöne Attacken und verbale Entgleisungen (hau ab sonst beisst dich mein Hund tot und so Dinge...)


    Der Betreiber informiert seine Gäste jetzt sehr eindringlich über die Anstandsregeln, seitdem ist es etwas besser... aber ein Hundeverbot würde mich nicht wundern.

  • Ich denke, die persönlichen Erfahrungen hängen neben der Region (viele Hunde? Touristen mit Hunden?) auch davon ab, was man selbst für Hunde hat.


    Viele Leute zeigen erst dann ihr wahres Gesicht, wenn man sie bittet, ihren Hund abzurufen, weil die eigenen Hunde keinen Kontakt wollen.


    Spätestens, wenn dann deutlich wird, dass deren Hund nicht abrufbar ist und man ihn entsprechend weg schickt, zeigen die ihr wahres Gesicht.


    Anstatt daraus zu lernen und den Hund entweder an der Leine zu lassen oder den Abruf zu üben und abzusichern, wird dann dem anderen Hundehalter die Schuld zugeschoben.


    "Was laufen Sie dann auch hier, wenn Ihre nicht sozialisiert sind" und ähnlicher Blödsinn, gekrönt von Beschimpfungen.
    Dabei hat das ja null mit "sozialisiert" zu tun....Meine sind untereinander und mit "befreundeten Hunden" sehr sozial. Sie wollen nur rassebedingt nicht mit jedem fremden Hund "spiiiielen".
    Und sie würden (wenn ich sie ließe) nerviges Fiedeln, überzogene Unterwürfigkeit oder aufdringliches Geprolle entsprechend abstrafen. Da das Geschrei dann noch größer wäre, verjage dann lieber ich den Fremdhund.

  • mir kam zur Ausgangsfrage, ob der Zeitgeist eine zunehmende Hundefeindlichkeit mit sich bringt, folgender Gedanke:


    Hundefeindlichkeit gab es schon immer.
    Meinem Empfinden nach ist sie nicht mehr geworden. Allerdings haben "Hundefeinde" heute eine stärkere Lobby, weil in den letzten knapp 20 Jahren deutlich mehr Gesetze geschaffen wurden, die eine Reglementierung für Hunde und deren Halter bedeutet.


    Ich erinnere mich noch an das Gefühl welches ich hatte, als in 2000 der 6-jährige Volkan von Hunden getötet wurde. Neben dem Entsetzen über diesem Vorfall wurde ich plötzlich von manchen angesprochen, ich solle meine (Drecks-)Köter gefälligst anleinen.
    Mein Gefühl damals war: Jetzt kriechen alle Hundehasser aus ihren Löchern hervor, weil sie sich aufgrund der allgemein brodelnden Stimmung plötzlich sicher fühlen, dies tun zu können ohne als "Hundehasser" geoutet zu werden.
    Was dadurch aber auch in Gang gesetzt wurde, ist eine völlig normale gesellschaftliche Entwicklung, die bei immer entsteht, wenn eine bestimmte Problematik sehr stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerät: Diverse "Unannehmlichkeiten", die bis dahin wenig beachtet wurden weil sie kaum Gewicht hatten, werden in diesen Sog des Hasses mit hinein gesogen; Eigentlich neutrale Menschen, die sich zwar auch gelegentlich über Sachen ärgern, ohne sich allerdings darüber einen Kopf zu machen, werden dann (oft ungewollt oder unbewusst) zu Sympathisanten, die diesen Kreis der "Hundehasser" unterstützt.


    Am Beispiel (welches hier ja auch gebracht wurde):
    Hat ein Kind (gewollt oder ungewollt) einen Hund geärgert und wurde deshalb von diesem "gemaßregelt", dann war ein "selbst schuld, ärgere den Hund nicht!" die gängige Reaktion.
    Mittlerweile wird ein solcher Vorfall aber als Nachweis genommen, um die "Gefährlichkeit" von Hunden zu belegen.
    Wohl kaum jemand wäre früher auf die Idee gekommen zu sagen, der katzenjagende Hofhund wäre gemeingefährlich, weil "es könnte ja auch mal ein Kind sein, das er jagt".


    Natürlich spielen auch die geänderten Medien, die Enthemmung bei der Meinungskundgebung durch die Anonymität und auch der "stille-Post-Effekt" (und auch die unterschiedliche Wahrnehmung und Erinnerung von Erlebtem) eine Rolle.


    In der Realität erlebe ich selber NICHT mehr Hundefeindlichkeit bei den Menschen.
    Ich erlebe aber mehr Menschen, die den Mund aufmachen wenn ihnen etwas nicht passt - z. B. der Hundehaufen im Vorgarten, oder auf dem Spielplatz.
    Oder auch den Ärger nicht nur vom Bauern, sondern auch von Mitmenschen über tobende Hunde auf einem bestelltem Feld.


    Auf diesem Boden ist es für Hundehasser deutlich leichter geworden, ihre Meinung kundzutun - und dafür auch noch Zustimmung zu erhalten von eigentlich Unbetroffenen.


    Die Hundehasser gab es immer schon - sie sind nur lauter geworden.


    Das beste Mittel, sich gegen diese Hundehasser zur Wehr zu setzen ist meiner Meinung nach: Den eigentlich Unbetroffenen deutlich zu machen, dass Hunde allgemein keine Bürde für die Allgemeinheit sind, und in vielen Fällen sogar eine Bereicherung.

  • und warum? Weil immer mehr Hundehalter sich aufführen wie die Axt im Wald.

    So sehe ich das auch. Einst ist man unangenehm aufgefallen, wenn man einen unerzogenen Hund hatte.
    Heute ist es eher umgekehrt.


    Die ganze Haltung der Hundhalter zu ihrem Wauzi hat sich m.E. verändert.
    Und alles es dreht sich um ihren Liebling, andere Menschen haben sein Verhalten stets zu akzeptieren, zu erdulden, Rücksicht zu nehmen und die Tierchen der anderen auch noch zu lieben. Wehe man beschwert sich, wenn ein Hund über die Picknick-Decke läuft, Kinder umwirft oder seine Tatzen auf dem schönen, hellen Mantel hinterlässt, oder wenig Begeisterung zeigt, wenn ein Kangal einen am Restauranttisch zu begrüssen wünscht. Denn Wauzi muss sich jetzt mal richtig ausleben und/oder der tut halt nix. Wem das nicht passt, der kann ja gehen, ist ein schlechter Mensch, weil nicht tierlieb etc. pp..


    Bin ja schon ein älteres Semester und die Erzählungen, früher hätte das ein jeder toleriert, kann ich nicht nachvollziehen. Die Sitten waren weitaus strenger, gerade für Hunde. Es gab keine Facebook-Aufrufe fürs Überleben von Chico & Co. Wenn ein Hund einen Menschen schwer verletzte, wurde er getötet und niemand hat sich drum geschert. Hätte wer gewagt, seinen Hund in anderer Leute Vorgärten scheixxen zu lassen, konnte man davon ausgehen, es kommt jemand mit nem Besen oder der Schüppe raus. Nein, nicht um die Kacke anderer Leute Hunde zu entsorgen, sondern den Hund und wenns blöd lief, den Halter gleich mit. Die Menschen haben sich noch mehr körperlich dagegen gewehrt. Ein an der schicken Gattin hoch springender Labbi hätte sich eine gefangen, der Kangal wäre nicht im Restaurant, sondern an ner Kette ... und die am Hosenbein hängende Fusshupe hätte ganz selbstverständlich einen Freiflug gespendet bekommen.


    Wenn Menschen, die mit Hunden nichts am Hut haben, sich aber dem (hilflos) ausgesetzt sehen, sich nicht mehr selbst zur Wehr setzen können/dürfen/wollen, dann tun sie es eben politisch. Deswegen, mich wundert das nicht.



    Spätestens, wenn dann deutlich wird, dass deren Hund nicht abrufbar ist und man ihn entsprechend weg schickt, zeigen die ihr wahres Gesicht.

    Exakt. Und das gilt mitnichten nicht nur für andere Hundehalter, sondern für alle Mitmenschen, die einen Hund wegschicken (wollen).

  • Die ganze Haltung der Hundhalter zu ihrem Wauzi hat sich m.E. verändert.
    Und alles es dreht sich um ihren Liebling, andere Menschen haben sein Verhalten stets zu akzeptieren, zu erdulden, Rücksicht zu nehmen und die Tierchen der anderen auch noch zu lieben.

    Ich finde das irgendwie sehr erschreckend. Merkt man ja auch oft hier im DF. Der Hund ist nicht nur vollwertiger Sozialpartner sondern wird über menschliche Beziehungen gesetzt. Man bricht Kontakte ab weil XY es nicht verstehen kann wieso man Hundsi unbedingt mitnehmen muss, usw.
    Ich finde das irgendwie nicht mehr "gesund".

  • Ich finde das irgendwie sehr erschreckend. Merkt man ja auch oft hier im DF. Der Hund ist nicht nur vollwertiger Sozialpartner sondern wird über menschliche Beziehungen gesetzt. Man bricht Kontakte ab weil XY es nicht verstehen kann wieso man Hundsi unbedingt mitnehmen muss, usw.
    Ich finde das irgendwie nicht mehr "gesund".

    Das sehe ich auch so ... und das ist auch der (gesellschaftliche) Sargnagel. Denn es zeigt auf, dass die Seite der HH (nicht alle versteht sich) nur sehr schwer Empathie für seine Mitmenschen aufbringen kann, wenn es um ihre Lieblinge geht.

  • Man bricht Kontakte ab weil XY es nicht verstehen kann wieso man Hundsi unbedingt mitnehmen muss, usw.

    Jupp. Es gab auch Zeiten, zu denen war es mitnichten normal, dass Menschen ihre Hunde in Restaurants bringen (auch nicht mit zu Freunden, auf Weihnachtsmärkte etc. pp., nicht in Büros usw., schon aus hygienischen Gründen: Hotels, für Hund und Halter? Watt'n datt'n? Das war auch einst der Hauptgrund, warum Kinder keine fremden Hunde anfassen sollten, sie hatten mehr Krankheitenüberträger-Status). Niemand hätte sich gewundert, wenn man der Tür verwiesen wurde, ein Nein kassierte. Mitnehmen, überall hin, war doch mehr die Ausnahme.


    Dann kam eine Zeit, in der es normal wurde, seinen Liebling überall mit hin zu schleppen. Und jetzt dreht es sich halt wieder zurück ...

  • und warum? Weil immer mehr Hundehalter sich aufführen wie die Axt im Wald.

    Liegt mMn aber nicht zwingend an einem geänderten Bild gegenüber dem Hund, sondern einfach daran, dass es deutlich mehr Hunde gibt.



    So sehe ich das auch. Einst ist man unangenehm aufgefallen, wenn man einen unerzogenen Hund hatte.
    Heute ist es eher umgekehrt.

    Stimmt, es gibt mehr Hunde mit Besitzern die ohne Rücksicht auf andere agieren. Dadurch gibt es mehr Situationen, in denen diese fehlende Rücksichtnahme auffällt.
    ist für mich aber auch logisch, weil es eben deutlich mehr Hundehalter als früher gibt.

    Die ganze Haltung der Hundhalter zu ihrem Wauzi hat sich m.E. verändert.
    Und alles es dreht sich um ihren Liebling, andere Menschen haben sein Verhalten stets zu akzeptieren, zu erdulden, Rücksicht zu nehmen und die Tierchen der anderen auch noch zu lieben.

    Hm - also auch da kenne ich von "früher" sowohl Halter, die ihren Hund als Liebling vergötterten, als auch diese, die dies nicht taten.
    Die gibt es auch heute noch, und die ganzen Graufärbungen dazwischen auch - aber von ALLEM eben deutlich mehr.


    Was mMn deutlich hinter der massiven Zunahme an Hundehaltung hinterherhinkt ist die Wahrnehmung für die Probleme, die durch dieses "Mehr" entstehen.


    Ich empfinde allgemein die mangelnde Rücksichtnahme, die fehlende Empathie für die Belange anderer Menschen als Indikator für den heutigen Zeitgeist.


    ist es nicht eher der Wandel des. "Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem zu!" in ein: "Was du nicht willst das man dir tu, das füg ruhig einem andern zu ... wenn es dir einen Vorteil bringt!", der diesen Zeitgeist bestimmt?

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